Denkmaldatenbank
Höhere Webeschule
09095136 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Friedrichshain |
Adressen | Warschauer Platz 6, 8 Naglerstraße 19, 21 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Schule |
Entwurf | 1905 |
Datierung | 1909-1914 |
Entwurf | Hoffmann, Ludwig Ernst Emil (Architekt) |
Entwurf | Matzdorff, Georg & Herold, Reinhard & Mettke & Gerecke, Julius (Architekt) |
Bauherr | Ministerium für Handel und Gewerbe & Magistrat von Berlin |
Nachdem sich das Stralauer Viertel als einer der führenden Standorte des Berliner Handwerks und der Industrie etabliert hatte, entstanden dort auch berufsqualifizierende Schulen. Von ihnen zeugt beispielsweise die höhere Webeschule am Warschauer Platz. Mit einer gotisierenden Klinkerfassung paßte Ludwig Hoffmann seinen 1910-14 ausgeführten Entwurf an die Backsteinarchitektur der nahegelegenen Industrie- und Bahnbauten an. Vor der außergewöhnlichen Fassade wird man durch die gewebeähnliche Plastizität und die eng zusammengerückte Lisenenstellung sowohl an die Funktion als Webeschule als auch an moderne Skelettkonstruktionen erinnert.
(S. 56-57)
An den von Kampffmeyer entworfenen Fabrikbau der Deutschen Gasglühlicht-Gesellschaft am Warschauer Platz (Gebäude V) schließt die ehemalige Höhere Webeschule an. (1) Diese Berufsschule war seit 1891 in der Markusstraße 45-46 Ecke Koppenstraße untergebracht. Doch aufgrund der sich seit 1903 in der Textilindustrie abzeichnenden Umstellung von der mechanischen Webstuhltechnik auf Maschinenweberei und der beginnenden Produktion von Konfektionskleidung veränderten sich auch die Lehraufgaben der Höheren Webeschule. So setzten 1905 erste Planungen ein, am Warschauer Platz 6-8 und an der Naglerstraße 19-21 ein neues, geräumiges Schulgebäude zu errichten. Der Stadtbaurat Ludwig Hoffmann entwarf - unterstützt von seinen Mitarbeitern Matzdorff, Herold, Mettke und Gerecke - eine viergeschossige Vierflügelanlage mit imposantem Mansardwalmdach. Erst im Jahr 1914 war der mit dunkelroten Ziegeln verkleidete Mauerwerksbau vollständig fertiggestellt.
Sowohl dem Grundriß als auch der Fassadengestaltung liegt ein Maßraster zugrunde. Die Vertikalgliederung der Backsteinfassade am Warschauer Platz wird durch profilierte Pfeiler erreicht, die schmale Drillingsfenster mit Kleeblattbögen und von Maßwerk gezierte Wandflächen rahmen. Diese gotisierende Fassade aus roten Ziegelsteinen steht in einem faszinierenden Bezug zur Aufgabe der Höheren Webeschule, da Hoffmann die Fassadenfläche zu einer "einem Gewebe ähnlichen Wirkung gebracht" hat. (2) Hoffmann ließ sich bei der Gestaltung seiner Schulgebäude in der Christburger Straße sowie der Höheren Webeschule am Warschauer Platz offenbar von der Front des Kaufhauses Wertheim von Alfred Messel in der Leipziger Straße inspirieren. (3)
(1) Vgl. Architektur von Ludwig Hoffmann; Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin I, S. 470; Berlin-Friedrichshain, S. 42-43; BusB V C, S. 117-118, 289-290, 363; Hoffmann, S. 247, 388-389; Kadatz, S. 250-295; Reichhardt/Schäche, S. 41; Schäche, Wolfgang, Ludwig Hoffmann, in: Baumeister, Architekten, Stadtplaner, S. 298; Das Schulhaus 1911, S. 187; Stahl, 1915/16, S. 481-485.
(2) Vgl. Hoffmann, S. 247.
(3) Schäche, Wolfgang: Ludwig Hoffmann; in: Baumeister, Architekten, Stadtplaner, S. 292.
Literatur:
- Architektur von Ludwig Hoffmann, 1987BusB V C 1991 / Seite 117-118, 289-290, 363
- Ludwig Hoffmann, 1983 / Seite 247, 388-389
- Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 470
- Kadatz, Ludwig Hoffmann in Große Baumeister, 1990 / Seite 250-295
- Baudenkmale, hrsg. v. Rat des Stadtbezirks Berlin-Friedrichshain, o.J. / Seite 42-43
- Reichardt, Schäche/ Ludwig Hoffmann, 1986 / Seite 41
- Schäche, Wolfgang, Ludwig Hoffmann in
Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 298 - Das Schulhaus 13 (1911) / Seite 187
- Stahl, Fritz, Ludwig Hoffmann in
Berliner Architekturwelt Sonderheft 14 (1914)Wasmuths Monatshefte für Baukunst 2 (1915/16) / Seite 481-485 - Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 56-57, 132
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Juliane Stamm
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