Denkmaldatenbank
Stalinallee Abschnitt A
09085179 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Friedrichshain |
Adressen | Strausberger Platz 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Wohn- und Geschäftshaus |
Entwurf | 1951 |
Datierung | 1952-1953 |
Entwurf | Entwurfskollektiv Hermann Henselmann (Architektenkollektiv) |
Vier elliptisch angeordnete Baugruppen des Abschnitts A, Strausberger Platz 1-19 bilden den westlichen Auftakt der Karl-Marx-Allee. Durch Hochhäuser als blickfangende Dominanten wurde eine Torsituation geschaffen. (1) Die zwei westlichen Turmhochhäuser (Haus des Kindes und Haus Berlin) und die zwei östlichen Hochhäuser markieren die Grenzen des Platzraums und betonen den Straßenzug der Karl-Marx-Allee gegenüber der den Platz als zweite Achse schneidenden Lichtenberger Straße. Die Gebäude am Platz sind durch Arkaden im Erdgeschoß, Bauschmuck und aufwendigen Materialien in hohem Maße repräsentativ gestaltet und galten aus zeitgenössischer Sicht als "wichtiger Beitrag in unserem Kampf um eine realistische deutsche Architektur". (2) Ein Blick in die Planungsgeschichte, z.B. auf erste Entwürfe von Henselmann, zeigt, daß diese Haltung nicht von vornherein vorhanden war. (3)
Besondere Aufmerksamkeit galt der Gestaltung für das "Haus des Kindes". In diesem Haus wurde die funktionelle Ausrichtung - es enthält u.a. eine Kindertagesstätte, ein Kinderkaufhaus, ein Kindercafe und ein Puppentheater - mit einer kindliche Vorstellungen ansprechende Detailierung und Einrichtung verbunden, z.B. bei den Möbeln, dem Treppengeländer und der Eingangshalle. Daraus ist ein einzigartiger Bau erwachsen, der wegen der guten Überlieferung vieler Details heute noch das verheißungsvolle Weltbild bezeugt, das mit dem Bau der Stalinallee versinnbildlicht werden sollte.
Die Fenstergestaltung der Hochhäuser orientiert sich ebenso wie schon bei dem Hochhaus an der Weberwiese am Schinkelschen Feilnerhaus.
Für die Baugeschichte der Karl-Marx-Allee stellen die Turmhochhäuser noch eine weitere Besonderheit dar: Sie wurden als Montagebauten aus Stahlbetonfertigteilen errichtet. Alle übrigen Bauten der Stalinallee wurden in traditioneller Ziegelbauweise ausgeführt.
(1) Eine Fortführung der Neubebauung der Karl-Marx-Allee bis zum Alexanderplatz war zu dieser Zeit schon im Gespräch.
(2) Collein, S. 18.
(3) Hermann Henselmann war am Stalinallee-Wettbewerb zunächst nicht beteiligt. Mit seinem Projekt zur Weberwiese hatte er sich aber bereits als akzeptabler und kooperativer Architekt im Sinne des "Nationalen Aufbauprogramms" empfohlen. So wurde ihm und seinem Kollektiv im September 1951 der Abschnitt A - Strausberger Platz zur Bearbeitung übergeben. Die Idee, den Platz ellipsoid zu formen und mit Arkadengängen zu versehen, stammt allerdings von Richard Paulick.
Literatur:
- Geist/ Kürvers: Mietshaus, 1989 / Seite bes. 341-343
- Henselmann, Hermann: Aus der Werkstatt des Architekten, in: Deutsche Architektur 1 (1952) 4 / Seite 156-165
- Henselmann, Hermann: Das Haus des Kindes am Strausberger Platz, in: Deutsche Architektur 3 (1954) 4 / Seite 228-235
- Göpfert, Rolf: Die Inneneinrichtung vom Kinderkaufhaus, in: Deutsche Architektur 3 (1954) 6 / Seite 235-239
- Kühn, Fritz: Eisen und Stahl, Leipzig 1957 / Seite 112 (Brüstungsgitter der Fassade), 192-197 (Ausstattung Kinderkaufhaus)
- Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 153
- Haspel, Jörg; Flierl, Thomas (Hrsg.): Karl-Marx-Allee und Interbau 1957. Konfrontation, Konkurrenz und Koevolution der Moderne in Berlin, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Bd. 47, Berlin 2017
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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