Denkmaldatenbank

Zeughaus

Obj.-Dok.-Nr. 09095948,T
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Unter den Linden 2
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Zeughaus & Museum
Entwurf 1695
Fertigstellung 1706
Umbau 1730, um 1950
Entwurf Nering, Johann Arnold & Grünberg, Martin & Schlüter, Andreas (Architekt)
Entwurf Häsler, Otto (Architekt)
Bauherr Friedrich I. (König von Preußen)

Das 1695 bis 1706 von Johann Arnold Nering, Martin Grünberg, Andreas Schlüter und Jean de Bodt als preußisches Waffenarsenal erbaute Zeughaus Unter den Linden 2 ist das älteste Gebäude Unter den Linden und war neben dem verlorenen Schlossbau einer der bedeutendsten Barockbauten Berlins. Bereits Kurfürst Friedrich Wilhelm beabsichtigte 1688 den Bau eines neuen Zeughauses, unter anderem um von dort aus die Wallanlagen der Berliner Festung bestücken zu können. Aber erst 1695 begann auf Veranlassung Friedrichs III. (ab 1701 König Friedrich I.) der Baumeister Johann Arnold Nering mit der Ausführung. An den Planungen war möglicherweise François Blondel beteiligt. Nach dem Tode Nerings leitete Martin Grünberg den Bau. 1698-99 wurde Andreas Schlüter, der bereits seit 1696 als Bildhauer an dem Gebäude beschäftigt war, die Verantwortung für das Bauwerk übertragen. Nach einem Teileinsturz des Gebäudes übernahm Jean de Bodt die Aufgabe und vollendete die Außenarchitektur bis 1706. Der Innenausbau dauerte noch bis 1730.Der ganz der französischen Klassik des 17. Jahrhunderts verpflichtete Fassadenaufbau ist weitgehend das Werk von Jean de Bodt. Die monumentale doppelgeschossige Vierflügelanlage über quadratischem Grundriss lagert majestätisch auf einem Sandsteinsockel. Putzstreifenquader bändern das Erdgeschoss mit Rundbogenöffnungen, deren plastische Schlusssteine als Kriegerhelme ausgeformt sind. Das Obergeschoss wird streng von einer toskanischen Pilasterordnung und den alternierend verdachten Fenstern gegliedert. Triglyphengebälk und Balusterattika bilden den architektonischen Abschluss, der von reichem plastischen Schmuck bekrönt wird. Mit Ausnahme der Nordseite werden die Mittelachsen durch vorgezogene dreiachsige Säulenrisalite unter klassischem Dreiecksgiebel hervorgehoben. Der Haupteingang unter einem viersäuligen Giebelportikus wird durch eine aufwändige bauplastische Gestaltung besonders betont. In einer in das Obergeschoss einschneidenden rundbogigen Portalnische ist das vergoldete Bronzerelief mit der Portraitbüste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm angebracht. Der reiche Skulpturenschmuck nach der Gesamtkonzeption des Bildhauers Andreas Schlüter ist auf Militär und Kriegskunst bezogen. Höhepunkte der Berliner Barockskulptur sind die Köpfe sterbender Krieger nach Modellen Schlüters im Innenhof. Der plastische Bauschmuck an den Giebelrisaliten und Dachbalustraden wurden nach Entwürfen von Jean de Bodt von dem Bildhauer Guillaume Hulot ausgeführt.Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 bestimmte Kaiser Wilhelm I. das Zeughaus zum Museums- und Denkmalsbau und beauftragte den Baumeister Georg Friedrich Hitzig 1877-80 mit der Umgestaltung des Inneren zu einem Waffenmuseum mit Ruhmeshalle für die preußische Armee. Er bekrönte den Nordflügel mit eine mächtige Kuppel, den Innenhof überwölbte ein Glasdach.Die 1948 begonnene Wiederherstellung des Gebäudes nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg konnte nach mehreren Planänderungen erst 1965 abgeschlossen werden. (1) 1950 wurde das Zeughaus zum "Museum für deutsche Geschichte" bestimmt und der Außenbau wieder hergestellt. Der Wiederaufbau der Innenräume orientierte sich zunächst am bauzeitlichen Grundriss. Veränderungen des 19. Jahrhunderts wie zum Beispiel die Ruhmeshalle wurden nicht rekonstruiert. Statische Probleme, die während der Baumaßnahmen 1950 auftraten, machten den Einbau eines Stahlskeletts in den Baukörper notwendig und zogen den Verlust der umlaufenden dreischiffigen Gewölbehallen und damit der barocken Raumstruktur nach sich. Die vier Planungs- und Bauphasen spiegeln exemplarisch den Wandel der Architekturauffassung in der DDR wider, wie er modifiziert auch insgesamt am Wiederaufbau der Straße Unter den Linden zu beobachten ist. Zunächst hatte Werner Harting 1948-50 erste, der Moderne verpflichtete Entwürfe geschaffen. Die späteren Planungen Otto Haeslers und Karl Völkers in den Jahren 1950-52 waren von der Tradition des Neuen Bauens der 1920er Jahre geprägt. Ausgeführt wurden dann 1952-53 beim Innenausbau der Empfangshalle im Lindenflügel, des Direktionszimmers und der Ausstellungsräume im Obergeschoss die Pläne des Entwurfsbüros "VEB Projektierung Berlin" unter der Leitung von Theodor Voissem. Die repräsentativ-historisierende Raumausstattung verband Formelemente des Klassizismus und des Barock, wobei die Raumkonzeptionen von Haesler und Völker weitgehend übernommen wurden. Dagegen zeigen die Ausstattungen des Kinosaals im Ostflügel, der Nordhalle und der Bibliothek die Architektur der 1960er Jahre, die sich wieder vom Historismus abwandte. Mit der Wiederherstellung des rosé durchgefärbten Kalkputzes der Fassaden und der 2001 abgeschlossenen Restaurierung der Bauplastik ist das barocke Erscheinungsbild des Außenbaues weitgehend wieder hergestellt.Die in den Jahren 1999 bis 2003 durchgeführte Inneninstandsetzung und Herrichtung für die Zwecke des Deutschen Historischen Museums respektiert den historischen Bestand der Nachkriegszeit (Architekt Winfried Brenne). Mit einem neuen Erweiterungsbau des Deutschen Historischen Museums "Hinter dem Zeughaus" (Architekt I. M. Pei) wurde das Zeughaus in der nördlichen Torachse unterirdisch verbunden; im Zuge der gleichen Planung erhielt der Hof des Zeughauses ein sphärisch gekrümmtes Glasdach.


