Denkmaldatenbank
Wohnanlage mit Gartenhof
09096058 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Westend |
Adressen | Reichsstraße 78, 79, 80, 80A, 80B Olympische Straße 2, 4, 6, 8 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Wohnanlage & Freifläche & Pergola & Einfriedung |
Datierung | 1924-1927 |
Umbau | 1956, 1960 |
Entwurf | Jürgensen, Peter (Architekt) |
Ausführung | AG für Haus- und Fabrikbau (Baugesellschaft) |
Ausführung | Bobst, Emil A. |
Bauherr | Schwarzburg-Grundstücksverwertungsgesellschaft mbH |
Die 1924-27 errichtete Wohnanlage mit Freifläche, Pergola und Einfriedung Reichsstraße 78-80B, Olympische Straße 2/8 entstand als erste Bebauung am 1926 angelegten Steubenplatz. (1) Sie besitzt eine ökonomisch vorteilhafte städtebauliche Figur, denn sie besteht aus zwei in sich verkröpften und gewinkelten Bautrakten mit überwiegender Dreispänner-Erschließung. Inmitten der beiden Gebäude mit etwa 110 Wohnungen in neun Hauseinheiten erstreckt sich die großzügige Grünfläche mit halböffentlicher Durchwegung. Der baum- und heckenbestandene Gartenraum zur Olympischen Straße ist durch eine Einfriedung und zur Reichsstraße durch eine Pergola eingefasst. Die Entwürfe der Wohnanlage stammen vom Neu-Westender Architekten Peter Jürgensen. (2) Bauherrin der Wohnanlage war Schwarzburg-Grundstücksverwertungsgesellschaft mbH, deren Geschäftsführer Jürgensen selbst war. (3) Der viergeschossige hintere Bauteil entstand zuerst, nämlich 1924-25. Der V-förmige, fünfgeschossige Kopfbau am Steubenplatz folgte in einem zweiten Bauabschnitt 1926/27. Er ist das erste errichtete Bauwerk am 1926 neu angelegten Steubenplatz, der durch die Verlaufsveränderung von Preußen- und Ebereschenallee entstand. Die weitansichtige, städtische Fassade mit Eckerker und einseitiger Anwinklung markiert den westlichen Platzrand. Sie bildet mit der Ladenzone einen zentralen Blick- und Anziehungspunkt im Verlauf der Reichsstraße. Die Wohnanlage kann als Ergebnis der Bemühungen um moderne, innerstädtische Mietshäuser der 1920er Jahre in der Nachfolge der Reformbewegung der späten Kaiserzeit betrachtet werden. (4) Durch die Winkelformen und die vielen Endtypen der Hauseinheiten war es möglich, von jedem Treppenhaus jeweils drei Wohnungen pro Geschoss zu erschließen - eine effiziente Lösung, die Treppenhäuser einsparte und mehr vermietbare Fläche mit hoher Wohnqualität einbrachte. Die aufgelockerte, versetzte Bebauung charakterisieren eine Vielzahl von Öffnungen in Form von Fenstern, Erkern, Loggien und Balkonen sowie verschiedenartige Giebel- und Dachformen bei. Besondere Akzente setzten in den Putz eingearbeitete Sgraffitiornamente und -bänder. An der frequentierten Reichsstraße sind vier Hauseingänge mit ihren original erhaltenen Haustüren sowie Gewänden in Betonwerkstein kunstvoll gestaltet. Zwei Reliefplatten (Haus Nr. 80A und 80) zeigen jeweils einen ausdrucksstarken Frauenkopf in der Manier des Art déco. Das gewölbte Portal (Haus Nr. 78) besitzt Dekoration mit stilisierten floralen Elementen und vier kleinere Porträtköpfe. Stilistische Einflüsse des Expressionismus finden sich an zahlreichen weiteren Baudetails.
(1) Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. A, Die Voraussetzungen, Die Entwicklung der Wohngebiete, Berlin 1970, S. 278, VI; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 393 f., Nr. 932. (2) Peter Jürgensen lebte und arbeitete in dem von ihm ausgeführten Mietshaus Kastanienallee 22. Biografisches vgl. Jaeger, Rudolf: Peter Jürgensen. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon, Bd. 3, Neumünster 1974, S. 171-172.
(3) Die Grundstückverwertungsgesellschaft benannte sich Schwarzburg in Referenz an die Schwarzburgallee, der späteren Olympischen Straße, an der zwei der fünf zu bebauenden Parzellen lagen. Sie wurden 1924 zu einem Grundstück vereint und nach der Bebauung in zwei Grundstücke aufgeteilt.
(4) Mutmaßlich nahm sich Jürgensen die prominenten Berliner Wohnanlagen für den Beamten-Wohnungsverein von Paul Mebes zum Vorbild.
Literatur:
- BusB IV A 1970 / Seite 277-278
- BusB IV B 1974 / Seite 393-394
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite Nr. 932
- Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 629 (Kurzbiographie Peter Jürgensen)
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- 300
-
Nikolaiviertel
- N8
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.