Denkmaldatenbank

Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt

Obj.-Dok.-Nr. 09096158
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Fraunhoferstraße 11, 12

Kohlrauschstraße 2, 4, 6, 8, 10, 12
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Ausstellungsgebäude
Datierung 1900-1903
Umbau 1906-1908
Entwurf Hückels (Ingenieur)
Entwurf Scharowsky, Carl (?) (Maurermeister)
Ausführung Clemens, Gustav

Die Nähe zur Physikalisch-Technischen Reichsanstalt ebenso wie zur Technischen Hochschule war vermutlich maßgeblich bei der Wahl des Standortes für die Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt, Fraunhoferstraße 11-12. (1) Auf Beschluss des Reichstages sollte in einem eigens errichteten Gebäude mit Ausstellungen zu Unfallverhütung, Volksernährung, Hygiene und Arbeiterwohnungsbau auf eine Verbesserung der industriellen Arbeitsbedingungen hingewirkt werden. Die 1900-03 unter der Leitung von Baurat Johann Hückels als Ausstellungsgebäude errichteten und 1906-08 erweiterten Gebäude wurden in den 1990er Jahren umfassend saniert, aufgestockt und zum Teil rekonstruiert; sie gehören heute als Hermann-von-Helmholtz-Bau zur Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). (2) Die Anlage besteht aus einem zweigeschossigen Verwaltungsbau mit Vorgarten an der Fraunhoferstraße, einem nach Norden anschließenden Verbindungstrakt mit Vortragssaal im oberen Geschoss sowie einer Ausstellungshalle in Eisenskelettkonstruktion entlang der Kohlrauschstraße. Trotz Schäden im Zweiten Weltkrieg und späteren Umbauten in weiten Teilen erhalten, stellt das ehemalige Arbeitsschutzmuseum ein herausragendes Dokument für die deutsche Technik- und Sozialgeschichte des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts dar.

Der Verwaltungsbau, dem beim Umbau für die PTB 1993-2001 ein modernes Dachgeschoss aufgesetzt wurde, war ursprünglich ein zweigeschossiger Putzbau mit hohem Walmdach und Ziergiebeln. (3) Lisenen, Sockel und waagerechte Streifen in rotem Ziegel, Stichbogenfenster und ein übergiebeltes Eingangsportal gliedern auch heute noch die Fassaden. Die Fassadengestaltung des Verbindungsbaus und der Ausstellungshalle ist ebenfalls durch helle Putzflächen, rote Ziegelstreifen und -lisenen sowie Stichbogenfenster bestimmt. Die 1903 eröffnete Ausstellungshalle, die eine Eisenskelettkonstruktion über kreuzförmigem Grundriss und mit dreischiffigen, basilikalem Querschnitt sowie einer Laterne über der Vierung besaß, hatte eine fast sakrale Wirkung, die durch die Lichtführung ergänzt wurde: Die Dachflächen des höheren Mittelschiffs waren mit Ausnahme eines mittleren Streifens verglast. Erst durch die Erweiterung um ein zweites Querschiff erhielt der Bau 1908 seine heutige Form. Bei den ab 1993 durchgeführten Baumaßnahmen wurde die Halle unterkellert, die Konstruktion ertüchtigt und die Verglasung des Daches erneuert. Im Verbindungstrakt wurden im Erdgeschoss das Foyer und im Obergeschoss der Vortragssaal wiederhergestellt. (4)


(1) 1924 umbenannt in Deutsches Arbeitsschutzmuseum, 1927 in Deutsches Museum für Arbeitsschutz. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude zerstört und das Museum aufgelöst. Bis Ende der 1970er Jahre diente die Anlage einer Maschinenbaufabrik; 1978 wurde es von der gegenüberliegenden Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) übernommen. Nach einem Abrissantrag der PTB wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. 1988-89 wurde hier die Ausstellung "verloren, gefährdet, geschützt, Baudenkmale in Berlin" gezeigt. (Vgl. Huse, Norbert (Hrsg.): Verloren, gefährdet, geschützt, Baudenkmale in Berlin, Berlin 1988, S. 330 ff.) Eine Deutsche Arbeitsschutz-Ausstellung (DASA) gibt es heute in Dortmund. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung war 1980 mit dem Aufbau einer Ausstellung betraut worden. 1993 eröffnete das Museum, das im Jahr 2000 endgültig fertig gestellt war; im Jahr 2016 verzeichnete es 200.000 Besucher.

(2) Die Hallenkonstruktion stammt möglicherweise von dem Ingenieur Carl Scharowsky, der 1882 den Berliner Ausstellungspalast in ähnlicher Gestalt schuf. Johann Hückels, der die Baupläne unterzeichnet hat, war nicht unbedingt der Entwerfer. Vgl. Deutsches Arbeitsschutzmuseum, Entwicklung seit 1924, Berlin 1927; Bertheau, Paul: 25 Jahre Deutsches Arbeitsschutzmuseum, 1903-1928, Berlin 1928; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 268 f.; Neumeyer, Fritz: Industriegeschichte im Abriß, Das Deutsche Arbeitsschutzmuseum in Berlin-Charlottenburg. In: Die nützlichen Künste, hrsg. v. Tilmann Buddensieg u. Henning Rogge, Ausstellungskat. Berlin 1981, S. 186-197; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. A, Bauten für die Kunst, Berlin-München 1983, S. 32 f., 56; Huse 1988, S. 330-367; Berlin Denkmalschutz und Denkmalpflege, Berlin 2001, S. 130 f.

(3) Die Ziergiebel, wie sie heute noch an den Stirnwänden der Halle zu sehen sind, waren bereits in den 1930er Jahren vereinfacht worden.

(4) Die Baumaßnahmen durch Architekten AGP Wolfgang Meier und Helmut Zeumer durchgeführt. Vgl. Berlin Denkmalschutz und Denkmalpflege, Berlin 2001, S. 130 f.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 268-269 (andere Daten als BusB)
  • BusB V A 1983 / Seite 32 f. 56
  • Neumeyer, Fritz: Industriegeschichte im Abriß - das Deutsche Arbeitsschutzmuseum in Berlin-Charlottenburg, in: Die nützlichen Künste, Berlin 1981 / Seite 186-197
  • Berthau, P.: 25 Jahre Deutsches Arbeitsschutzmuseum 1903-1928, Berlin 1928 / Seite .
  • N.N.: Deutsches Arbeitsschutzmuseum - Entwicklung seit 1924, Berlin 1927 / Seite .
  • Lorenz, Werner; May, Roland; Staroste, Hubert: Ingenieurbauführer Berlin, Petersberg 2020 / Seite 112f.
  • Verloren - gefährdet - geschützt, Berlin 1988

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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