Denkmaldatenbank

Wohnsitz Neu-Bayern

Obj.-Dok.-Nr. 09096095
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Bayernallee 47, 48
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus
Entwurf 1912
Datierung 1913-1915
Entwurf Schnelle, Max (Architekt)
Ausführung Sommer, Carl
Bauherr Köppen, August & Oppermann, Paul (Kaufmann)

In der Bayernallee 47-48 liegt ein wegen seiner Baumasse und repräsentativen Fassade wirkmächtiges Doppelmietshaus. Über den beiden Eingangsportalen findet sich die bauzeitliche Benennung Wohnsitz Neu-Bayern. Errichtet wurde er 1912-15 durch Max Schnelle für die Kaufleute August Köppen und Paul Oppermann.

Das viergeschossige Mehrparteienhaus mit ausgebautem Mansarddach steht frei auf dem Grundstück. Der Grundriss ist - ähnlich einem barocken Palais - U-förmig angelegt, wodurch ein begrünter Innenhof nach Südwesten entsteht. Hier sind die Nachteile des innerstädtischen Mietshauses in geschlossener Bauweise im Hinblick auf Erschließung und Belichtung vermieden. Freistehende Mietshäuser von großer Baumasse dokumentieren einen in den Villenvororten Berlins zu findenden Sondertyp, der die Reformbestrebungen im Mietshausbau der Zeit um 1910 bezeugt.

Die Fassaden sind achsensymmetrisch gegliedert und wirken durch das neoklassizistische Fassadendekor vornehm und gediegen. Zwei flache Risalite mit Dreiecksgiebeln akzentuieren die Straßenfassade, in deren Mitte Loggien angeordnet sind. Von besonderer Ausstrahlungskraft sind die acht dorischen, aus Sandstein gearbeiteten Säulen der Sockelzone, die den Blick auf die pompös wirkenden Portal I und II lenken. In bestem Zustand erhalten sind die künstlerisch solide gearbeiteten Stuckelemente, die Fenster und Veranden, Türen und Tore sowie die gesamte Einfriedung zur Bayernallee.

Einen außergewöhnlichen Empfang bilden die beiden Vestibüle hinter Portal I und Portal II mit ihrer kunsthandwerklichen Innenausstattung. Die Holzvertäfelung strukturieren deckenhohe Pilaster, zwischen die im oberen Wandbereich Stoff gespannt ist. Feines Schnitzwerk an Kapitellen, in Medaillons und im Spiegelrahmen des Kamins belegen gleichermaßen wie der gediegene Fahrstuhl von 1915 den hohen Wohnanspruch. Davon zeugen auch die Grundrisse: Die Sechs- beziehungsweise Siebenzimmerwohnungen sind nahezu spiegelbildlich an der Mittelachse dupliziert, sodass sich vier Einheiten pro Etage ergeben. Sie sind - wegen des Freistands des Hauses - allseits großzügig belichtet und komfortabel über die Treppenhäuser an der Straße und an den Seitenfronten zu erreichen. Das Raumprogramm mit Empfangsraum, Salon, Speise-, Wohn-, und Herrnzimmer entspricht dem gehobenen Standard der Zeit um 1910.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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