Denkmaldatenbank

Wohnhaus, Einfriedung Am Rupenhorn 25 Heerstraße 161

Obj.-Dok.-Nr. 09096082
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Am Rupenhorn 25

Heerstraße 161
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Einfriedung
Entwurf 1929
Datierung 1930
Umbau 1934
Bauherr Kluge, Richard (Kaufmann)
Entwurf Luckhardt und Anker (Architekt)
Ausführung Philipp Holzmann AG (Baugeschäft)

Die beiden einander benachbarten Einfamilienwohnhäuser Am Rupenhorn 24 und Am Rupenhorn 25 liegen an einer Hangkante in repräsentativ erhöhter Lage gegenüber der Einmündung zur Heerstraße. (1) Bauherr der beiden 1929-30 (Nr. 25) und 1929-32 (Nr. 24) realisierten Wohnhäuser war der Kaufmann Richard Kluge, der die Architektengemeinschaft von Hans und Wassili Luckhardt sowie Alfons Anker mit dem Entwurf betraute. Die Ausführung übernahm die Philipp Holzmann AG. (2) Zunächst war südlich der Baugruppe noch ein drittes Gebäude geplant, dessen Realisierung vermutlich aufgrund der Wirtschaftskrise unterblieb. Die beiden bestehenden Putzbauten zählen zu den konsequentesten Beispielen der Neuen Sachlichkeit in der Berliner Privathausarchitektur. Ihre Auf- und Grundrisse sind nahezu identisch ausgebildet, die Baukörper jedoch im rechten Winkel zueinander gedreht. Dadurch weist Haus Nr. 24 eine Nord-Süd-Ausrichtung, Haus Nr. 25 jedoch eine Ost-West-Orientierung auf. Die klar definierten, geradlinigen Konturen der dreigeschossigen Wohnhäuser bilden einen spannungsreichen Kontrast zu den geschwungenen Erdgeschossterrassen und den halbrund ausgebildeten Balkonen der Obergeschosse. Mit Fensterbändern, Terrassen, relingartigen Geländern und Flachdachabschlüssen entsprechen die Baukörper beispielhaft den formalen und konstruktiven Erscheinungen, die sich aus den Forderungen des Neuen Bauens nach einer funktionalen aber gut gestalteten Architektur ergaben. Die weißen Fassaden wurden witterungsbeständig mit Ölanstrich und Wachs behandelt, damit der leuchtende Farbton nicht verloren geht. Experimentell verwendeten die Architekten ein mit Bimsbetonplatten ausgefachtes Stahlskelett-Gerüst aus drei Reihen von jeweils sieben Stützen. Zudem liegt dem Entwurf ein quadratisches Grundrissmodul zugrunde, das in einer Anordnung von drei auf sechs Modulen umgesetzt wurde. Stützenreihen mit unterschiedlich breiten Achsabständen gliedern den zweizonigen Grundriss. Im schmaleren Bereich kommen Flure und Treppen unter, der größere Achsabstand bestimmt die Raumbreite der Aufenthaltsräume. Küche, Chauffeurswohnung und Wirtschaftsräume sind im "Sockelgeschoss" (3) untergebracht. Von dem Treppenflur und einer kleinen Anrichte abgesehen, wird das Erdgeschoss hingegen von einem großen Wohnraum eingenommen, der die Funktionen von Speise-, Wohn- und Arbeitszimmer auf sich vereint. Winkelförmig um den Treppenflur geführt, ist er in Teilbereiche zoniert, so liegt die Bibliothek im hinteren, etwas zurückgezogenen Raumbereich. Hohe auf Rollen bewegbare Fenstertüren binden die Etage an die großzügige, oberhalb des Gartens gelegene Terrasse an. Im Obergeschoss, das trotz kleinteiliger Untergliederung dem zweizonigen Aufbau des Erdgeschosses vergleichbar ist, liegen Schlaf-, Kinder- und Gästezimmer sowie ein Bad. Bemerkenswert ist schließlich das Dachgeschoss der Häuser, das genutzt wurde, um eine weitere großzügige Terrasse auszubilden. Teilweise von einer Pergola überfangen, bietet sie weite Ausblicke in die Umgebung. Garten, Erdgeschoss- und Dachterrasse sind eng mit den Innenräumen der Häuser verbunden und bieten somit auf drei unterschiedlichen Ebenen Übergänge von Wohnen und Natur, von Innen- und Freiraum. Bereits 1932 sah sich der Bauherr Richard Kluge aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, sein Wohnhaus (Nr. 25) aufzugeben und zunächst in die benachbarte Nr. 24 zu ziehen. Politisch musste er 1934 schließlich nach London emigrieren. Im gleichen Jahr löste sich auch das Architekturbüro Luckhardt und Anker unter den neuen Machthabern auf. (4) Hertha Krüger (Nr. 24) und die Vereinsbank in Nürnberg (Nr. 25) erwarben die Gebäude anschließend. (5) Einschneidend war die Hausteilung von Nr. 25 in zwei Wohnungen, die 1935 eine bessere Vermietbarkeit des Objektes erzielen sollte und auch bedeutende Veränderungen an den Fassadenöffnungen nach sich zog. (6) Diese Umbauten wurden seit 1997 von Christa Kliemke und Robert Wischer in drei Etappen weitgehend zurückgenommen.