(1) Zum Wiederaufbau und der Einrichtung des Zeughauses als Museum für Deutsche Geschichte vgl. Müller 1994, S. 259ff.

Literatur:

  • Kühn, Fritz: Eisen und Stahl, Leipzig 1957 / Seite 56-65
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 246-248
  • Lorenz, Werner; May, Roland; Staroste, Hubert: Ingenieurbauführer Berlin, Petersberg 2020 / Seite 206f.

Teilobjekt zwei weibliche Allegorien

Teil-Nr. 09095948,T,001
Sachbegriff Denkmal & Plastik
Fertigstellung 1881-1887
Entwurf Begas, Reinhold (Bildhauer)

...die allegorischen Darstellungen von Stärke und Kriegswissenschaft als sitzende Frauengestalten wurden 1881-87 von Reinhold Begas geschaffen. (1) Die "Stärke" ist charakterisiert durch Löwenfell und Eichenkeule, die "Kriegswissenschaft" liest in einem aufgeschlagenen Buch, auf dessen Seiten die Umrisse einer Festung zu erkennen sind. Im Zuge der Umgestaltung des Zeughauses zum Museums- und Denkmalsbau 1877-91 durch Friedrich Hitzig entstand die "Ruhmeshalle", eine Raumfolge aus "Herrscherhalle" und zwei "Feldherrenhallen", die mit allegorischen Wandgemälden, Skulpturen und Reliefs ausgestattet war. (2) Von diesem aufwändigen Projekt zur Selbstdarstellung des Preußischen Staates sind nur noch wenige Teile erhalten, so dass die beiden Marmorfiguren nicht nur als Werke Reinhold Begas' von besonderer künstlerischer Bedeutung sind, sondern auch als seltene Zeugnisse dieses verlorenen Ensembles einen herausragenden historischen Wert erhalten.


(1) Vgl. Meyer 1901, S. 90ff.

(2) Vgl. Arndt 1985 (Hier gelten die beiden Figuren als verschollen).

Literatur:

  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 189

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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