Denkmaldatenbank

Villa Ahornallee 33

Obj.-Dok.-Nr. 09096064
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Ahornallee 33
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Villa
Datierung 1910-1911
Umbau 1958-1959
Umbau 1969
Entwurf Stahl-Urach, Carl (Architekt)
Entwurf Thole, W. (Architekt)
Entwurf Baumann, Heinz
Bauherr Kallmann, Felix (Rechtsanwalt)
Ausführung Held und Francke AG (Baufirma)
Bauherr Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau
Ausführung Philipp Holzmann AG

Zu den gut erhaltenen Privatbauten der Villenkolonie zählt das Landhaus Ahornallee 33. (1) Es entstand 1910-11 für den Rechtsanwalt Felix Kallmann nach Entwürfen von Carl Stahl-Urach. (2) Er ist bekannt als Architekt des ersten deutschen Tonfilmateliers.

Das außergewöhnlich große Grundstück reicht bis zur Soor- und Hölderlinstraße. Der ehemalige Landhausgarten mit Tennisplatz ist seit 1958 mit der Katholischen Schule Liebfrauen bebaut. Das Haus steht heute in der Trägerschaft des Erzbistums Berlin und ist Beratungs- und Bildungszentrum des Erzbischöflichen Ordinariats.

Das Landhaus wirkt aus der Frontalperspektive nicht so groß, wie es sich aus der Seitenperspektive tatsächlich darstellt. (3) Der Baukörper ist gut proportioniert und sorgsam gegliedert. Die Eingangsfassade zur Ahornallee wird durch einen zweigeschossigen Risalit hervorgehoben. Die Seitenfassaden und die Gartenfassade staffeln Risalit, Erker, Veranden. Das hell verputzte Landhaus prägen große Sprossenfenster mit teils bodentiefen, grünen Klappläden und das hohe Walmdach mit roten Ziegeln. Stilmerkmale des Barocks sind mit neoklassizistischem Dekor überzeugend kombiniert. Im Inneren schließt sich dem Entree mit Windfang eine fast 50 Quadratmeter große, hohe Halle mit Treppenhaus an. Um sie gruppieren sich Herrenzimmer/Bibliothek, Damenzimmer, Wohnzimmer mit Veranda und Speisesaal. In diesen Räumen ist die originale Wandgestaltung weitestgehend bewahrt. (4) Auch Stuckdecken, Beleuchtungskörper, Tür- und Festergriffe sind großenteils erhalten. Der ehemalige Speisesaal von über 70 Quadratmetern Größe mit Wandschränken und Buffets ist für ein Privathaus ungewöhnlich opulent. Er bezeugt den Repräsentationsanspruch des Bauherrn, der in seinem Privathaus Gesellschaften bewirtete. (5) Zum Treppenhaus öffnete sich einst ein Billardsalon. Das ehemalige Schlafzimmer besitzt noch die originale Wandgestaltung mit Schränken und Nachttischen. Auch die Ankleide der Dame zeigt Reste der ortsfesten Wanddekoration. Die Ausstattung der Räume wurde von der Hoftischlerei Kimbell & Friedrichsen ausgeführt. Möglicherweise lieferte Stahl-Urach die Entwürfe. Er stammte aus einer Kunsttischlerfamilie und hatte das Handwerk selbst erlernt.

Kallmann verkaufte das Landhaus 1934 an den Orden der Schwestern von Unserer Lieben Frau. Sie boten jüdischen Kindern während des Nationalsozialismus Schutz und Versteck (Gedenktafel an der Fassade).


(1) Moderne Bauformen 19 (1915), S. 49 ff.; Berliner Architekturwelt 19 (1917), S. 28; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. C, Die Wohngebäude, Einfamilienhäuser; Berlin-München-Düsseldorf 1975, S. 59, Nr. 1522; Weber, Annemarie/Safft, Nikolaus von: Westend. Ein Berliner Ortsteil in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1986, Abb. S. 10; Haddenhorst, Michael/Börsch-Supan, Helmut: Westend, Berlin 1997, S. 87; Stülpnagel, Rupert von: Ein Haus ist mehr als die Summe seiner Steine. Aus der Geschichte des Landhauses Ahornallee 33 in Berlin-Westend, Berlin 2018 (Broschur).

(2) Carl Stahl-Urach (1879-1933). Arbeiten in Auswahl: Feierhalle Berlin-Frohnau 1911; Umbau Ufa-Palast am Zoo, Berlin, 1925; Haus Vaterland, Berlin, 1927; Tonkreuz Babelsberg, 1927. (3) Ursprünglich war geplant, dass die Nordfassade zur Verlängerung der Klaus-Groth-Straße ausgerichtet ist, doch dieses Straßenbauvorhaben wurde nie verwirklicht. Die ursprüngliche Einfriedung des Grundstücks hat sich in Teilen an der Ahornallee erhalten.

(4) In die flächigen Holzvertäfelungen in Palisanderholz und Birke sind hochwertige Schnitzereien eingearbeitet. Dekorelemente und Friese, Zierleisten, Säulen, Heizkörperverkleidungen, Türrahmungen, Glaseinfassungen bezeugen Exklusivität. In der Bibliothek hat sich ein Kamin mit origineller Metallhaube bewahrt.

(5) Im Keller des Hauses befand sich bis 1989 sich ein Swimmingpool, wohl einer der frühesten in einem Berliner Wohnhaus.

Literatur:

  • Moderne Bauformen 14 (1915) / Seite 49ff.
  • Lange-ListePosener-ListeBusB IV C 1975 / Seite Obj.? 1522
  • Berliner Architekturwelt 19 (1917) / Seite 28

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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