Denkmaldatenbank

Böhmisches Brauhaus (Berliner Weingroßkellerei GmbH)

Obj.-Dok.-Nr. 09085058
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Friedrichshain
Adressen Friedenstraße 91, 91A

Pufendorfstraße 3
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Brauerei

An der Landsberger Allee gründete Armand Knoblauch das Böhmische Brauhaus, dessen überlieferten Gebäude in den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet wurden. In das hier stark ansteigende Gelände ließ das Familienunternehmen drei miteinander verbundene zwei- und dreigeschossige Lagerkeller anlegen. Teile des unteren Kellergeschosses dienten bis zur Einführung der Linde-Kältemaschinen im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts als Eiskeller, um danach auch als Lagerkeller Verwendung zu finden. Nach 1945 von einer Weingroßkellerei genutzt, blieben die mehrgeschossig angelegten Kellergewölbe weitgehend erhalten.Durch den Erwerb des südlichen Grundstückes 1893 gewann die Brauerei einen Zugang zur Friedenstraße. 1898-99 wurde hier nach Plänen von A. Rohmer, einem ausgewiesenen Spezialisten für Brauereibauten, die fünfgeschossige pneumatische Mälzerei gebaut.

(S. 69)

Die natürlichen wie auch die durch den Volkspark geschaffenen günstigen Bedingungen des Standortes hatten schon 1868 zur Gründung des Böhmischen Brauhauses an der Friedenstraße 89-93 geführt. Armand Knoblauch, ein studierter Jurist aus einer alteingesessenen Berliner Familie, hatte den Betrieb mit Hilfe von Fachleuten des Brauereiwesens bodenständig aufgebaut und innerhalb kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten Unternehmen der Branche gemacht. (1) 1870 aus Investitionsgründen in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien umgewandelt, steigerte das Unternehmen seine Produktion in sieben Jahren von 20.000 hl auf 200.000 hl. Den schnellen Aufstieg ermöglichte vor allem die ebenfalls rasch voranschreitende Entwicklung in der Brautechnologie, die gerade vom Böhmischen Brauhaus stetig in die Praxis umgesetzt wurde. So entstanden innerhalb der ersten dreißig Jahre nicht weniger als drei Mälzereien, die jeweils dem neuesten Stand der Technik entsprachen.

1899 wurde das heute noch bestehende Gebäude der mechanisch-pneumatischen Mälzerei an der Friedenstraße 89-93 nach den Plänen des schon von der Aktienbrauerei Friedrichshöhe her bekannten Ratsbaumeisters A. Rohmer erbaut. Auch hier wählte er eine romanisierende Fassadengliederung mit Rundbogenfriesen und Blendarkaturen, allerdings durch die plastischer gestalteten Wandflächen und die Einschlüsse schwarz glasierter Ziegel in Ornamentbändern noch aufwendiger und feiner ausgearbeitet als an der Richard-Sorge-Straße. Die architektonische Besonderheit des Gebäudes besteht darin, daß es in einen Geländesprung eingebaut ist und so zur Friedenstraße fünf bzw. sechs, zum Betriebshof nach Nordosten jedoch nur drei Geschosse zeigt. Dabei gehen die unteren beiden in die doppelgeschossigen Lagerkeller über, die einen Großteil des Raumes unter dem Hof einnehmen. So besteht ein ebenerdiger Zugang zu den Lagerkellern, was zu Betriebszeiten der Brauerei eine enorme Arbeitserleichterung für den Abtransport bedeutete. (2) Die übrigen Gebäude sind nur ruinös, stark verändert oder entkernt erhalten wie beispielsweise das ehemalige Sudhaus an der Diestelmeyerstraße, das heute als Turnhalle genutzt wird. Von den Restaurations- und Festsälen mit Biergarten an der Landsberger Allee, dem "Elysium", das ursprünglich einen großen, in sich geschlossenen Bereich bildete, ist nichts erhalten.


(1) Zur Familien- (und Brauerei-)geschichte vgl.: Museum Knoblauchhaus. Familie Knoblauch - ein Beitrag zur Stadtgeschichte Berlins im 19. Jahrhundert, Berlin 1992; Für Informationen zur Baugeschichte des Böhmischen Brauhauses vgl. Deutsche Bauzeitung 3/1869, Nr. 36, S. 435 und Nr. 42, S. 511; BusB 1896, S. 649.

(2) Das 1910 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte und infolge der schlechten Lage nach dem Krieg 1922 mit der Löwenbrauerei zur Löwenbrauerei-Böhmisches Brauhaus A.G. ("Löwen-Böhmisch") fusionierte Unternehmen hielt den Braubetrieb bis 1952 (mit Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg) bei, wurde dann verstaatlicht und bis 1992 von der Berliner Weingroßkellerei GmbH geführt.

Literatur:

  • Deutsche Bauzeitung 3 (1869) 36 / Seite 435
  • Deutsche Bauzeitung 3 (1869) 42 / Seite 511
  • Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 96, 112

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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