Denkmaldatenbank

Zwinglikirche

Obj.-Dok.-Nr. 09095139
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Friedrichshain
Adressen Danneckerstraße 2, 4

Rudolfstraße 14
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kirche ev.
Entwurf 1903
Datierung 1905-1908
Entwurf Kröger, Jürgen (Architekt)
Entwurf Barth, Heinrich (Bauingenieur)
Ausführung Wittmann & Actien-Gesellschaft für Betonbau (Baugeschäft)
Bauherr Gemeinde-Kirchenrat St. Andreas-Kirche zu Berlin

Einige Pfarrkirchen in Friedrichshain - u.a. die Samariterkirche von 1892-94 auf dem erst 1895 angelegten Platz - wurden vielfach noch vor der Wohnbebauung auf freiem Feld errichtet. Charakteristisch für die Zeit der Jahrhundertwende aber sind die in die Straßenfronten einbezogenen Kirchen, so die 1905-08 errichtete Zwingli-Kirche, die Pfingstkirche von 1906-08 und die Galiläa-Kirche von 1909-10. (...)

Vor dem Hintergrund abnehmender Religiosität und zunehmender Kirchenaustritte sah sich der Magistrat gegen Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr dazu veranlaßt, der Kirche Baugrund zu schenken. Bevor es z.B. zu den Neugründungen der Zwinglikirche in der Danneckerstraße und der Pfingstkirche am Petersburger Platz kam, mußten sich die Gemeinden über längere Zeit in Hinterhäusern, Fabrikräumen oder in einer kleinen Holzkapelle am Rudolfplatz provisorisch einrichten. Der Architekt Jürgen Kröger entwarf beide Kirchenneubauten. Er paßte sie in die Häuserfluchten ein, indem er die Baumassen mit Geschick gegeneinander abstufte. Mit dem an die Zwinglikirche asymmetrisch angegliederten Turm gab er dem Rudolfplatz einen weit über den Eisenbahndamm hinweg wirkenden Point-de-Vue. (...)

Mit der evangelischen Zwinglikirche an der Danneckerstraße 2/4 sollte das noch im Entstehen begriffene Wohngebiet im Stralauer Viertel seinen - eindrucksvoll von der Stadtbahn aus sichtbaren - Mittelpunkt erhalten. (1) Im Jahre 1903 legte der auf Sakralbauten spezialisierte Architekt Jürgen Kröger dem Gemeinde-Kirchenrat der St. Andreas-Kirche zu Berlin seine in Zusammenarbeit mit Heinrich Barth erstellten Pläne für ein Gebäude vor, das sich perfekt in die umgebende Wohnbebauung einfügte. Zwar förderte Kaiserin Auguste Viktoria diesen Klinkerverblendbau, doch waren es vor allem die wohlhabenden Gemeindemitglieder sowie die sich allmählich in diesem Bereich ansiedelnde Industrie, die mit ihren Spenden zum Gelingen des Unterfangens beitrugen. So wurde die Beleuchtung beispielsweise von der benachbarten Auer-Gesellschaft gestiftet. Im Februar 1908 konnte die neugotische Zwinglikirche mit ihrem städtebaulich wirksamen Turm und Staffelgiebel, ihren Wimpergen und Maßwerkfenstern feierlich eingeweiht werden. An den Namenspatron Johannes Zwingli erinnert die lebensgroße Bronzefigur des Reformers neben dem Hauptportal, die 1907 von dem Bildhauer Martin Götze geschaffen wurde.


(1) Vgl. Badstübner, S. 199/200. Abb. S. 166; Baugewerkszeitung 1912, S. 329-330; Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin I, S. 464; Berlin-Friedrichshain, S. 57; Kühne/Stephani, S. 402; Lütkemann, S. 51; Wiesenhütter, S. 136; Zentralblatt für das deutsche Baugewerbe 1931, S. 193.

Literatur:

  • Badstübner, Kirchen, 1987 / Seite 166, 168, 199, 200
  • Baugewerks-Zeitung 44 (1912) / Seite 329
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 464
  • Kühne, Stephani/ Kirchen, 1978 / Seite 402
  • Lütkemann, Deutsche Kirchen, Bd. 1, 1926 / Seite 51
  • Baudenkmale, hrsg. v. Rat des Stadtbezirks Berlin-Friedrichshain, o.J. / Seite 57
  • Wiesenhüter, Alfred, Protestantischer Kirchenbau des deutschen Ostens in Geschichte und Gegenwart, Leipzig 1936 / Seite 136
  • Zentralblatt für das deutsche Baugewerbe 28 (1931) / Seite 193
  • Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 31, 53, 136

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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