Denkmaldatenbank

Wohnhaus Skirenweg 5

Obj.-Dok.-Nr. 09095924
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Skirenweg 5
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1937-1938
Entwurf Krüger, Walter & Krüger, Johannes (Architekt)
Bauherr Krüger, Johannes (Architekt)

Auf einem Hammergrundstück am Skirenweg 5 liegt das von der Straße aus wenig sichtbare Wohnhaus von Johannes Krüger (1890-1975), das 1937-38 nach Plänen der Architektenbrüder Walter und Johannes Krüger entstand. (1) Sie waren in den 1920er und 1930er Jahre im privaten Einfamilienhausbau vielbeschäftigt, in der NS-Zeit an prominenten Bauvorhaben von NS-Staat, Partei und Kirche beteiligt. Das Büro der seit 1924 assoziierten Partner befand sich ganz in der Nähe, nämlich im eigenen Geschäftshaus Theodor-Heuss-Platz 4.

Das gut erhaltene Architektenhaus ist ein seltenes baukünstlerisches Dokument aus der Zeit des NS-Regimes. Es ist die Kombination eines Einfamilienhauses mit einem Mehrparteienhaus und besteht aus zwei aneinandergefügten, winkelförmigen Bauteilen. Im Südteil des Hauses lebte Johannes Krüger bis zu seinem Tod 1975, die übrigen (ursprünglich zwei) Wohneinheiten dienten der Vermietung. Ein Atelier im Dachraum mit einer Vielzahl von Arbeitsplätzen wurde 1937 baupolizeilich untersagt.

Der Blick vom Vorplatz offenbart die hohe Qualität der traditionalistisch geprägten Architektur, die sich vom Heimatschutzgedanken beeinflusst zeigt und der Wohnhaus-Architekturideologie der NS-Zeit entspricht: Die Fassaden sind mit grobem Rauputz versehen, handverlesene Bruchsteine zieren die Sockelzone, Sprossenfenster und Türen schließen in Segmentbögen, braun gebeizte Klappläden prägen das Fassadenbild. Das steile Walmdach mit Überstand gliedern stehende Gauben. Zeittypisch sind auch die beiden Automobilgaragen, die hier in Tieflage angeordnet und über Rampen zu erreichen sind. Von besonderer Ausdruckskraft ist der überlieferte kunsthandwerkliche Bauschmuck: Die Türlaibungen des Südeingangs sind mit drei Reliefs versehen, die auf Johannes Krügers Vita Bezug nehmen: auf Herkunft, Studium, Studentenverbindung, Soldatensein, Tannenberg-Denkmal und NS-Zeit (Symbol wurde 1945 entfernt). Erhalten sind zudem ein Schlussstein mit Eichhörnchen, ein Sandsteinrelief mit Hansekogge sowie vier Pergola-Säulen in Kalkstein mit Flechtbänder und Tiermedaillons (wohl Spolien aus Italien).

Das Innere des Einfamilienhauses besitzt wandfeste Ausstattungselemente: Reliefs an den Treppenpfosten vom ostpreußischen Bildhauer Karl Sylla, eine Schwanen-Decke im Kaminraum (durch abgehängte Decke verborgen), glasierte Keramikreliefs mit Bezug zum Tannenberg-Denkmal sowie humorvolle, farbige Fresken im tonnengewölbten Weinkeller (Trinkstube) vom Berliner Maler Wilhelm Dohme. Mit beiden Künstlern haben Walter und Johannes Krügers beruflich mehrfach zusammengearbeitet.


(1) Tietz, Jürgen: Das Tannenberg-Nationaldenkmal, Architektur, Geschichte, Kontext, Berlin 1999, S. 212; Tietz, Jürgen: Architektenhaus, Das Wohnhaus von Johannes Krüger, Skirenweg 5. In: Walter Krüger, Johannes Krüger, Architekten, hrsg. v. Elke Blauert, Ausstellungskat. Berlin 2004, S. 47-52; Schmitz, Frank: Landhäuser in Berlin 1933-1945, (Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, hrsg. v. Landesdenkmalamt Berlin, Berlin 2007, S. 169-71, S. 313, Kat. Nr. 11. Zu Walter und Johannes Krüger vgl. die Kurzbiografie in: Ribbe, Wolfgang/Schäche, Wolfgang (Hrsg.): Baumeister, Architekten, Stadtplaner. Biographien zur baulichen Entwicklung Berlins, Berlin 1987, S. 634.

Literatur:

  • Wasmuths Lexikon der Baukunst / Seite Bd. V, 459-460 (Tannenberg-Denkmal)
  • Das Bauen im neuen Reich, 1938 / Seite 34
  • Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 634 (Kurzbiographien J. u. W. Krüger)
  • Tietz, Jürgen/ Das Tannenberg-Nationaldenkmal. Architektur, Geschichte, Kontext, Berlin 1999 / Seite 212 (Werkverzeichnis: Haus Krüger)
  • Schmitz, Frank: Landhäuser, Berlin 2005

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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