Denkmaldatenbank
Kleingleichrichterwerk des S- und Fernbahnhofs Charlottenburg
09096168 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Gervinusstraße 34 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Kleingleichrichterwerk |
Datierung | 1927-1938 |
Entwurf | Brademann, Richard (Architekt) |
Bei dem eingeschossigen Klinkerbau Gervinusstraße 34, der seit 2008 als Ausstellungshalle genutzt wird (1), handelt es sich um das 1927-28 nach Plänen von Richard Brademann, Leiter der Berliner Reichsbahn-Bauabteilung, errichtete ehemalige Kleingleichrichterwerk des benachbarten S- und Fernbahnhofs Charlottenburg. (2) Für die Elektrifizierung der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen, die von 1926 bis 1929 durchgeführt wurde, entwickelte Brademann aus den technischen Anforderungen einen Regelentwurf, der mit nur geringen Abwandlungen insgesamt 19 mal umgesetzt wurde. Damit schuf der Architekt für die Stadtbahn eine Art architektonischer "Corporate Identity" mit hohem Wiedererkennungswert.
Die unbesetzte, vom nächsten Großwerk ferngesteuerte Anlage folgte in Maßen, Aufbau und Höhenstaffelung den funktionalen Vorgaben: Da für die Gleichrichteranlagen zumeist nur schmale Grundstücke an den Gleisanlagen zur Verfügung standen, entstanden längliche Baukörper mit einer symmetrischen Anordnung der zwei Gleichrichtergruppen. Im erhöhten Mittelteil mit quadratischer Grundfläche war die 30-Kilovolt-Sammelschiene untergebracht, die den Drehstrom vom Hauptwerk Halensee erhielt. In niedrigeren Bauteilen schlossen beiderseits die Zellen für Ölschalter und Transformatoren an, die den Strom auf 800 Volt herunterspannten. Die warme Luft wurde über Lamellenöffnungen im Mittelteil abgeführt. Unter einem nochmals niedrigeren Dach lagen Gleichrichter, die den Drehstrom in Gleichstrom umwandelten, und Schnellschalter. Da alle Zellen einzeln zugänglich sein mussten, befinden sich an der Straßenseite sowie an beiden Stirnseiten Stahltüren. Die Architektur zeichnet sich entgegen der Beteuerung des Architekten, es handele sich nur um ein Gehäuse für elektrische Anlagen, durch eine sorgsame, fast dekorative Gestaltung aus. So wird die Höhenstaffelung betont, indem die Dachplatten aus Beton markant hervortreten. Das Baumaterial wird variiert: Neben dem roten Klinker normalen Formats wird ein flacherer, schwarz glasierter Ziegel für die Rahmung der ursprünglich roten Stahltore eingesetzt; Haupteingang und Fensteröffnungen sind durch dreieckige Klinkerprofile gerahmt.
(1) Kunsthalle Koidl, Umbau 2006-08. Vgl. www.kunsthalle-koidl.com/. Die Türfüllungen aus Stahl sind im Zuge des Umbaus zu einem Ausstellungsgebäude durch Glasscheiben ersetzt worden.
(2) Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B (1), Städtischer Nahverkehr, Berlin-München-Düsseldorf 1979, S. 194; Verkehrstechnische Woche, 24 (1930), H. 15, S. 226; Brademann, Richard: Hochbauten der Elektrisierung der Berliner Stadt- und Vorortbahnen. In: WMB 13 (1929), Nr. 12, S. 481-493; ZfB 80 (1930), H. 2, S. 25-39, bes. S. 29; Schmidt, Hartwig/Eilhardt, Eva-Maria: Die Bauwerke der Berliner S-Bahn, Die Stadtbahn, Berlin 1984 (Arbeitshefte der Berliner Denkmalpflege 1), S. 28-30; Dost, Susanne: Richard Brademann (1884-1965), Architekt der Berliner S-Bahn, Berlin 2002, S. 80-84.
Literatur:
- BusB X B 1 1979 / Seite 194
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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