Denkmaldatenbank

Heimstätte für männliche Brustkranke, Klinikum Berlin-Buch, Örtlicher Bereich IV

Obj.-Dok.-Nr. 09085410,T
Bezirk Pankow
Ortsteil Buch
Adressen Alt-Buch 67, 69, 71

Pölnitzweg & Zepernicker Straße
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Krankenhaus
Entwurf 1900
Datierung 1900-1905
Umbau um 1960
Entwurf Hoffmann, Ludwig (Architekt)
Entwurf Speer & Ostertag (Architekt)
Entwurf Högg, Emil (Bildhauer)
Entwurf Matzdorff, Georg
Ausführung Knopff
Ausführung Vogel, August
Bauherr Magistrat Berlin

Nordöstlich des Dorfkerns, unmittelbar an die historische Dorfbebauung anschließend, liegt jenseits des Pölnitzweges die erste der Bucher Klinikanlagen. Die 1901-05 nach Entwurf von Ludwig Hoffmann als Heimstätte für männliche Brustkranke errichtete Gebäudegruppe Alt-Buch 74 besteht aus dem Klinikgebäude, einem Pförtnerhaus, einem Beamtenwohnhaus und einer Liegehalle. (1) Eingebettet in ein knapp zwölf Hektar großes Parkgelände, die einstige Fasanerie desSchlossparks, erinnern die Bauten in Form und Gestaltung an eine barocke Schlossanlage. Das markante Hauptgebäude, in dem sämtliche Räumlichkeiten für die Versorgung von ehemals 150 Tuberkulosekranken untergebracht waren, ist mit seiner Hauptfront nach Süden auf eine offene Grünfläche orientiert und konnte so die für die Behandlung der Kranken notwendige Versorgung mit Licht, Luft und Sonne sicherstellen. Dachform und Fassadengliederung der Bauten greifen barocke Formen auf, im Detail herrschen jedoch größte Einfachheit und sparsam eingesetzter Bauschmuck vor. Bestimmt durch den reizvollen Kontrast der repräsentativen Großform des Baukörpers und der schlichten Gliederung der Fassaden, ist die Lungenheilstätte ein eindrucksvolles Zeugnis für den Krankenhausbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als funktionsgerechte Zweckbauten durch die Verwendung traditioneller Gestaltungselemente in ihrem Erscheinungsbild aufgewertet wurden.

Das Hauptgebäude hat Ludwig Hoffmann als zweigeschossigen, lang gestreckten Bau mit weit nach Süden vorgezogenen Seitenflügeln und Mittelrisalit sowie mit einem hohen Mansardwalmdach entworfen. An der Nordseite des Mittelbaues schloss er mit einem flachen Verbindungsbau das Küchengebäude an. Zwischen die mächtigen Baukörper der Seitentrakte und des Mittelpavillons, die zusammen den größten Teil der Gesamtfläche des Gebäudes ausmachen, hat er schmale, ehemals offene später verglaste Liegehallen so eingespannt, dass sich zwei windgeschützte Innenhöfe vor den Zwischentrakten ergeben. Auf diese Weise konnte er die Krankenzimmer hier auf beiden Etagen zu den mit Rosenbeeten, Brunnen und Bänken ausgestatteten Gartenhöfen ausrichten. Diese waren groß genug, um auch die unteren Zimmer noch ausreichend zu belichten. Die überwölbten Gänge, die über die gesamte Länge des Gebäudes in beiden Geschossen der Erschließung der Krankenzimmer dienten, wirkten dank großer Fenster ebenfalls hell und freundlich. Sämtliche Sanitär-, Behandlungs- und Diensträume für Ärzte und Pfleger sowie je ein großes Treppenhaus waren in den Seitenflügeln untergebracht, die Zimmer für das Pflegepersonal befanden sich im Dachgeschoss. Im Mittelrisalit hatte Hoffmann neben Aufenthalts- und Speiseräumen eine zweigeschossige überwölbte Halle angeordnet, die er mit Balustergalerie, pfeilergestützten Arkaden und reichem bildhauerischen Schmuck als repräsentativen Mittelpunkt des Gebäudes gestaltete. (2) Die funktionale Anordnung der Räume, kurze Wege und eine lichtdurchflutete, luftige Atmosphäre im gesamten Gebäude erleichterten die pflegerischen Abläufe und ermöglichten eine für die damalige Zeit optimale Versorgung der oftmals todgeweihten Kranken.

