Denkmaldatenbank
Staatsbibliothek, Universitätsbibliothek, Akademie der Wissenschaften
09095953 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Mitte |
Adressen | Unter den Linden 8 Charlottenstraße 39, 40, 41 Dorotheenstraße 27 Universitätsstraße 6, 7, 8, 9 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Bibliothek |
Datierung | 1903-1914 |
Umbau | nach 1970 |
Umbau | nach 1991 |
Entwurf | Ihne, Ernst Eberhard von (Architekt) |
Ausführung | Baerwald & Mebes & Bornatsch (Baumeister) |
Ausführung | Fischer & Adams, R. (Baumeister) |
Bauherr | Preußischer Staat |
Zu den großen Bauvorhaben nach 1900, die das überlieferte Stadtbild des 18. Jahrhunderts nachhaltig veränderten, gehört der Neubau der Königlichen Bibliothek, heute Staatsbibliothek, Unter den Linden 8 (Abb. 103, Liste Nr. 629). 1903-14 nach Entwürfen von Ernst von Ihne erbaut nahm dieser große Komplex zusätzlich Universitätsbibliothek und Akademie der Wissenschaften auf. Dem Neubau musste der Ende des 17. Jahrhunderts errichtete und 1743 von Johann Boumann d. Ä. veränderte Königliche Marstall weichen, in dem bis 1901 auch die Akademie der Künste mit der Hochschule der bildenden Künste sowie die Akademie der Wissenschaften untergebracht waren. Am 22. 3. 1914 wurde die Bibliothek feierlich eingeweiht.
Das monumentale Bibliotheksgebäude in den neobarocken Formen wilhelminischer Repräsentationsarchitektur füllt mit mehreren Innenhöfen ein ganzes Straßengeviert, die - heute zerstörte - Kuppel des großen Lesesaals war größer als die des Domes. Die dreigeschossigen Fassaden mit rustiziertem Sockel sind durch Mittelrisalite mit korinthischer Kolossalordnung und pilastergerahmte Seitenrisalite streng gegliedert, mit Sandstein verblendet und durch Bauschmuck und Bauplastiken ausgezeichnet. Das Tympanonrelief ("Kunst und Technik huldigen Athena") wurde von Hermann Feuerhahn ausgeführt, die allegorischen Fassadenfiguren stammen von Otto Lessing, Robert Schirmer und Constantin Starck. Die Gestaltung der Innenräume entspricht den jeweiligen Nutzungen: Strenge neobarocke Natur- und Werksteinverkleidungen verleihen den Haupttreppenhäusern eine repräsentative Wirkung, Gediegenheit wird in den Direktionsräumen durch Kassettendecken und feste Wandeinbauten in dunklem Holz ausgedrückt, und der Festsaal besticht durch eine besonders prunkvolle Ausstattung.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude starke Schäden; vor allem der Kuppellesesaal und der Universitätslesesaal im großen Innenhof waren zum Teil zerstört. Obwohl 1949-50 das Dach des Kuppellesesaals instand gesetzt worden war, kam es nach 1965 zum völligen Abbruch der beiden wertvollen Säle, an deren Stelle hohe Magazintürme in den Höfen errichtet wurden.
Der Ehrenhof der Staatsbibliothek (Abb. 104, Liste Nr. 708), durch den man von der Straße Unter den Linden zum Haupteingang der Bibliothek gelangt, ist heute noch in seiner ursprünglichen Form erhalten. Im Zentrum des Hofes befindet sich ein rundes, von einem schlichten Granitbord gefasstes Springbrunnenbecken; auch die umgebenden Wegeflächen sind von breiten Granitborden begrenzt, an den Schmalseiten des rechteckigen Hofes schließen sich Rasenspiegel an. Die Bepflanzung der Grünflächen mit Blumenbändern und spitzkegeligen Eiben erfolgte nach historischem Vorbild. Charakteristisch für den Hof ist die prächtige Fassadengestaltung sowie insbesondere der reiche Bewuchs mit wildem Wein, der vermutlich noch aus der Erbauungszeit stammt. Ergänzt wird diese Ausstattung durch die originalen Leuchten an den Eingängen sowie das schwere schmiedeeiserne Gitter zur Straße hin. 1961 wurde anlässlich der 300-Jahr Feier der Bibliotheksgründung ein Denkmal "Lesender Arbeiter" aufgestellt, das auf das gleichnamige Gedicht von Berthold Brecht verweist.
Das monumentale Bibliotheksgebäude, aber auch Geschäftshäuser, wie sie beispielsweise die Kreuzung Unter den Linden und Charlottenstraße bestimmen, sind typisch für die stürmische Bauentwicklung im Kaiserreich, besonders nach 1890. Bank- und Hotelpaläste sowie Bürohäuser lösten die Bürgerpalais' und Wohnhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhunderts nach und nach ab und prägten das Erscheinungsbild und den Charakter der Prachtstraße. Bedingt durch die Verluste im Zweiten Weltkrieg gibt es heute nur noch wenige Zeugen inmitten von Gebäuden aus der DDR-Zeit.
Literatur:
- Nicolai, Residenzstädte, 1786 / Seite Bd. 1-3
- BusB II/III 1896 / Seite 285
- Baugewerks-Zeitung 45 (1913) / Seite 177
- N.N./ Der Neubau der Königlichen Bibliothek, der Universitätsbibliothek und der Akademie der Wissenschaften in Berlin in
Baugewerks-Zeitung 46 (1914) / Seite 217-218 - Der Bautechniker 34 (1914)N.N./ Der Neubau der Königlichen Bibliothek in Berlin in
Deutsche Bauzeitung 33 (1899) 88 / Seite 556 - N.N./ Das neue Gebäude für die königliche Bibliothek und die Akademie der Wissenschaften in Berlin in
Deutsche Bauzeitung 48 (1914) / Seite 317-394 - Bauwelt 5 (1914) 46 / Seite 7-9
- Schweizerische Bauzeitung 52 (1908) / Seite 212-213
- Baerwald, Alex/ Die Kuppel über dem Lesesaal der Königlichen Bibliothek in
Wasmuths Monatshefte für Baukunst 1 (1914/15) / Seite 73-78 - Adams/ Der Neubau für die Königliche Bibliothek und die Akademie der Wissenschaften in Berlin in
Zentralblatt der Bauverwaltung 34 (1914) / Seite 183-186, 193-197, 301-303 - Architekturführer Berlin, 1991Dehio, Berlin und Potsdam, 1983 / Seite 57
- Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 179-180
- 325 Jahre Staatsbibliothek, 1986Krause, Friedhilde/ Baurat Anton Adams und der Neubau der Königlichen Bibliothek in Berlin in
Zentralblatt für Bibliothekswesen 103 (1989) / Seite 312-318 - Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 269-271
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