Denkmaldatenbank
Villa Kogge
09096076 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Alt-Lietzow 28 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Villa |
Datierung | 1864-1866 |
Umbau | 1891, 1959 |
Ausführung | Mertens, Louis & Zeitler, L. (Maurermeister & Zimmermeister) |
Bauherr | Kogge, Carl A. (Holzhändler) |
Der älteste Bau am ehemaligen Dorfanger in Alt-Lietzow ist heute die Villa Kogge, Alt-Lietzow 28, die 1864-66 von Maurermeister Louis Mertens und Zimmermann L. Zeitler errichtet wurde und seit 1959 als Standesamt dient. (1) Benannt ist das repräsentative, in spätklassizistischen Formen gestaltete Wohnhaus nach dem Bauherrn, dem wohlhabenden Holzhändler Albert Kogge, der ab 1857 Stadtrat und 1864-76 Vorsteher der Stadtverordneten in Charlottenburg war. (2) Da die Villa 1910 an die Stadt Charlottenburg verkauft worden war und den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden hatte, wurde in den 1950er Jahren entschieden, hier das Standesamt des Bezirks unterzubringen. (3) Seit 1961 sind auch Teile der historischen Möblierung aus dem ersten, 1874 im alten Rathaus eingerichteten Charlottenburger Standesamt aufgestellt. (4)
Die aufwendig gestaltete Villa ist ein zweigeschossiger Putzbau mit hohem Sockel und flachem Walmdach, der an allen Seiten durch Vorbauten gegliedert ist: nach Westen ein Risalit mit dem Eingangsportal, an der Nordseite ein Altan mit korinthischen Säulen, im Osten ein Risalit mit Dreiecksgiebel, Balkon und Freitreppe sowie an der Südseite ein zweigeschossiger Erker auf fünfeckigem Grundriss. Von den hell gestrichenen Wandflächen setzen sich die sandsteinfarbenen Gliederungselemente wie Fensterrahmungen mit geraden Verdachungen, Brüstungsreliefs, Stockwerksgesimse und ein breites Kranzgesims mit Fries wirkungsvoll ab. Reicher bildnerischen Schmuck, darunter an der Gartenfassade ein Giebelrelief mit Greifen, zwei Ädikulae mit antikisierenden weiblichen Gewandfiguren und der Abguss eines Sockelreliefs vom Denkmal Friedrichs des Großen Unter den Linden von Christian Daniel Rauch, ergänzt die elegante Gestaltung und verweist auf den Bildungsanspruch der Zeit. Im Inneren dokumentieren sowohl die weitgehend erhaltene Raumaufteilung wie auch viele Ausstattungsdetails das ursprüngliche Aussehen des Hauses. Neben der zentralen Halle mit geschwungener Treppe und Galerie mit gusseisernen Brüstungsgittern, korinthischen Wandpfeilern und plastischem Dekor bestimmen Parkettböden, üppiger Wand- und Deckenstuck sowie dunkle Wandvertäfelungen die Repräsentationsräume im Erdgeschoss.
(1) Louis Mertens und L. Zeitler (nicht zu verwechseln mit dem Maurermeister Rudolph Zeitler) waren in den 1860er bis 1880er Jahren auch für einige Mietshäuser in Charlottenburg verantwortlich. Siehe: Seelingstraße 23, 52, 54; Christstraße 17, 22, 27, 34, 39; Spandauer Damm 65; Haubachstraße 15; Thrasoltstraße 10, 25; Fasanenstraße 24; Franklinstraße 11-15A. Vgl. Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 379-381; Nitsch, Ute: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z, Ein Lexikon, hrsg. v. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin 2003, S. 250 f.; Brenke, Sylvia/Wolfes, Thomas: 140 Jahre Standesamt Charlottenburg, Aufgaben und Standorte im Wandel der Zeit, Berlin 2014, S. 130 ff.
(2) Bereits Chr. Fr. Kogge, vermutlich der Vater von Albert Kogge, Inhaber des Holzhandels Kogge & Müller, war 1810 bis 1823 Mitglied des Charlottenburger Magistrats. Vgl. Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Bd. 1, Berlin 1905, S. 486, 491; Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Bd. 2, Berlin 1905, S. 427 f., 430, 480.
(3) Einige wenige Umbauten im Inneren 1959 und 1985-89 (Kellerräume für die Aktenlagerung, Einbau eines ein Kleinlastenaufzugs, Restaurierung der Böden und wandfesten Ausstattung) sowie Fassadenrenovierungen 1959, 1983 und 2010. Vgl. Brenke/Wolfes 2014, S. 135 f.
(4) Dazu gehören das rote Sofa im Foyer sowie Stühle, Sessel und Schreibtisch. Das Charlottenburger Rathaus war seit 1860 im barocken Palais des Königlichen Oberstallmeisters Encke von 1791, dem Vorgängerbau des heutigen Gebäudes an der Otto-Suhr-Allee, untergebracht. Vgl. Brenke/Wolfes 2014, S. 20 f.
Literatur:
- Weber-Liste Gundlach I, 1905 / Seite 491
- Engel, Helmut: Charlottenburg / Seite 66
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 379-381
Kontakt
Juliane Stamm
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