Der komplexen Anlage mit ihrem differenzierten Raumprogramm verlieh Hoffmann durch die architektonische Gestaltung ein homogenes Äußeres. Den großen Baukörper zu gliedern, ohne ihn zu massiv, zu unruhig oder zu monoton wirken zu lassen, verlangte für die Gesamtform eine geschickte Proportionierung und eine angemessene Formensprache. Hoffmann entschied sich für einen barockisierenden Putzbau mit Mansardwalmdach, der durch das Verhältnis von Hauskörper und Dach sowohl repräsentativ als auch kompakt wirkt. Der Bautypus Barockschloss wird hier im Äußeren zitiert, im Inneren jedoch komplett an die Bedürfnisse eines Krankenhauses angepasst. Die Fassaden blieben fast ohne Schmuck, nur durch das Wechselspiel von Wandflächen und Öffnungen schuf der Architekt eine harmonische, aber lebendige Textur. Mit den Arkaden der Liegehallen zwischen den Flügelbauten entwickelte er ein Motiv, das die Trakte miteinander verklammert und zugleich die mehr als einhundert Meter lange Fassade untergliedert. In diesem Sinne ist auch die Rundterrasse vor dem Haupteingang mit einer Balustrade eingefasst, die sich vor den Liegehallen fortsetzt und so eine gleichmäßige, die Front zusammenfassende Linie zeichnet, nur unterbrochen durch die Eingangstür, die durch ein Sandsteinrelief von August Vogel und eine Balkonbrüstung vor dem mittleren Obergeschossfenster betont ist. Das zweigeschossige Beamtenwohnhaus nahe dem Haupteingang ist in einem kleineren Maßstab den Formen des Hauptgebäudes angepasst, jedoch durch Risalite und Pilasterordnungen stärker gegliedert sowie durch Balkone, Rankgerüste und ein ovales Fenster mit Reliefeinfassung insgesamt aufwändiger gestaltet. Auch das Pförtnerhäuschen an der Straße nimmt mit Säulenvorhalle und Mansardwalmdach die gemeinsame Formensprache auf. Hinter demHauptgebäude gab es ursprünglich zwei lang gestreckte halboffene Liegehallen, die dem Aufenthalt der Kranken im Freien dienten. Von den beiden an der offenen Südseite durch Arkaden und ein Vordach aus Holz gegliederten Hallen ist noch eine erhalten.


(1) Hoffmann 1905, S. 493 ff., 541 f., Tafel 82 und 90; Neubauten IV, S. 1-6, Tafel 1-13; Hoffmann Lebenserinnerungen 1983, S. 144 f., Abb. 52-56; Schmitz 1927, S. 35-39; Reichardt/Schäche 1987, S. 61 f.; Viergutz 1989, S. 55 f.; BusB VII A, S. 65; 196 f.; Döhl 2004, S. 77 f., 264 ff. Mitarbeiter: Stadtbaumeister Emil Högg, Architekten Speer und Ostertag, Stadtbauinspektor Maximilian Knopff (Bauausführung). Stadtbauinspektor Matzdorff (techn. Bereiche). Beteiligte Künstler: August Vogel (Sandsteinreliefs Hauptgebäude und Beamtenwohnhaus, Muschelkalkreliefs Zentralhalle, Brunnen der Gartenhöfe); Franz Naager Schablonenmalerei Aufenthaltsräume und Speisesaal Hauptgebäude). Entwurf: 1899-1904, Bauausführung: 1901-05, Inbetriebnahme: 5.8.1905, Offizielle Einweihung: 9.9.1905. Ab 1927 Bezeichnung "Waldhaus Buch". Bis zum Zweiten Weltkrieg Lungenheilanstalt, während des Krieges Militärlazarett, ab1946 Orthopädisches Krankenhaus, 1963 Eingliederung in das Klinikum Buch. Auf dem Grundstück wurden Anfang der 1960er Jahre ein Schwimmbad (abgerissen) und in den 1980er Jahren ein mehrgeschossiges Bettenhaus errichtet.

(2) Die Halle scheint dem Innenhof eines italienischen Renaissancepalastes nachempfunden. Sowohl die Raumwirkung, die durch die Tonnenwölbung der Decke, die Balustraden, die Säulen, die Behandlung der Wandflächen sowie durch Farben und Materialien hervorgerufen wird, als auch die Qualität der Ausstattungsdetails verleihen ihr eine ungewöhnlich würdevolle Atmosphäre. Der bildhauerische Schmuck figürliche Reliefs über den Säulen, florale Motive entlang der Balustrade und ädikulaartige Türrahmen mit reliefgeschmückten Supraporten von August Vogel ist komplett erhalten.

Literatur:

  • Schmitz, Hermann: Ludwig Hoffmanns Wohlfahrtsbauten der Stadt Berlin, Berlin 1927 / Seite .
  • Ludwig Hoffmann, 1983 / Seite .
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, Berlin 1987 / Seite 91f.
  • Hoffmann, Ludwig: Neubauten der Stadt Berlin, Bd. 4, 1905Topographie Buch, 2010

Teilobjekt Haus 401, Hauptgebäude

Teil-Nr. 09085410,T,001
Sachbegriff Krankenhaus
Adressen Alt-Buch 71

Teilobjekt Haus 402, Pförtnerhaus

Teil-Nr. 09085410,T,002
Sachbegriff Pförtnerhaus & Wohnhaus
Adressen Alt-Buch 69

Teilobjekt Haus 403

Teil-Nr. 09085410,T,003
Sachbegriff Mehrfamilienhaus
Adressen Alt-Buch 67

Teilobjekt Haus 404

Teil-Nr. 09085410,T,004
Sachbegriff Liegehalle
Adressen Alt-Buch 71

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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