Denkmaldatenbank

Ensemble Dorf Schöneberg

Obj.-Dok.-Nr. 09095965
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Hauptstraße 40, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 125, 126

Belziger Straße 63, 65, 67

Dominicusstraße 15, 17, 19, 19 A, 19 B, 21 A
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Bauwerksensemble

Die erhaltenen Bauten und Elemente, die den Schöneberger Ortskerns in der Übergangsphase vom landwirtschaftlich geprägten Dorf zur Stadt bestimmt haben, sind zusammengefasst im Denkmalensemble Dorf Schöneberg, Hauptstraße 40-48, 125-126, Belziger Straße 63/67, Dominicusstraße 15/19B. Rund um den ehemaligen Dorfanger, der heute noch in der begrünten Mittelinsel der sechsspurig ausgebauten Hauptstraße zu erkennen ist, lagen neben der Dorfkirche mit Friedhof einst die einzelnen Bauern- und Kossätenhöfe. Durch die Nähe zu Berlin und die Lage an der stark frequentierten Straße nach Potsdam erlebte das Dorf eine rasantere Entwicklung als viele andere Ortschaften im Umkreis Berlins. Neue Verkehrsmittel lockten Besucher aus der Großstadt in das noch ländliche Schöneberg. Entlang der Hauptstraße entstanden auf zahlreichen Höfen Ausflugslokale, während andere Bauerngutsbesitzer ihr Land an die Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft verkauften, die 1838 ihre Bahnstrecke über die Schöneberger Feldflur verlegte. Dem wirtschaftlichen Aufschwung folgte in Schöneberg eine bauliche Entwicklung, von der sowohl die prachtvollen Wohnhäuser der "Millionenbauern" (Hauptstraße 40-45) als auch die ersten Mietshäuser auf ehemaligen Bauernhöfen zeugen; das älteste erhaltene Beispiel dafür ist das Haus Hauptstraße 126 aus dem Jahr 1864. Zusammen mit seinem 1891 errichteten Nachbargebäude Hauptstraße 125 wurde es ab 1931 als privates Hospital genutzt.

Nördlich der Kreuzung von Haupt- und Dominicusstraße bestimmt eine ebenso markante wie ungewöhnliche Ansammlung kirchlicher Bauten das Areal. Drei Kirchen beider christlichen Konfessionen mit ihren Gemeindebauten illustrieren die historische Entwicklung an diesem Ort: Südwestlich der evangelischen Dorfkirche aus dem 18. Jahrhundert, die für die rasch wachsende Zahl der Einwohner zu klein geworden war, wurde 1908-10 die Paul-Gerhardt-Kirche als Erweiterungsbau ausgeführt. Der imposante Bau drückte zugleich den repräsentativen Anspruch der seit 1898 selbstständigen Stadt Schöneberg aus. Auf dem hinteren Teil des Grundstücks (heute Dominicusstraße 15/19B) wurde 1913-18 die katholische St. Norbert-Kirche errichtet. Während die friderizianische Dorfkirche nach Kriegsschäden in den 1950er Jahren in ihrer historischen Form wiederaufgebaut werden konnte, war die Paul-Gerhardt-Kirche so stark zerstört, dass sie 1960-63 von den Architekten Fehling & Gogel komplett ersetzt wurde. Bereits 1961 hatte Hermann Fehling die nur leicht beschädigte St. Norbert-Kirche verkleinert und überformt. Auch wenn das Kirchenareal heute von den expressiv gefalteten und verschachtelten Bauten der 1960er Jahre dominiert wird, dokumentiert die Dorfkirche an ihrem ursprünglichen Standort noch immer eindrucksvoll den Ursprung Schönebergs als Landgemeinde. Darüber hinaus sind am Schöneberger Dorfanger zwei Erinnerungsmale erhalten: ein 1930 aufgestelltes Kriegerdenkmal am Aufgang zum Friedhof unterhalb der Dorfkirche und gegenüber auf der Grünfläche des ehemaligen Angers innerhalb einer Gittereinfriedung ein Gedenkstein, der anlässlich der Goldenen Hochzeit Kaiser Wilhelms I. und Kaiserin Augusta 1879 vom Schöneberger Veteranen und Landwehrverein gestiftet worden ist. (1)


(1) Endlich/Wurlitzer 1990, S. 95.

Literatur:

  • Feige, Wilhelm/ Rings um die Dorfaue, Ein Beitrag zur Geschichte Schönebergs, Berlin und Leipzig 1937 & Winz, Helmut/ Es war in Schöneberg, Aus 700 Jahren Schöneberger Geschichte, Berlin 1964 & Zwaka, Petra/ Schöneberg auf dem Weg nach Berlin, Berlin 1987 / Seite 47f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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