Denkmaldatenbank

Wohnhausensemble mit Schule und Straßenfläche (Birkenhain)

Obj.-Dok.-Nr. 09080616
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Dahlem
Adressen Vogelsang
2, 4, 6, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 15A, 16, 18, 19, 20

Am Hirschsprung 22, 35

Königin-Luise-Straße 80, 82, 83, 84

Wachtelstraße 13, 15, 17

Bitterstraße & Gelfertstraße
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Wohnhaus & Schule & Straße
Datierung 1907-1936

In westlicher Richtung trifft die Straße Vogelsang genau auf Höhe des Hauptportals des Arndt-Gymnasiums auf die Königin-Luise-Straße. Vor dem imposanten Schulgebäude öffnet sich somit eine breite Sichtachse, die zugleich wie ein Vorplatz wirkt. Dieser Zusammenhang war von Heinrich Schweitzer wohl von Anfang an geplant. Deshalb sind das Schulgebäude, die Wohnhäuser entlang der Straße sowie die Mittelfläche mit einem Birkenhain als Ensemble, Vogelsang 2/6, 9/11, 12-16, 18-20 u.a., zusammengefasst. Es stellt in seiner Gesamtheit ein bau- und planungsgeschichtliches Dokument für die Entwicklung Dahlems dar und ist zudem ein wichtiges Zeugnis für die städtebauliche Leistung des daran maßgeblich beteiligten Architekten Schweitzer.

Der Straßenzug Vogelsang mit seiner breiten Mittelpromenade und dem Birkenwäldchen, das sich auf dem Randstreifen der beiden Bürgersteige fortsetzt, gehört zu den landschaftlich schönsten Teilen Dahlems. Die Anpflanzung der Birken geht auf eine Idee von Heinrich Schweitzer zurück. Seine Frau berichtete später: "Besondere Schwierigkeiten machte das Kuratorium Schweitzer bei seiner Absicht, in dem westlichen Teil Dahlems, der etwas düster war und einer Aufhellung bedurfte, einen Birkenhain anzulegen und zu diesem Zweck junge Birken zu beschaffen. Das war zuviel für die Herren des Finanzministeriums, und sie lehnten diesen Plan ab. Da zog Schweitzer den ihm befreundeten (...) damaligen Gartenbaudirektor von Berlin, Brodersen, zu Rate. Dieser bestärkte Schweitzer nicht nur in seiner Idee, sondern sagte zu, für wenig Kosten junge Birkenpflanzen aus seiner Heimat Schleswig-Holstein kommen zu lassen, den genauen Zeitpunkt des Pflanzens anzugeben und das übrige dem Himmel zu überlassen." (1) Die Pflanzung der Bäume wurde zusammen mit der Pflasterung der Straße erst Mitte der 1920er Jahre vorgenommen, die Planung der Straße ist jedoch vor 1911 anzusetzen. Die fast 40 Meter breite, baumbestandene Straße hat nichts mit einer repräsentativen Promenade gemeinsam; ihre lockere und lichte Bepflanzung fügt sich vielmehr in den betont landschaftlichen Charakter der Dahlemer Grünzüge ein. Darüber hinaus schafft sie für das Schulgebäude, das hier als bestimmendes Element des städtischen Raumes fungiert, eine spannungsvolle Wechselwirkung zwischen einem öffentlichen Gebäude und dem Stadtraum. Dem im Vergleich mit der Mädchenschule Im Gehege strengeren Schulbau setzte Schweitzer das zarte Grün der Birken und die Weite der Straße mit ihrer seitlichen Bebauung entgegen und schuf so mit einfachen Mitteln der Stadtbaukunst eine für Dahlem einzigartige Situation.

Die zweigeschossigen Wohnhäuser entlang der Straße Vogelsang sind in ihrer vorherrschend konservativ anmutenden Architektur typisch für Dahlem. Diese Stilrichtung ist hier für die 1920er Jahre kennzeichnender als das so genannte Neue Bauen. Mit Ausnahme des 1929 von Herbert Ruhl im Stil der Neuen Sachlichkeit errichteten Hauses Paret (Nr. 12) sind die übrigen Bauten am Vogelsang mehr oder weniger traditionell gestaltet. Dabei lassen sich zwei Varianten unterscheiden: Die vor 1930 erbauten Wohnhäuser orientieren sich in ihrer Formensprache - ohne historisierend zu wirken - am preußischen Klassizismus der Zeit um 1800. Mit der von der Deutschen Reichsbank errichteten Hausgruppe Vogelsang 9/15A und 22, Wachtelstraße 15/17 haben sich hierfür überzeugende Beispiele erhalten. Nach 1930 änderte sich das Vorbild, nun übernahm Goethes Gartenhaus in Weimar - vor allem in der Adaption durch Paul Schmitthenner - mit seinem einfachen Kubus, dem knapp aufsitzenden Walmdach und den gereihten, hochrechteckigen Fenstern diese Rolle. Der Typus bot den Architekten die Möglichkeit, sich in Baukörper, Fensteranordnung und -gliederung modern zu geben und zugleich das Flachdach zu vermeiden. Typisch dafür ist das Haus Grevenstein (Vogelsang 16), 1934-35 von Ernst Sagebiel erbaut. Da die Neue Sachlichkeit unerwünscht war, gab es gelegentlich Rückgriffe auf den Expressionismus vom Anfang der 1920er Jahre wie beim Haus Lübke (Vogelsang 14), 1934-35 von Andreas Doll. Ein "Nachläufer" der in den 1920er Jahren erbauten Wohnhäuser für die Reichsbank ist das Haus Am Hirschsprung 35, das 1936 unter Heinrich Wolf errichtet wurde.

------------------------------------------------

(1) Schweitzer 1967, S. 16.

Literatur:

  • Topographie Dahlem, 2011 / Seite 208

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen