Denkmaldatenbank

Reichsbank-Erweiterung

Obj.-Dok.-Nr. 09095989
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Kurstraße 36, 40

Unterwasserstraße 10

Werderscher Markt
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Bankhaus
Entwurf 1933
Datierung 1934-1940
Umbau um 1950
Entwurf Wolff, Heinrich
Entwurf Mensch und Padler (Bauingenieur)
Ausführung Arbeitsgemeinschaft Reichsbank-Erweiterung
Bauherr Reichsbank

Unmittelbar dahinter, zwischen Werderschem Markt, Kurstraße und Unterwasserstraße erstreckt sich die monumentale Anlage der Reichsbank-Erweiterung. (1) Die im Krieg zerstörten Hauptgebäude der Reichsbank befanden sich auf der Fläche zwischen Jägerstraße, Oberwallstraße und Kurstraße. Es gab zwar schon vor dem Ersten Weltkrieg Pläne für die Erweiterung der Bank, sie wurde aber erst 1933-40 von Heinrich Wolff realisiert. (2) Für den ausgedehnten Gebäudekomplex, der mehrere Innenhöfe umschließt, musste blockübergreifend Alt-Berliner Bausubstanz, darunter das Weydingerhaus an der Unterwasserstraße, abgebrochen werden. Es verschwanden auch einige Straßen Friedrichswerders wie die Adlerstraße, die Holzgartenstraße, Raules Hof und die Alte Leipziger Straße.

Bereits die Planungsphase des Reichsbankbaus erregte 1933 große öffentliche Aufmerksamkeit. Der im Februar 1933 unter 30 Architekten ausgeschriebene beschränkte Wettbewerb, an dem unter anderem Emil Fahrenkamp, Walter Gropius, Otto Haesler, Fritz Höger, Ludwig Mies van der Rohe, Hans Poelzig und Heinrich Tessenow teilnahmen, fiel unmittelbar in die Zeit nach Hitlers Machtantritt. Es war der letzte Wettbewerb, der das gesamte Spektrum der widerstreitenden architektonischen Ideen der lebendigen und ideenreichen 1920er Jahre präsentierte. Die Bauaufgabe wurde am Ende jedoch nicht einem der Wettbewerbsteilnehmer, sondern nach Einflussnahme Hitlers dem Reichbankbaudirektor Heinrich Wolff übertragen, der außerhalb des Wettbewerbs zwei Vorentwürfe angefertigt hatte.

Zweifellos hat Heinrich Wolff die wesentlichen Ergebnisse der Wettbewerbsbeiträge bei der Überarbeitung seiner Entwürfe produktiv genutzt. Er verstand es, eine moderne funktionalistische Konstruktion mit einer elegant geschwungenen rationalen äußeren Form zu verbinden und sie in ein der Gattung Bankgebäude angemessenes solides traditionalistisch-konservatives Natursteinmaterial einzukleiden. Es handelt sich nicht um einen typischen Bau des Nationalsozialismus im Sinne der Bauten Albert Speers, obwohl der Bau als erster Großbau des "Dritten Reichs" bezeichnet wurde und mit Kunstwerken nationalsozialistischer Bildhauer wie Josef Torak, Fritz Erler und Ludwig Gies ausgestattet war.

Der fünf- beziehungsweise siebengeschossige mit Granit- und Sandsteinplatten verkleidete Stahlskelettbau, dessen innovative Konstruktion von dem bekannten Ingenieur Gerhard Mensch stammt, ist mit seiner Hauptfront in Richtung Werderschen Markt ausgerichtet. Herzstück des Gebäudes waren drei hintereinander liegende Kassenhallen. Über die stützenfreie Haupthalle sind mit einer aufwändigen Konstruktion mehrere obere Geschosse gehängt, trotzdem erhielt sie über breite Glasbänder in der Decke seitlich eingeführtes Tageslicht. Bei der Ausstattung der großzügig konzipierten Raumfolge von Windfang, Ehrenhalle und Hauptkassenhalle fanden edle Natursteine wie Granit, Porphyr und Marmor Verwendung.

Im Krieg brannten die oberen Geschosse vollständig aus. Nach einigen Zwischennutzungen zog 1958 das Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in das Gebäude und es wandelte damit sich zum Machtzentrum der DDR. Die Kassenhallen wurden zu einem repräsentativen Tagungszentrum umgebaut und eine Chefetage für Politbüromitglieder entstand im zweiten Obergeschoss. Nach dem Rücktritt Erich Honneckers änderte sich die Funktion des Hauses erneut, es wurde zum "Haus der Parlamentarier". Eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Abgeordneten stimmte im Kongresssaal dem Einigungsvertrag zwischen der Bundesrepublik und der DDR zu. Beim Umbau zum Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland (Architekt Hans Kollhoff, 1996-2000) wurden die erhaltenen Reste der Innenausstattung der 1930er Jahre (Tresorkeller, Eingangsbereiche, Ehrenhalle, Verbindungsbrücken, Treppenhäuser) sowie typische Um- und Ausbaupartien der DDR-Zeit (Plenarsaal des Zentralkomitees mit Foyer und Garderoben, Sitzungssaal des Politbüros) bewahrt. (3)


(1) Vgl. die umfassende Darstellung in: Wilderotter 2000.

(2) Vgl. Kießling 1933; Reichsbankwettbewerb, siehe: Baugilde 15 (1933), S. 693-756; P., Der Reichsbank-Wettbewerb, in: Bauwelt 24 (1933) 31, S. 845-852; Wolff/Mensch/Padler 1937; Berliner Stahl-Hochbauten 1936, S. 32ff.; Wolff/Mensch/Padler 1937a; Wolff 1941; Festschrift Reichsbank 1934; BusB IX, S. 246f.; Schäche 1991, S. 154ff.

(3) Kroos/Marx 1997.

Literatur:

  • BusB IX 1971 / Seite 246
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 137
  • Schäche, Architektur, 1991 / Seite 154ff.
  • Berliner Stahl-Hochbauten, 1936 / Seite 32f.
  • Die Baugilde 15 (1933) / Seite 693-756, 950
  • P.: Der Reichsbank-Wettbewerb, in: Bauwelt 24 (1933) / Seite 845-852
  • Wolff, Heinrich; Mensch, Gerhard; Padler, Georg: Der Erweiterungsbau der Reichshauptbank, in: Bauwelt 28 (1937) 34 / Seite 771-776
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 53 (1933) / Seite 385ff., 566f.
  • Wolff, Heinrich: Der Neubau der Reichshauptbank in Berlin, in: Zentralblatt der Bauverwaltung 61 (1941) 4 / Seite 59-74
  • Wolff, Heinrich; Mensch, Gerhard; Padler, Georg: Der Erweiterungsbau der Reichshauptbank, in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 21 (1937) / Seite 289f.
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 315 f.
  • Christa Junge (Hrsg.): Der Berliner Bär, Mitteilung der Berliner Bärenfreunde e.V., Nr. 76, 2019, Berlin 2019 / Seite 14-17
  • Haberlandt 43 (1933) & Haberlandt 44 (1934) & Haberlandt 45 (1935) & Haberlandt 46 (1936) & Haberlandt 47 (1937)

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Landesdenkmalamt Berlin
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