Denkmaldatenbank

Wohnanlage Brixplatz 2, 4, 6, 8 Reichsstraße 71 Westendallee 71

Obj.-Dok.-Nr. 09096117
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Brixplatz 2, 4, 6, 8

Reichsstraße 71

Westendallee 71
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnanlage
Entwurf 1927
Fertigstellung 1928
Bauherr
Entwurf Heidenreich und Michel (Baugeschäft)
Ausführung Schmidt und Co.
Bauherr Baugesellschaft Binger Straße GmbH

Am 1921 angelegten, naturgeprägten Brixplatz bildet die Wohnanlage Brixplatz 2/8, Reichsstraße 71, Westendallee 71 als nördliche Randbebauung seit 1928 einen kulissenartigen, ruhigen Hintergrund. Im gleichen Jahr entstanden auch die nördlich gelegene Blockrandbebauung, die mit der hier behandelten, U-förmigen Wohnanlage einen gemeinsamen Hofraum ausbildet. Die Wohnanlage ist ein qualitätsvoller, gut erhaltener Vertreter der so genannten gemäßigten Moderne. Die Baupläne stammen vom Neu-Westender Architekturbüro Heidenreich & Michel, welches mehrere Mietshäuser an Kaiserdamm und Theodor-Heuss-Platz entwarf. (1) Die dem leicht kurvierten Straßenverlauf folgende, viergeschossige Wohnanlage mit steilem Walmdach besteht aus sechs Hauseinheiten mit 48 Wohnungen sowie ehemals zwei Ateliers im Dachraum der Häuser Brixplatz 4 und 6. In den eingezogenen Gebäudeecken und fortgeführt an der belebten Reichsstraße sind Schaufenster von ehemals acht Ladenlokalen angeordnet. Die zweifarbigen Rauputzfassaden zeigen Extravaganzen, die für die späten 1920er Jahre typisch sind: Bis hinauf zum Sohlbankgesims der zweiten Etage ist der Verputz grau, darüber in einem Ockerton gehalten. Einen Kontrapunkt zur Vertikalen setzten Loggien, die risalitartig einfach und doppelt gruppiert sind. Lebens- und Wohnformen eines vermögenden Klientel in der prosperierenden Phase der Weimarer Republik bezeugen breitrechteckige, dreiteilige Fenster, Hauseingänge mit Laibungen in Muschelkalk, vertäfelte Treppenaufgänge, Wohnungsgrößen mit überwiegend fünfeinhalb Zimmern sowie die Tiefgarage mit 15 Einstellplätzen. Mehrere bedeutende Kunstschaffende der Zeitgeschichte lebten in der Wohnanlage, darunter von 1928 bis 1936 Paul Hindemith (Brixplatz 2), Gisela Uhlen, Hans Bertram und Fred Hildebrandt (Brixplatz 4), sowie Veit Harlan und Hilde Körber (Westendallee 71). (2)


(1) Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. A, Die Voraussetzungen, Die Entwicklung der Wohngebiete, Berlin 1970, S. 278, XIII. Conrad Georg Heidenreich (1873-1937) und Paul Michel (1877-1938) begründeten um 1906 das gemeinsame Architekturbüro. Das Büro befand sich ab 1908 im durch sie entworfene Mietshaus Kaiserdamm 26, ab 1912 im Kaiserdamm 33. Auch die Mietshäuser Kaiserdamm 27, 28, sowie 33 und 36 (kriegszerstört) und Theodor-Heuss-Platz 10 und 12 sind Werke der Architekten, ebenso wie das bekannte Weinhauses Huth in Berlin-Mitte (errichtet 1912). Vgl. Erika Schachinger: Conrad Heidenreich und Paul Michel. Die Architekten des Weinhauses Huth. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, 4 (1998).

(2) Voß, Karl: Reiseführer für Literaturfreunde, Berlin 1980, S. 443 f.; Sonnenstuhl, Burkhardt (Hrsg.): Promiente in Berlin-Westend und ihre Geschichten, Berlin-Brandenburg 2007, S. 25 f. Dem Brixplatz (früher Sachsenplatz) ein Kapitel gewidmet hat Fred Hildenbrandt in: Ich soll Dich grüßen von Berlin, 1922-1932, Berliner Erinnerungen ganz und gar unpolitisch, München 1966, S. 74-87.

Literatur:

  • Hildenbrandt: Ich soll Dich grüßen von Berlin: 1922-1932. Berliner Erinnerungen ganz und gar unpolitisch, München1966 / Seite 74-87
  • BusB IV A 1970 / Seite 277f.
  • Voß/ Reiseführer für Literaturfreunde - Berlin, 1980 / Seite 443 f.
  • Adressbuch, 1931 / Seite Bd. III, Teil IV, 1297, 1302, 1336

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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