Denkmaldatenbank

Prinzessinnenpalais

Obj.-Dok.-Nr. 09095951
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Unter den Linden 5

Oberwallstraße 1, 2
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Regierungsbau
Fertigstellung 1730
Umbau 1733, 1810-1811, 1868, 1963-1964
Entwurf Diterichs, Friedrich Wilhelm (Architekt)
Entwurf Gentz, Heinrich (Architekt)
Entwurf Sello, Emil (Architekt)
Entwurf Paulick, Richard
Entwurf Rühle, Rolf
Bauherr Becheffer, von (General)
Bauherr Cocceji, von (?) (Finanzminister)

Auch der Neuaufbau des im Krieg stark zerstörten Kronprinzessinnenpalais, Unter den Linden 5 zwischen 1962-64 wurde von Richard Paulick geleitet. Er schloss damit wieder die östliche Seite des "Forum Fridericianums". Die Wiederherstellung des Äußeren folgte im Wesentlichen dem Vorbild des Bauzustandes von 1733 und 1810-11. (1)

1730 waren für den General von Becheffer und den Finanzminister Freiherr von Cocceji zwei Privathäuser an der Oberwallstraße errichtet worden, deren rückwärtigen Gärten an den Festungswall und nach dessen Beseitigung an den Festungsgraben grenzten. Friedrich Wilhelm Diterichs fügte sie bereits 1733 zu einem schmalen lang gestreckten Palais mit Mansarddach zusammen und vereinheitlichte die Fassade zur Oberwallstraße hin mit Risalit, vier ionischen Pilastern, Attika, Balkon und Treppenvorbau. 1755 erwarb Markgraf Friedrich Heinrich von Brandenburg-Schwedt das Gebäude, (2) ab 1788 war es im Besitz der Hohenzollern. 1810-11 wurde die quer zu den Linden stehende Anlage mit einem Kopfbau nach Entwürfen von Heinrich Gentz in die Straßenflucht zwischen Oper und Kronprinzenpalais eingepasst. Karl Friedrich Schinkel fertigte die Pläne für die Überbrückung zum Kronprinzenpalais an. Der Anbau Unter den Linden diente den Töchtern des Königs bis zur ihrer Verheiratung als Wohnung. Nach 1931 befand sich hier das Schinkel-Museum.

Der bereits für 1952 geplante Wiederaufbau als Opernpalais wurde aus finanziellen Gründen aufgeschoben. Die starke Verwitterung aller Bauteile führte 1960-62 zur Abtragung der Ruine. Zuvor waren 1952-53 und 1960-62 für den Wiederaufbau Aufmaß und Gipsabformungen der noch vorhandenen Baudetails angefertigt worden. Trotz ungünstiger Situation und Problemen mit dem Grundriss entstand das Palais in seiner ursprünglichen Anlage wieder und vermittelt durch seine Lage entlang der Wallstraße eine städtebauliche Situation aus der Zeit vor der Schleifung der Festung sowie die nachträgliche Anpassung an die ausgebaute Lindenallee. Der Innenausbau als Operncafé wurde 1962-64 in modernen Formen ausgeführt und bei der Erneuerung 1990-91 vollkommen verändert. Lediglich im Treppenhaus blieb ein aus dem Schloss Buch stammendes schmiedeeisernes Geländer aus dem 18. Jahrhundert erhalten.

Der Barockgarten des Prinzessinnenpalais grenzte nach dem Abriss der Festung im Jahre 1740 an den begradigten Festungsgraben. Im 19. Jahrhundert erhielt er eine neue Form und wurde bei der Verfüllung des Grabens und 1916 wegen des Baus eines Straßenbahntunnels, der die Linden unterquerte, mehrfach angepasst. Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch diesen Garten nahezu vollständig zerstört. Rolf Rühle gestaltete nach dem Wiederaufbau des Prinzessinnenpalais 1964 den ehemaligen Privatgarten als Teilfläche des Bebelplatzes in eine öffentliche Grünanlage um. Die Generalsstandbilder wurden nicht wieder an ihrem historischen Standort an der Straße Unter den Linden, sondern im rückwärtigen Bereich der Grünanlage aufgestellt. Die Anlage wurde 2001-2002 in vereinfachter Form erneuert.


(1) Vgl. BusB 1896, Bd. II, S. 16; Bie 1931; Borrmann 1893, S. 321-323; Hentzen 1935; Kroll 1962; Meier 1930; Paulick 1964.

(2) Vgl. die Wappenkartusche des Hauses Brandenburg-Schwedt an der Attika des Mittelbaues.

Literatur:

  • Architekturführer Berlin, 1991 / Seite 317
  • BusB II/III 1896 / Seite 16
  • Bie, Zur Eröffnung des Schinkelmuseums in
    Deutsche Bauhütte 35 (1931) / Seite 93-94
  • Borrmann, Die Bau- und Kunstdenkmäler, 1893 / Seite 321-323
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 154-155
  • Hentzen, Die Baugeschichte des Kopfbaus Unter den Linden, 1935 / Seite 100-116
  • Kroll, Ehemaliges Prinzessinnenpalais in
    Architektur der DDR 11 (1962) / Seite 642
  • Meier, B., Schinkel-Museum in Die Denkmalpflege (1930) / Seite 53-60
  • Paulick, Richard/ Das Operncafé =Architektur der DDR 13 (1964) / Seite 201-207
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 254 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen