Denkmaldatenbank

Kaiser-Wilhelm-Institut für Experimentelle Therapie, Assistenten- und Pförtnerwohnhaus

Obj.-Dok.-Nr. 09085040
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Thielallee 69
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1913
Entwurf Ihne, Ernst von (Architekt)
Bauherr Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
Ausführung Baugeschäft Gustav Clemens

Das erhaltene Assistenten- und Pförtnerwohnhaus des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Experimentelle Therapie, Thielallee 69, vermittelt eine Vorstellung von der einstmals ländlichen, an einen Gutshof erinnernden Anlage des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Experimentelle Therapie. (1) Das 1913 an der Institutszufahrt errichtete kleine Haus - ebenfalls entworfen von Ernst von Ihne - fügt sich noch heute mit schiefergedecktem Mansarddach, Fledermausgauben, Klappläden und Sprossenfenstern ausgezeichnet in das Dahlemer Ortsbild ein. Nach der Aufgabe des Instituts für Experimentelle Therapie leitete 1945-49 Robert Havemann - Chemiker und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus - die Berliner Kaiser-Wilhelm-Institute von seinem Büro in diesem Hause aus. (2) Heute sind hier Arbeitsbereiche des Instituts für Arbeitsmedizin der Charité Universitätsmedizin untergebracht.

Nicht direkt beim Kaiser-Wilhelm-Institut für Experimentelle Therapie, sondern etwas weiter entfernt nördlich des Thielparks an der Hittorfstraße 18 liegt die 1914 erbaute Villa für Carl Neuberg. (3) Neuberg, der als Bauherr selbst auftrat, leitete die chemische Abteilung des Instituts, die ab 1917 in ein selbstständiges Institut für Biochemie umgewandelt wurde. 1939 war er zur Emigration gezwungen. Das großzügige Haus im neoklassizistischen Stil entwarf Vincent Wisniewski. Die Hauptfront zur Straße zeichnet ein breiter übergiebelter Mittelrisalit aus. Die inmitten der reizvollen Parklandschaft gelegene Villa ist durch Umbauten in den 1930er Jahren und in der Nachkriegszeit (4), bei der unter anderem der Balkon über dem Hauseingang abgebrochen wurde, sowie durch größere Anbauten 1980-81 und 1989-91 für das Institut für Rechtsmedizin der Freien Universität (5), verändert worden.

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(1) Henning/Kazemi 2002, S. 200 f.

(2) 1950 erhielt Robert Havemann wegen seiner Agitation gegen die Wasserstoffbombe der USA Berufsverbot und Hausverbot beim ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie. Noch im gleichen Jahr wurde er zum Direktor des Instituts für Physikalische Chemie an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin und zum Ordinarius für Physikalische Chemie ernannt und trat der SED bei.

(3) Henning/Kazemi 2002, S. 115, 120 f.; BusB IV C, S. 229, Obj. 1629.

(4) Bereits 1933 wurde das Haus in zwei große Wohnungen unterteilt, 1938/39 fand ein Rückbau zu einem Einfamilienhaus für den neuen Eigentümer, die Kali-Chemie AG statt, der hier leitende Persönlichkeiten unterbrachte. Im Krieg teilbeschädigt, kam das Haus 1952 nach Wiederherstellung in den Bestand der FU als Institut für soziale und gerichtliche Medizin; hierfür Umbauten.

(5) Architekt des Erweiterungsbaues von 1991 war Gerd Neumann. Villen, Rost- und Silberlauben 1993, S. 72; BusB V B, S. 300.

Literatur:

  • Henning/Kazemi 2002 / Seite 200 f.
  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 175

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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