Denkmaldatenbank

Oberbaumbrücke

Obj.-Dok.-Nr. 09095168
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Friedrichshain
Adressen Oberbaumbrücke
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Brücke & Bahnanlage
Entwurf 1892
Datierung 1893-1896
Umbau 1951
Umbau 1967
Entwurf Stahn, Otto (Architekt)
Entwurf Schwieger, Heinrich (Bauingenieur)
Entwurf Siemens und Halske AG (Baufirma)
Ausführung Städtisches Baubrückenbüro (Baufirma)
Bauherr Stadt Berlin
Bauherr Siemens und Halske AG

Mit der Michaelbrücke (1877-79), der Jannowitzbrücke (1881-83), der Oberbaumbrücke (1894-96) und der Brommybrücke (1907-09) war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein dichtes, den Fluß überspannendes Verkehrsnetz geknüpft, das die industrielle Entwicklung auf beiden Seiten wirksam unterstützte. (1) Von diesen Brückenneubauten hatte die Oberbaumbrücke für den Verkehr eine besondere Bedeutung. Über sie wurde auch die Trasse der Hochbahn geführt. Als Unterbau diente ein gemauerter Viadukt. Die eigentlich tragende Konstruktion war jedoch in Eisen ausgeführt. (2) Die 1902 in Betrieb genommene Hochbahnlinie hatte an der Oberbaumbrücke mit dem Bahnhof Stralauer Tor einen Haltepunkt und endete nur wenige hundert Meter nördlich am Bahnhof Warschauer Brücke. (3)

(S. 61)


(1) Die nach Abbruch des 1822 errichteten hözernen Jochbrücke als schmiedeeiserne Bogenträgerbrücke gebaute Jannowitzbrücke wurde später erneuert und gehört seit 1920 zum Verwaltungsbezirk Mitte.

(2) Vgl Akten des Landesarchivs Berlin, Außenstelle Breite Straße, Rep. 10-02 Nr. 973, 974. 1900 mußte die zu schwach bemesse Eisenkonstruktion nach Intervention der den Bau der Hochbahnanlagen ausführenden Firma Siemens & Halske verstärkt werden.

(3) Der 1899-1901 als Typenentwurf der Firma Siemens & Halske errichtete Hochbahnhof Stralauer Tor, 1924 in Bahnhof Osthafen umbenannt, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und später abgebrochen. Vgl. BusB X B (1), S. 35-37, 102.

Die 150 Meter lange Oberbaumbrücke, die während der Teilung der Stadt als Grenzübergangsstelle fungierte und heute die Bezirke Friedrichshain und Kreuzberg wieder miteinander verbindet, wurde zwischen 1892 und 1896 nach Plänen des Architekten Otto Stahn im neugotischen Stil erbaut. (1) An dieser Stelle war bereits 1724 zwecks Erhebung des Schiffahrtszolls eine hölzerne Brücke errichtet worden, deren Durchfahrt nachts mit einem Baumstamm zu verschließen war. Stahn verlieh der Brücke mit Hilfe von Türmen, Spitzbögen, Kreuzgewölben, Zinnen und zahlreichen Wappen das Aussehen eines wehrhaften Stadttores. Dazu zitierte er Architekturformen der Prenzlauer Marienkirche, des Mitteltorturmes in Prenzlau sowie des Uenglinger Tores in Stendal.

Die Oberbaumbrücke wurde anläßlich der Treptower Gewerbeausstellung von 1896 eingeweiht. Da den architektonischen Reminiszenzen aus Prestigegründen offenbar mehr Beachtung geschenkt wurde als der Funktionalität des Bauwerks, konnten die Schiffe von Anfang an nur durch die mittlere der drei Brückenöffnungen fahren. Dennoch bezeugt die Oberbaumbrücke das hohe technische Niveau ihrer Entstehungszeit. Einmalig ist die Kombination aus Fahrbahn, Bürgersteig und elektrischer Hochbahn auf zwei Ebenen. Die Firma Siemens & Halske AG realisierte hier - unter Leitung des Bauingenieurs Heinrich Schwieger - ein Teilstück der ersten U-Bahnstrecke Berlins, der sogenannten Stammbahn, die 1902 ihren Betrieb aufnahm und deren Strecke dem Verlauf der 1866 beseitigten Akzisemauer folgt. Das Hochbahnviadukt der Oberbaumbrücke (2) - eine mit Sichtbacksteinen verkleidete Eisenkonstruktion - stellte die Verbindung zwischen dem Bahnhof Schlesisches Tor und dem Bahnhof Stralauer Tor her, der wiederum nur 300 Meter vom Endbahnhof Warschauer Brücke entfernt lag. (3)


