Denkmaldatenbank

Haus Kühl

Obj.-Dok.-Nr. 09096068
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Akazienallee 14
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Etagenvilla & Mietvilla
Datierung 1910-1911
Entwurf Endell, August (Architekt)
Bauherr Kühl, Oskar (Schriftsteller)
Ausführung Louis John (Baugeschäft)

Auf dem Südgrundstück Akazienallee 14 erhebt sich das auffallend große Landhaus Kühl des bedeutenden Architekten und Formkünstlers August Endell. (1) Er schuf etwa das legendäre Fotoatelier Elvira in München (1899, 1944 abgetragen), die Hackeschen Höfe (1906) und das Haus am Steinplatz (1907) in Berlin sowie zahlreiche Interieurs und kunstgewerblichen Arbeiten. (2)

Das Landhaus Kühl war zu seiner Erbauungszeit 1910 eines der ersten Mehrparteienhäuser in Westend mit ursprünglich sechs Wohneinheiten, zwei von ihnen als Maisonette ausgebildet. Eine davon bewohnte der Bauherr der Mietimmobilie, Oskar Kühl. Im Kellergeschoss betrieb der Schriftsteller einen Verlag, der unter anderen die vielbeachtete Zeitschrift "Gartenschönheit" herausgab. (3)

Das heute von 15 Parteien genutzte Haus erhebt sich über L-förmigem Grundriss auf einem 1600 Quadratmeter großen Grundstück. Die beiden Flügel bilden zur Akazienallee einen Innenhof aus. Das im Winkel gelegene Treppenhaus mit Turm unter Welscher Haube kann als Reminiszenz an die historischen Turmvillen in Westend gedeutet werden. Der hell verputzte Baukörper ist durch Erker, Loggien und Öffnungen rhythmisiert und straff gegliedert. Optisch wird er beherrscht durch sieben Dachhäuser mit streng linearem Sichtfachwerk, eine für Endell typische Gliederungsweise. Sie prägt auch seine beiden früheren Landhäuser in der Villenkolonie Westend. Hier Verweis auf Kastanienallee 32 und Eichenallee 15.

Von der einst großzügigen Innenausstattung des großbürgerlichen Mietshauses zeugt heute das Treppenhaus. Es erschließt die hell belichteten Etagenwohnungen, die einst zwischen 142 und 212 Quadratmetern maßen und alle über eine Loggia oder einen Balkon verfügten. Elemente der Innenausstattung von Treppenhaus und Wohnungen waren nach Entwürfen Endells ausgeführt. Sie sind heute lediglich in historischen Fotos dokumentiert. (4)

Das Landhaus Kühl wurde nach Kriegsbeschädigung 1950¬-51 wiederaufgebaut, 1984-87 erfolgte die Sanierung mit der Wiederherstellung von Dachgeschoss und Garteneinfriedung mit Pergolen und Freisitz in Anlehnung an das historische Vorbild. (5)


(1) August Endell (1871-1925), vgl. Monografie zu Endell: Bröcker, Nicola/ Moeller, Gisela/Salge, Christiane (Hrsg.): August Endell 1871-1925, Architekt und Formkünstler, Petersberg 2012. Zum Landhaus: Berliner Architekturwelt 15 (1913), S. 106 f.; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 404 f.; Karres, Ingrid: August Endells Wohnhäuser in Berlin Westend, Magisterarbeit, Kunsthistorisches Institut, Freie Universität Berlin, 1996, S. 25 ff.; Haddenhorst, Michael/Börsch-Supan, Helmut: Westend, Berlin 1997, S. 84; Bröcker, Nicola: Individuelle Landhäuser für die städtische Peripherie. In: Nicola Bröcker, Gisela Moeller, Christiane Salge (Hrsg.): August Endell 1871-1925, Architekt und Formkünstler, Petersberg 2012, S. 245 f. u. WV 11, S. 374 f. (mit weiteren Quellen- u. Literaturangaben).

(2) Zu Leben und Werk August Endells: Bröcker/Moeller/Salge 2012.

(3) Kühl und Endell hatten sich vermutlich über den Bekanntenkreis der Westender Familie Lepsius kennengelernt. Endell war später während der 1920er für Kühls Verlag tätig. Vgl. Bröcker 2012, S. 245 und WV 85, S. 420 (mit weiteren Quellen- u. Literaturangaben).

(4) Bröcker 2012, S. 246, Abb. 246 u. WV 11, S. 375, Abb. 11 d-g.

(5) Die Wiederherstellung erfolgte durch den Architekten Gerhard Jänicke, die Restaurierung, Aufteilung in 17 Wohneinheiten und Rekonstruktionsmaßnahmen 1984 mit weiteren Quellen- u. Literaturangaben 87 durch die Architekten Monika und Klaus D. Krebs.

Literatur:

  • BusB IV B 1974 / Seite Obj. 675
  • Berliner Architekturwelt 15 (1913) / Seite 106ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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