Denkmaldatenbank

Ruhrkohle-Haus

Obj.-Dok.-Nr. 09096107
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Bismarckstraße 107
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Büro- und Geschäftshaus
Datierung 1958-1959
Entwurf Baumgarten, Paul (Architekt)
Bauherr Ruhrkohlen-Beratung GmbH
Ausführung Wiemer und Trachte

In der frühen Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg entstand das Ruhrkohle-Haus, Bismarckstraße 107, 1958-59 nach Entwurf von Paul G. R. Baumgarten. (1) Das siebengeschossige Bürogebäude für die Berliner Vertretung der Essener Ruhrkohle AG, das neben der Büronutzung in den Obergeschossen auch Räume für Beratung, Ausstellungen und Veranstaltungen im Erdgeschoss bot, wird heute von einer privaten Hochschule genutzt. (2) Mit seiner gleichmäßig gegliederten, von blauen Brüstungsplatten bestimmten Fassade und seiner Stahlbeton-Skelettkonstruktion zeigt das ehemalige Ruhrkohle-Haus eine "beschwingte unkonventionelle Eleganz" und bietet "lichte abwechslungsreiche Raumeindrücke", wie es eine zeitgenössischer Kritik formulierte. (3) Anders als andere Bürohäuser dieser Zeit, die mit Natursteinverkleidungen auf eine repräsentative Wirkung zielten, weist das Ruhrkohle-Haus mit Transparenz und Sachlichkeit auf die Ästhetik der 1960er Jahre voraus. Mit Ausnahme der erneuerten Fenster und Schaufenster ist das Haus weitgehend in seinem bauzeitlichen Bestand erhalten. (4)

Die zwischen den beiden Brandwandscheiben und einem Kern für Treppenhaus, Fahrstühle und Sanitärräume eingespannten Betondecken sowie die massiven Fensterbrüstungen an Vorder- und Rückfassade bilden das Tragwerk des Gebäudes, das mit einer der ersten Vorhangfassaden (Curtain Wall) in Berlin und einer vollkommen stützenfreien Raumaufteilung im Inneren eine Besonderheit darstellt. Die Fassade besteht aus zwischen die Brüstungen eingespannten Fensterelementen mit ursprünglich hellen Holz-, heute braunen Aluminiumrahmen und blau emaillierten Stahlplatten vor den Brüstungen. Weiß emaillierte Stahlblech-Profile, die die Stoßfugen der Fensterelemente überdecken, gliedern als vertikale Elemente die Fassade. Das leicht zurückgesetzte Erdgeschoss ist vollständig verglast. Die Geschosse wurden ursprünglich durch leichte Trennwände unterteilt, die, mit Oberlichtern versehen, für die erwähnte Helligkeit sorgten.


(1) Architektur und Wohnform 8 (1960), S. 319-327; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 669; Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900 in Berlin, Berlin 1968, Nr. 30; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IX, Industriebauten - Bürohäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1971, S. 172 f., 216; Paul Baumgarten, Bauten und Projekte 1924-1981, Schriftenreihe der Akademie der Künste, Bd. 19, Ausstellungskat. Berlin 1988, S. 200-203; Annette Menting, Paul Baumgarten, Schaffen aus dem Charakter der Zeit (Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, hrsg. vom Landesdenkmalamt Berlin, Beiheft 27), Berlin 1998, S. 271; Bauen in Berlin, 1900-2000, hrsg. v. Josef Paul Kleihues, Jan Gerd Becker-Schwering, Paul Kahlfeldt, Ausstellungskat., Berlin 2000, Kat.-Bd., S. 259.

(2) Hochschulstudienzentrum Berlin der FOM (Die Hochschule für Berufstätige), eine private Hochschule für die Bereiche Wirtschaft, Recht, Gesundheit, Soziales, IT-Management und Ingenieurwissenschaften. Vgl. www.fom.de

(3) Architektur und Wohnform 8 (1960), S. 324.

(4) Auch die ursprünglichen Schriftzüge auf der Dachkante und über dem Erdgeschoss wurden entfernt.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 669
  • Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900, 1963 / Seite Obj. 74
  • Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900, 1968 / Seite Obj. 30
  • BusB IX 1971 / Seite 216
  • Architektur und Wohnform (1960) 8 / Seite 319-327

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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