(1) Bauakten BWA-Charlottenburg, Am Rupenhorn 24, Band 1-2 und Am Rupenhorn 25, Band 1-2; Baumeister 29 (1931), H. 4, S. 156-160; Johannes 1931, S. 32 (Nr. 37); ZBV 51 (1931), H. 3, S. 52; Eckstein, Hans: Neue Wohnbauten, München 1932, S. 36-37; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 444; Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900 in Berlin, Berlin 1963, Nr. 42-43 (S. 56); Akademie der Künste (Hrsg.): Bauen in Berlin 1900-1964, Berlin 1964, S. 78; Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900 in Berlin, Berlin 1968, Nr. 180/181 (S. 143); Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. C, Die Wohngebäude, Einfamilienhäuser; Berlin-München-Düsseldorf 1975, S. 186-188, Nr. 1814; 100 Berliner Bauten der Weimarer Republik, hrsg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1977, S. 44; Börsch-Supan, Eva u. Helmut: Berlin, Kunstdenkmäler und Museen, 2. Aufl. Stuttgart 1977 (Reclam, Kunstführer Deutschland), S. 479; Karl-Heinz Hüter, Architektur in Berlin 1900 - 1933, Berlin 1987, S. 349; Akademie der Künste (Hrsg.): Brüder Luckhardt und Alfons Anker. Schriftenreihe der Akademie der Künste, Bd. 21, Berlin 1990, S. 13, S. 79, S. 92, S. 156-157, S. 226-229; Nowitzki, Dagmar: Hans und Wassili Luckhardt. Das architektonische Werk, Beiträge zur Kunstwissenschaft 42, München 1991, S. 46-49, S. 389-90; Börsch-Supan, Eva u. Helmut/Kühne, Günther/Reelfs, Hella: Berlin, Kunstdenkmäler und Museen, 4. Aufl. Stuttgart 1991 (Reclam, Kunstführer Deutschland), S. 301-302; Pevsner, Nikolaus/ Honour, Hugh/Fleming, John: Lexikon der Weltarchitektur, 3. Aufl. München 1992, S. 387; Wörner, Martin/Mollenschott, Doris/Hüter, Karl-Heinz: Architekturführer Berlin, 5. Aufl. Berlin 1997, S. 139, Nr. 224; Bauen in Berlin, 1900-2000, hrsg. v. Josef Paul Kleihues, Jan Gerd Becker-Schwering, Paul Kahlfeldt, Ausstellungskat., Berlin 2000, S. 132; Nitsch, Ute: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z, Ein Lexikon, hrsg. v. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin 2003, S. 153-154; Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Berlin, bearb. v. Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Bollé, Ralph Paschke u. a., 3. Aufl., durchgesehen u. ergänzt v. Michael Bollé, München-Berlin 2006, S. 242-244.

(2) Bauakten BWA-Charlottenburg, Heerstraße 161, Band 1, fol. 3 und Am Rupenhorn 24, Band 1, fol. 2.

(3) Geschossbezeichnung nach: Bauakte BWA-Charlottenburg, Am Rupenhorn 24, Band 1, fol. 20.

(4) Wassili und Hans Luckhardt traten noch 1933 im Versuch sich mit der Regierung zu arrangieren der NSDAP bei. Aufgrund der jüdischen Wurzeln Alfons Ankers (1872-1952) wurde die Bürogemeinschaft 1934 aufgelöst, woraufhin Anker bis zu seinem Berufsverbot zunächst selbstständig an kleineren Aufträgen arbeite. Nach erfolglosen Versuchen einer Emigration nach London, war es ihm 1939 schließlich unter großen Anstrengungen möglich, nach Schweden auszureisen.

(5) Bauakten BWA-Charlottenburg, Am Rupenhorn 24, Band 1, fol. 102 und Heerstraße 161, Band 1, fol. 103.

(6) Bauakte BWA-Charlottenburg, Heerstraße 161, Band 1, fol. 42 ff.

Literatur:

  • BusB IV C 1975 / Seite 22, 23, 186-188
  • Akademie der Künste Berlin (Hg.)/ Brüder Luckhardt und Alfons Anker. Berliner Architekten der Moderne. in
    Schriftenreihe der Akademie der Künste Bd. 21. Berlin 1990 / Seite 226-228 (mit ausführlichem Literaturverzeichnis)
  • Architekten BDA Luckhardt und Anker/ Zur neuen Wohnform. in
    Der wirtschaftliche Baubetrieb Bd. 3. Berlin 1930 / Seite 22-37
  • Heinz Johannes/ Neues Bauen in Berlin. Berlin 1931 / Seite 32
  • Hans Eckstein/ Neue Wohnbauten. München 1932 / Seite 36-37
  • Udo Kultermann/ Wassili und Hans Luckhardt - Bauten und Entwürfe. Tübingen 1958 / Seite 40-47
  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 444
  • Rolf Rave, Hans-Joachim Knöfel/ Bauen seit 1900. Ein Führer durch Berlin. Berlin - Frankfurt/M. - Wien 1963 / Seite Obj. Nr. 42
  • Rolf Rave, Hans-Joachim Knöfel/ Bauen seit 1900 in Berlin. Berlin 1968 / Seite Obj. Nr. 180
  • Reclam Berlin, 1977 / Seite 479-480
  • Schäche, Wolfgang (Hg.)/ Baumeister, Architekten, Stadtplaner. Biographien zur baulichen Entwicklung Berlins. Berlin 1987 / Seite 636-637
  • Architekturführer Berlin, 1997 / Seite 139 Obj. Nr. 224
  • Dehio, Berlin, 2000 / Seite 185

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Landesdenkmalamt Berlin
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