Denkmaldatenbank

"Haus der Jugend" (Hitlerjugend-Heim)

Obj.-Dok.-Nr. 09095330
Bezirk Mitte
Ortsteil Wedding
Adressen Dohnagestell 10
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Jugendfreizeitheim
Datierung 1937
Umbau 1938-1939
Entwurf Dustmann, Hanns (Architekt)
Bauherr Reichsjugendführung der NSDAP

Die Friedhöfe am Plötzensee werden vom Dohnagestell begrenzt, einem alten Forstweg der Jungfernheide, der an der Seestraße beginnt und den Volkspark Rehberge erschließt. Am Dohnagestell 10, mitten im Waldgebiet steht das ehemalige Hitlerjugend-Heim, das bis heute als Jugendfreizeitstätte genutzt wird. (1) In der Hitlerjugend wurde nach 1936 die Jugend im Deutschen Reich zwangsvereinigt. Mit der Absicht, die heranwachsende Generation im Geiste des Nationalsozialismus zu erziehen, sollten in allen Städten und Gemeinden Heime der Hitlerjugend gebaut werden. Die Reichsjugendführung ließ 1937 anlässlich der Reichsausstellung "Gebt mit vier Jahre Zeit" auf dem Messegelände in Charlottenburg ein erstes Musterheim als Beispiel und Vorbild für den Heimstättenbau der Hitlerjugend errichten. (2) Die Planung übernahm Architekt Hanns Dustmann, damals "Reichsarchitekt der Hitlerjugend". (3) Das Musterheim wurde 1938-39 in den Volkspark Rehberge umgesetzt. Es ist unverändert erhalten geblieben. Nach den Richtlinien der Reichsjugendführung sollten die Hitlerjugend-Heime mit bodenständigen Materialien und traditionellen Motiven in die jeweilige Landschaft eingepasst werden. Hanns Dustmann entwarf ein Gebäude, das mit schlichten, weiß verputzten Wandflächen, dem Fachwerk im Obergeschoss und dem ziegelgedeckten Walmdach an ländliche Fachwerkhäuser des 16. oder 17. Jahrhunderts erinnert. Im Erdgeschoss öffnen sich kleine Fenster, die durch Fensterläden verschlossen werden können. An einigen Bauelementen wie dem Segmentbogenportal lässt sich erkennen, dass das Gebäude aus den 1930er Jahren stammt. Ein breiter Appellflur führte zu den Gruppenräumen und zum Zimmer des örtlichen Hitlerjugendführers. Über das Treppenhaus erreicht man den ehemaligen großen Feierraum, der das ganze Obergeschoss einnimmt und durch raumhohe Fensterbahnen belichtet wird. Sichtbares Fachwerk, mächtige hölzerne Deckenbalken und Ausfachungen aus dunkelrotem Backstein Mit den Mitteln einer Heimatarchitektur sollte das Nationalgefühl der Jugendlichen angesprochen werden.


(1) Amtlicher Katalog für die Ausstellung Gebt mir vier Jahre Zeit. Berlin 1937, 30. April bis 20. Juni. Ausstellungsgelände am Funkturm [Berlin 1937], S. 150; Heime für die HJ. Beispiel Bericht. Heimbeschaffungsausgabe "Unsere Fahne". Hrsg. Von der Reichsjugendführung der NSDAP [Berlin 1938] [ohne Seitenzählung]; Schafft Heime. Wanderausstellung der HJ [Innentitel: Programm für die Ausstellung über den Heimbau der Hitler-Jugend]. Hrsg. von der Reichsjugendführung. Berlin [1937], S. 8-9.

(2) Das Musterheim stand auf dem Freigelände hinter der Halle 2 am Funkturm.

(3) Schäche 1991, S. 360.

Literatur:

  • Geschichtslandschaft, Wedding, 1990 / Seite 446-464
  • Schafft Heime, Wanderausstellung der HJ [Innentitel: Programm für die Ausstellung über den Heimbau der Hitler-Jugend], hrsg. von der Reichsjugendführung. Berlin [1937] / Seite 8-9
  • Amtlicher Katalog für die Ausstellung "Gebt mir vier Jahre Zeit", 30. April bis 20. Juni 1937, Ausstellungsgelände am Funkturm [Berlin 1937] / Seite 150
  • Heime für die HJ. Beispiel Bericht. Heimbeschaffungsausgabe "Unsere Fahne", hrsg. von der Reichsjugendführung der NSDAP [Berlin 1938] / Seite [ohne Seitenzählung]
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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