(1) Vgl. Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin I, S. 465-466; Ingenieurwerke in und bei Berlin, S. 150-15, 397, 406; BusB X B (1), S. 23, 100, 101; Bohle-Heintzenberg; Deutsche Bauzeitung 29/1895, Nr. 28, S. 128-179 und Nr. 70, S. 439; Genzmer, Abb. 41; Exerzierfeld der Moderne, S. 132-140; Heinze/Thiemann/Demps, Abb. 23; Klinkott, S. 430, S. 449; Koestler, S. 855; Die Strassen-Brücken der Stadt Berlin, S. 155, Tafeln 12 und 14; Krause/Hedde, S. 2; Krause, S. 13-14; Langbein, S. 35; Rukwied, S. 73; Stave/Boldt, S. 106; Wittig 1920, S. 394-438; Wittig 1922, S. 27; Zentralblatt der Bauverwaltung, 1895, S. 527-528.

(2) Der mittlere Brückenbogen wurde 1945 gesprengt und 1951 durch einen Gitterträger provisorisch ersetzt. 1967 wurden die Türme wegen Einsturzgefahr abgetragen. Eine umfassende Restaurierung und Rekonstruktion wurde 1995 abgeschlossen. Das mittlere Joch entstand dabei nach Plänen von Santiago Calatrava neu.

(3) Der Bahnhof Stralauer Tor erhielt 1924 die Bezeichnung "Osthafen".

Literatur:

  • Ingenieurwerke (1906), Berliner Bezirksverein deutscher Ingenieure / Seite 150-154, 397, 406
  • BusB X B 1 1979 / Seite 23, 100, 101
  • N.N.: Architekten-Verein zu Berlin, in: Deutsche Bauzeitung 29 (1895) 28 / Seite 178-179
  • Bohle-Heintzenberg: Architektur der Hoch- und U-Bahn, 1980 / Seite .
  • N.N.: Oberbaum-Brücke in Berlin, in: Deutsche Bauzeitung 29 (1895) 70 / Seite 439
  • Grenzmer: Städtebauliche Vorträge, 1913 / Seite 465-466
  • Die Metropole, 1986 / Seite .
  • Demps: Berlin und seine Brücken, 1987 / Seite 21
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 430, 449
  • Denkmale in Berlin und in der Mark Brandenburg, 1987 / Seite 855
  • Kleihues: 750 Jahre Architektur, 1987 / Seite 155
  • Klinkott: Backsteinbaukunst, 1988 / Seite 2
  • Koestler, Hugo: Die elektrischen Hoch- und Tiefbahnen in Berlin, in: Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 7 (1901) / Seite 13-14
  • Krause, Friedrich: Die Strassen-Brücken der Stadt Berlin, hrsg. v. Magistrat Berlin, Berlin 1902 / Seite 35
  • Krause, Hedde: Brückenbauten, 1922 / Seite 73
  • Krause, Friedrich: Die Brückenbauten der Stadt Berlin seit dem Jahr 1897, in: Zeitschrift für Bauwesen 72 (1922) / Seite 106
  • Langbein: Die elektrische Hoch- und Untergrundbahn, 1902 / Seite 394-438
  • Rukwied: Brückenästhetik, 1933 / Seite 527-528
  • Stave, Boldt; Berliner Brücken, 1981 / Seite 61, 125-126
  • Wittig: Die elektrische Hoch- und Untergrundbahn, 1920 / Seite 72f.
  • Bernhard, Karl: Vom Bau der Oberbaumbrücke in Berlin, in: Zentralblatt der Bauverwaltung 15 (1895)
  • Topographie Friedrichshain, 1996
  • Lorenz, Werner; May, Roland; Staroste, Hubert: Ingenieurbauführer Berlin, Petersberg 2020

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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