Denkmaldatenbank

Städtisches Krankenhaus am Friedrichshain mit Einfriedung

Obj.-Dok.-Nr. 09085002
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Friedrichshain
Adressen Landsberger Allee 49

Virchowstraße
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Krankenhaus & Einfriedung
Datierung 1868-1874
Entwurf & Ausführung Gropius, Martin Carl Philipp & Schmieden, Heino (Architekt)
---
Ausführung Friedenthalsche Fabrik
Bauherr Stadt Berlin

Gropius & Schmieden entwarfen ein- und zweistöckige langgestreckte Bettenhäuser, die sie in Nordsüdrichtung stellten, um für alle Räume eine günstige Besonnung zu erreichen. Neben den hygienischen spielten auch psychologische Gründe eine Rolle: Durch intimere, in sich geschlossene Bereiche sollte jeder kasernenhafte Charakter vermieden werden, von dem viele öffentliche "Zweckbauten" geprägt waren. (1) Wegen dieser nach strengen funktionalen Bedürfnissen entworfenen Konzeption galt das Krankenhaus bis über die Jahrhundertwende hinaus bei in- und ausländischen Gesundheitspolitikern, Ärzten und Architekten als das beste und modernste in Europa. Von diesen Bettenpavillons ist heute keiner mehr erhalten, von den übrigen ursprünglichen Gebäuden stehen noch der Haupteingang mit einem Verwaltungsbau im Friedrichshain (stark verändert), die beiden Torhäuser an der Landsberger Allee (weitgehend original), das Wirtschaftsgebäude (stark verändert) und neben einigen kleineren Gebäuden auch die Umfassungsmauern. (2)

Die Konzeption von Gropius & Schmieden ist trotz der Veränderungen am überlieferten Gebäudebestand noch erkennbar. Auch bei späteren Ergänzungsbauten wurden Aufbau, Gliederung und Gestaltung der älteren Gebäude in unterschiedlichster Weise wieder aufgegriffen. Erst bei den nach dem Krieg errichteten Großbauten wurde die alte Planung nicht mehr berücksichtigt. (3)

Gropius & Schmieden entschieden sich für die Wiederaufnahme architektonischer und ornamentaler Formen des Hellenismus. Als Haupteingang entwickelten sie eine von den griechischen Propyläen abgeleitete Architektur: Das flach übergiebelte Portal verband die rechts und links anschließenden eingeschossigen Pfeilerhallen mit den ursprünglich zwei Verwaltungsgebäuden, von denen nur noch das nördliche steht. Trotz der einschneidenden Veränderungen nach dem Krieg kann die psychologische Absicht dieser Konstruktion - "die im Krankenhausbetrieb so leicht gefährdete Würde des Menschen" architektonisch zu unterstützen - noch nachvollzogen werden. (4) In tektonischem Aufbau, Gliederung und Material orientieren sich die Bauten in hellrotem Backstein mit den gelben horizontalen Bändern noch direkt an der Bauakademie Schinkels, wenngleich sie - ihrem jeweiligen Zweck entsprechend - weitaus funktionaler durchgestaltet sind.


(1) Vgl. deren eigene Beschreibung und Abbildungen in: Zeitschrift für das Bauwesen 25/1875, Sp. 131-144 und Sp. 453-483, 26/1876, Sp. 5-36 und Sp. 153-180.

(2) Erhalten sind das Gebäude für Krankenpflegerinnen (jetzt Archiv) sowie das Leichenhaus, um 1900 zum Institut für Pathologie erweitert. Darüber hinaus befinden sich in den Grundmauern einiger jüngerer Gebäude noch Reste der Pavillonbauten, die die Form des jeweiligen Neubaus mitbestimmten und so in ihrer Form, v. a. im Grundriß noch ablesbar sind, z. B. im Ostflügel des Gynäkologiegebäudes.

(3) Das Zentralbettenhaus wurde nach einem Wettbewerb von 1952 vom Bauatelier Kamps ausgeführt.

(4) Klinkott, S. 275. Die hauptsächlichen und entstellenden Veränderungen bestehen in der Verkleinerung der Fenster in den eingeschossigen Verbindungsgängen beidseitig der Tordurchfahrt sowie im Neuputz dieser mittleren Teile, die ursprünglich ebenfalls backsteinverblendet und deren Gesimszonen mit Terrakottafriesen verziert waren. Darüberhinaus fehlt der südliche dreigeschossige Eckpavillon als Pendant zum noch bestehenden nördlichen.

Literatur:

  • Zeitschrift für Bauwesen / Seite 25.1875, Sp. 131-144 u. Sp. 453-483; 26.1876, Sp. 5-36 u. Sp. 153-180
  • Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 102-105

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen