Denkmaldatenbank
Villa Eichenallee 6 Ebereschenallee 5
09096137 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Westend |
Adressen | Eichenallee 6 Ebereschenallee 5 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Villa |
Entwurf | 1871 |
Datierung | 1872-1873 |
Umbau | 1895-1896 |
Entwurf & Ausführung | Petzholtz, Ernst |
Entwurf | Miessner, Julius |
Bauherr | Lübke (Bankier) |
Bauherr | Gall, Emil |
Auf einem bis zur Ebereschenallee reichenden Grundstück mit prächtigen alten Bäumen steht das große Landhaus Eichenallee 6, (1) das heute überwiegend als Therapiezentrum genutzt wird. (2) Es ist im Kern ein Frühwerk des Baumeisters Ernst Petzholtz, der ab den 1860er Jahren zahlreiche Privatbauten für die Potsdamer Vorstädte und Berlin-Wannsee im spätklassizistischen oder neogotischen Stil entwarf. (3) Er stand in engem Kontakt mit Koloniegründer Heinrich Quistorp, war für ihn offenbar als eine Art Hausarchitekt tätig. (4)
Petzholtz Landhaus für Westend entstand 1871-73 für den Bankier Lübke als eines der frühesten Beispiele einer Mietetagenvilla mit ursprünglich jeweils einer Fünfzimmerwohnung in Erd- und Obergeschoss. Das heutige Erscheinungsbild ist durch einen Umbau 1895-96 geprägt, der das spätklassizistische Landhaus von Petzholtz gravierend veränderte. Architekt Julius Miessner ergänzte für den neuen Eigentümer Emil Gall die doppelgeschossigen Holzloggien zur Eichenallee sowie flache Dächer und schlichtes Holzzierwerk, wodurch das Landhaus seither einen ländlich-rustikalen Touch besitzt. Aus der Umbauzeit datiert auch die reich verzierte Stabgittereinfriedung zur Eichenallee. Im Inneren hat sich eine künstlerisch bedeutende Ausstattung im Stil des Historismus erhalten mit Wandvertäfelungen, Türrahmungen, Holzkassettendecken und Marmorkaminen. Das großräumige, hell belichtete Treppenhaus mit Tonnendecke gehört zu den schönsten Westends.
(1) Im Vorgarten steht eine außergewöhnlich große Blutbuche, im rückwärtigen Garten eine besondere geschlitzt blättrige Buche (fagus sylvatica laciniata). In Berlin sind lediglich zwei weitere Exemplare dieser Größe bekannt (Botanischer Garten u. Kleistpark). Der um 1880 gepflanzte Westender Baum ist mit 300 cm der umfänglichste. Auskunft von Norbert Prauser, BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Berlin e.V., am 28.9.2017.
(2) Das Landhaus wurde 1972 von Prof. Dr. Josef Rattner als Wohnhaus und Praxissitz erworben, um für seine großgruppentherapeutische Arbeit (Arbeitskreis für Tiefenpsychologie) geeignete Räume zu schaffen. Es ist zudem neben mehreren psychotherapeutischen Praxen Sitz der Akademie für Verstehende Tiefenpsychologie und Kulturanalyse.
(3) Kurzbiografie zu (Friedrich) Ernst Petzholtz (1839-1904), Mitglied der namhaften Potsdamer Baumeisterfamilie, bei Bröcker, Ulrike: Die Potsdamer Vorstädte 1861-1900. Von der Turmvilla zum Mietwohnhaus. Forschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg, Bd. 6, hrsg. v. Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum, Worms 2004, S. 292-295. Nach Entwürfen Petzholtz entstand 1871-72 auch der Wasserturm Westends, der so genannte "Germaniaturm, den Quistorp zu einer Sehenswürdigkeit ersten Ranges ausgestalten wollte." Vgl. Bark, Willy: Chronik von Alt-Westend mit Schloß Ruhwald, Spandauer Bock und Fürstenbrunn (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 56), Berlin 1937, S. 32, Abb. Taf. 6. Der gigantische Wasserturm blieb eine Bauruine, wurde niemals als Wasserturm genutzt und schließlich 1892 gesprengt. Vgl. Bröcker 2004, S. 204 f.
(4) Quistorp engagierte Petzholtz für Privatbauten in Potsdam, der Villenkolonie Alsen (Berlin-Wannsee, unter anderen die Villa Wild, Am Sandwerder 1, errichtet 1875) und Berlin. Mutmaßlich gründete er den Potsdamer Bauverein, in dem Petzholtz gleichsam als Vereinsarchitekt tätig war. Vgl. Bröcker 2004, S. 35 f. u. S. 204 f.
Literatur:
- Bernhard, Andreas/ Die Bautätigkeiten der Architekten von Schloß Glienicke in
Schloß Glienicke, 1987 / Seite 81-108 - Bark, Willy, Chronik von Alt-Westend, Berlin 1937 / Seite (zum Germaniaturm)
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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