Denkmaldatenbank
Neue Wache
09095950 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Mitte |
Adressen | Unter den Linden 4 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Gedenkstätte |
Entwurf | 1816 |
Fertigstellung | 1818 |
Umbau | 1931 |
Entwurf | Schinkel, Karl Friedrich (Architekt) |
Entwurf | Tessenow, Heinrich (Architekt) |
Bauherr | Friedrich Wilhelm III. (König von Preußen) |
Die Neue Wache, Unter den Linden 4 ist der früheste Bau Karl Friedrich Schinkels in Berlin und zählt zu den Hauptwerken des deutschen Klassizismus. (1) Im Auftrag Friedrich Wilhelms III. wurde sie 1816-18 als Wachgebäude für das Kronprinzenpalais anstelle der alten Artilleriewache im Kastanienwäldchen erbaut. Schinkel verlieh dem relativ kleinen Baukörper durch klare Formen, wuchtige Eckrisalite und den strengen dorischen Säulenportikus eine Monumentalität, die selbst der Konkurrenz der benachbarten Gebäude, Zeughaus und Universität, standhalten konnte. Auf das Vorbild für seinen Entwurf verwies Schinkel selbst: "Der Plan dieses ringsum ganz freiliegenden Gebäudes ist einem römischen Castrum ungefähr nachgeformt, deshalb die vier festeren Ecktürme, und der innere Hof (...)". (2) Den römischen Wehrbau ergänzte er durch den dorischen Portikus und schuf eine einfache, aber wirkungsvolle Fassade, die mit der gegenüberliegenden Oper in Beziehung tritt, ohne auf die einem Zweckbau angemessene Bescheidenheit zu verzichten.
Schinkels - sparsames - Skulpturenprogramm erhebt die Wache darüber hinaus zu einem politischen Monument der Befreiungskriege. Anstelle eines dorischen Metopen-Triglyphenfrieses sind zehn freiplastische, nach Modellen Gottfried Schadows in Zinn gegossene Viktorien in das Friesfeld gesetzt. Im Giebel ist die Siegesgöttin Viktoria, die einen Kampf entscheidet, ebenfalls nach Entwurf von Schinkel dargestellt. Das Relief aus Zinnguss konnte aus Kostengründen erst 1842-46 von August Kiss hergestellt werden. In diesen Zusammenhang gehören auch die 1822 auf dem Vorplatz der Neuen Wache aufgestellten und 1950 an andere Stelle versetzten Denkmäler der Generäle Scharnhorst und Bülow von Christian Daniel Rauch.
Als Haupt- und Königswache diente das Gebäude bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1918. Heinrich Tessenow veränderte es 1930-31 zu einem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und baute den ursprünglich eineinhalbgeschossigen Innenraum mit Binnenhof zu einer Gedenkhalle mit kreisrundem Oberlicht um. Bis 1945 diente die Neue Wache als "Ehrenmahl für die Gefallenen des Krieges". Nach Kriegszerstörungen wurde die Gedächtnisstätte 1957-60 unter Heinz Mehlan als "Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus" wieder aufgebaut. Lothar Kwasnitza fügte 1969 aus Anlass des zwanzigsten Jahrestages der Gründung der DDR einen prismatisch strukturierten Glaskörper mit Ewiger Flamme im Zentrum des Raumes hinzu. Nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurde die Neue Wache am Volkstrauertag 1993 als "Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland" mit einer vergrößerten Replik der trauernden Mutterfigur von Käthe Kollwitz im rekonstruierten "monumental-leeren Innenraum" Tessenows eröffnet. (3)
Das Kastanienwäldchen umschließt die Neue Wache von drei Seiten. Bei ihrem Bau 1819 ließ Schinkel mit Rücksicht auf die vorhandene Baumformation neue Kastanien in regelmäßigen Abständen um das Gebäude herum pflanzen. (4) Die Bäume steigern die architektonische Wirkung des freistehenden Baukörpers und bilden gleichzeitig ein rahmendes, maßstabbildendes und vermittelndes Element zu den Bauten der Umgebung. Die Lindenreihe im Garten am Prinzessinnenpalais auf der gegenüberliegenden Seite der Straße Unter den Linden bildet als Pendant zum Kastanienwäldchen die einzige grüne Querachse im Verlauf der gesamten Lindenallee. 1968-69 wurde nach Entwurf von Rolf Rühle die gesamte Fläche des neu gepflanzten Wäldchens einschließlich des Vorplatzes mit rasterförmig verlegten, großformatigen Granitplatten und Kupferschlackesteinen befestigt.
(1) Vgl. Tietz 1993, S. 9-94.
(2) Schinkel 1819-40.
(3) Vgl. Stölzl 1993, S. 195f.
(4) Im Plan von Rhoden 1772 verlaufen 7 Baumreihen parallel zu dem den Platz querenden Festungsgraben, zwei westlich, fünf östlich. 1779 wird die "schöne Plantage von Kastanienbäumen" erwähnt in Nicolai 1786, S. 138.
Literatur:
- Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 252
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- 300
-
Nikolaiviertel
- 147
- N8
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.