Denkmaldatenbank

Ev. Gemeindezentrum der Silasgemeinde

Obj.-Dok.-Nr. 09085074
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Großgörschenstraße 10
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Gemeindezentrum
Datierung 1961
Entwurf Franke, Harald (Architekt)

Einer der vergleichsweise wenigen Nachkriegsbauten im Bereich des ehemaligen Dorfes Neu-Schöneberg ist das 1961 nach Entwurf von Harald Franke errichtete Gemeindezentrum der evangelischen Silas-Gemeinde, Großgörschenstraße 10. (1) Der Architekt hatte den 1960 ausgelobten Wettbewerb für ein Gebäude mit Versammlungssaal, Konfirmandenraum, Kindertagesstätte, Jugendräumen, Gemeindebüro und Wohnungen für Hausmeister, Pfarrer und Gemeindeschwester gewonnen. Der Bau war ursprünglich für die Schöneberger Apostel-Paulus-Gemeinde geplant, aber noch während der Bauzeit wurde die Silas-Gemeinde selbstständig. Die Verbundenheit mit der Apostel-Paulus-Gemeinde kommt jedoch in der Namensgebung zum Ausdruck; Silas war ein Weggefährte des Apostels Paulus. Am 13. Dezember 1961 wurde das Gemeindezentrum eingeweiht.

Der viergeschossige anthrazitfarbig verputzte Baukörper schließt im Westen direkt an die vorhandene Wohnbebauung an und erinnert dabei selbst an ein Wohnhaus. Nur die Ostseite mit einem Mosaik des Künstlers Rudi H. Wagner, das 1978 angebracht wurde, lässt die kirchliche Funktion erkennen. Darüber hinaus verweisen die doppelte Geschosshöhe und die großen Flächen aus Glasbausteinen des Erdgeschosses auf einen Saal im Inneren. Der Kirchen- und Gemeindesaal hat durch die Gliederung in drei gleich hohe Schiffe, die Gestaltung mit dunklen Bodenfliesen und anthrazitfarbener Wand hinter dem Altar sowie einer schmalen, mit Holz eingefassten Orgelempore an der Nordseite eine sachliche, funktionale Wirkung (2); diese wird verstärkt durch die Glasbausteine, die den Raum diffus von der Seite belichten. Der Versammlungsraum weist bei aller Modernität der verwendeten Materialien und der Nüchternheit der Formen jedoch mit der dreischiffigen Anordnung und der großflächigen Verglasung der Seitenwände durchaus auch traditionelle Elemente einer Kirche auf. Mit der Gestaltung des Saals und des Gemeindezentrums, die beide ihre Funktion nicht unmittelbar preisgeben, gelang Harald Franke bereits die Umsetzung einer Vorstellung von Sakralarchitektur, die sich erst ab Mitte der 1960er Jahre weiter ausbreitete: Evangelische Gemeindezentren sollten, um eine weltoffene Kirche zu propagieren, als einfache und multifunktionale Versammlungsräume gestaltet werden.


(1) Harald Franke entwarf auch die Prinzipalstücke und das Kruzifix im Gemeindesaal. Weitere Bauten in Berlin u.a. ev. Jesus-Gemeinde in Kreuzberg, 1961; Gemeindehaus für die Versöhnungsgemeinde an der Bernauer Straße, 1965. Vgl. Kühne/Stephani 1978, S. 175 f., BusB VI, S. 244 f., Abb. 556, 247, 421; Architekturführer Berlin 2013, S. 26 f.

(2) Um eine außerreligiöse Nutzung des Saales zu ermöglichen, wurden Altarmensa, Lesepult und Taufbecken so konzipiert, dass sie ineinander geschoben und mit einem großen Überwurf verdeckt werden können.

Literatur:

  • Kühne, Günther; Stephani, Elisabeth: Evangelische Kirchen in Berlin, Berlin 1978 / Seite 175-176
  • BusB VI 1997 / Seite 247, 421
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 89f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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