Denkmaldatenbank

Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische und Elektro-Chemie, Villa Haber, Direktorenwohnhaus

Obj.-Dok.-Nr. 09085045
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Faradayweg 8
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Villa & Wohnhaus
Datierung 1912
Entwurf Ihne, Ernst Eberhard von
Ausführung Baugeschäft Gustav Clemens
Bauherr Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft

Auf dem Grundstück des Fritz-Haber-Instituts, an der Ecke Faradayweg, Hittorfstraße, steht die Dienstvilla für Fritz Haber, Faradayweg 8, die ebenfalls von Ernst von Ihne entworfen und wie das Institutsgebäude 1912 erbaut wurde. (1) Sie ist von einem aufwändig gestalteten Garten umgeben. In dem Haus, das auch Wohnungen für Gastgelehrte des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie aufnahm, lebte Haber als Gründungsdirektor bis zu seiner Emigration im Herbst 1933. Auch Albert Einstein wohnte hier eine Zeitlang als Gast des Instituts. Noch heute sind hier Dienstwohnungen und Seminarräume des Fritz-Haber-Instituts untergebracht. Größe und Ausstattung der imposanten Villa belegen die Bedeutung der neu gegründeten Forschungsstätte, während Form und Gestalt den Einfluss des damals modernen Landhausstils englischer Prägung erkennen lassen. Nach 1900 hatte sich Ihne immer mehr vom bevorzugten neobarocken Stil, der seine wilhelminischen Repräsentationsgebäude kennzeichnete, gelöst. Der von Hermann Muthesius propagierte ländliche englische Bau- und Wohnstil gewann in Berlin unter den Architekten große Beachtung. Beim Haber-Bau weisen Baukörpergliederung, Mansarddach, die Sprossenfenster mit den Klappläden, das Fehlen eines Haussockels und die weitgehend flächigen Putzfassaden auf den Landhausstil hin. Das Innere bestimmt allerdings ein eher klassischer Villengrundriss von großbürgerlichem Zuschnitt. Die geräumigen hohen Räume im Erdgeschoss waren ganz auf Repräsentation ausgerichtet. Über eine Wohnhalle mit Treppenhaus gelangte man zum Speisesaal mit Anrichte sowie zum Salon und dem Zimmer der Ehefrau, beide zum vorgezogenen Wintergarten und damit zum Garten orientiert. Im Obergeschoss lagen mehrere Schlaf- und Kinderzimmer mit Bädern für die Familie Haber und im voll ausgebauten Mansardgeschoss waren eine Reihe von Fremdenzimmern für Institutsgäste sowie Wirtschaftsräume für das Hauspersonal untergebracht. So war ein repräsentativer Rahmen für gesellschaftliche Anlässe geschaffen worden - angemessen der Reputation und Stellung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im wilhelminischen Berlin.

Die Geschichte des Hauses ist mit dem tragischen Selbstmord der Ehefrau von Fritz Haber verknüpft. Am 2. Mai 1915 erschoss sich die promovierte Chemikerin Dr. Clara Immerwahr mit der Dienstwaffe ihres Ehemannes auf dem Rasen vor dem Wintergarten. Clara Immerwahr verurteilte öffentlich die Giftsgasforschung ihres Mannes und damit den Einsatz von Giftgaswaffen im Ersten Weltkrieg. Bis heute ist nicht geklärt, ob ihr Tod in direktem Zusammenhang mit der militärischen Vereinnahmung von Fritz Habers Forschungstätigkeit stand. (2) Im Garten erinnert ein Gedenkstein an Clara Immerwahr.

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(1) Uebele 1998, S. 110 f., 106-109; Henning/Kazemi 1993, S. 65, 66-68; Henning/Kazemi 2002, S. 115,118-120; Dahlemer Erinnerungsorte 2007, S. 145.

(2) Dahlemer Erinnerungsorte 2007, S. 145.

Literatur:

  • Henning/Kazemi 1993 / Seite 65, 66-68
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 163
  • Henning/Kazemi 2002 / Seite 115,118-120
  • Dahlemer Erinnerungsorte, hrsg. v. Jessica Hoffmann u.a, in: Geschichtswissenschaft, Bd. 11, Berlin 2007 / Seite 145
  • Uebele 1998 / Seite 110 f., 106-109

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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