Denkmaldatenbank

Finanzamt Charlottenburg

Obj.-Dok.-Nr. 09096101
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Bismarckstraße 48

Spielhagenstraße 16, 17, 18
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Verwaltungsgebäude
Datierung 1936-1939
Entwurf Bruker
Ausführung Heilmann und Littmann AG
Bauherr Landesfinanzamt Berlin

Eines der wenigen in der NS-Zeit an der Ost-West-Achse realisierten öffentlichen Gebäude ist das Finanzamt Charlottenburg, Bismarckstraße 48, Spielhagenstraße 16-18, das 1936-39 nach Entwurf des Oberregierungsrats Eugen Bruker errichtet wurde. (1) Mit einem Haupttrakt von 83 Metern Breite an der Bismarckstraße, einem rückwärtigen, etwa 95 Meter langen Mittelflügel und einem 65 Metern breiten Quertrakt an der Spielhagenstraße hat das Gebäude enorme Ausmaße, wie sie von Albert Speer für die Bebauung der großen Achsen vorgesehen worden waren. Mit einer Nutzfläche von mehr als 10.000 Quadratmetern war es seinerzeit das größte Finanzamt Berlins. Das bis heute in seiner Funktion ebenso wie in seinem Erscheinungsbild weitgehend unverändert erhaltene Gebäude erlaubt nicht nur durch seine gewaltigen Dimensionen, sondern auch durch die architektonische Gestaltung die zeitliche Zuordnung: Den NS-Bau charakterisieren nüchterne Putzfassaden, Muschelkalk an Sockelzone, Traufgesims und schmalen Fensterrahmungen sowie ein monumentaler Eingangsbereich, der von hohen Pfeilern, einer Wandverkleidung und einem Reichsadler ebenfalls in Muschelkalk bestimmt wird. Das Medaillon, das ursprünglich ein Hakenkreuz zu Füßen des Adlers zeigte, ist durch eine runde Hausnummernleuchte ersetzt.

Die viergeschossige Hauptfront an der Bismarckstraße ist in den unteren drei Geschossen durch paarweise angeordnete Fenster symmetrisch gegliedert. Das oberste Geschoss ist deutlich höher, hier sind Besprechungsräume und ein großer Saal untergebracht. Darüber leitet ein schmales Traufgesims mit stilisierten Konsolen über zum einfachen Satteldach. Unterbrochen wird die Putzfassade in der Mitte durch eine fünfachsige, mit grauem Naturstein verkleidete Portalnische, die hinter die Gebäudeflucht eingerückt und mit vier mächtigen, bis zum dritten Geschoss reichenden Werksteinpfeilern und Eisengeländern dazwischen abgeschlossen ist. In den äußeren Achsen dieser offenen Vorhalle führen Treppen zum höher gelegenen und mit zeittypischen Lampen bestückten Eingangsbereich, dessen Rückwand durch ein Raster aus Eingangstüren und Fenstern sowie durch das Adlerrelief betont ist. Im Inneren führt vom Haupteingang ein Foyer zum Haupttreppenhaus mit doppelläufiger Treppe. Mit Muschelkalk an Sockel, Traufe und Fensterrahmen ist die Fassade an der Spielhagenstraße ähnlich gestaltet wie an der Bismarckstraße, die Hoffassaden sind ohne Werksteinelemente deutlich schlichter. Alle rückwärtigen Bauteile verfügen über fünf Geschosse.


(1) Bei den Architekten gibt es widersprüchliche Angaben: Laut Bauakte stammt der Entwurf von Oberregierungs- und Baurat Eugen Bruker (von dem eine Wohnanlage für die Landesfinanzdirektion in der Berliner Straße in Zehlendorf von 1927-30 bekannt ist) unter Mitarbeit von Baurat Kepler vom Finanzamt. Für die Ausführung war die Baufirma Heilmann & Littmann zuständig, Leiter war Wilhelm Hambrock. Vgl. Baugilde 18 (1936), S. 578; db 70 (1936), S. 453; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 154; Donath, Matthias: Architektur in Berlin 1933-1945, Ein Stadtführer, Berlin 2004, S. 108 f. In BusB hingegen sind Karl Reichle und Wilhelm Weygandt mit Ausrufezeichen, aber ohne Quellenangabe genannt. Vgl. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil III, Bauwerke für Regierung und Verwaltung, Berlin-München 1966, S. 59.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 154
  • BusB III 1966 / Seite 59
  • Die Baugilde 18 (1936) / Seite 578
  • Riedrich, Otto/ Die Umgestaltung der Reichshauptstadt =Deutsche Bauzeitung 70 (1936) / Seite 453

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen