Denkmaldatenbank

Das 1903-04 von Otto Richter erbaute Geschäftshaus Universitätsstraße 3B war eines der ersten Gebäude in der Berliner City, die ausschließlich für eine Büronutzung vorgesehen waren. Die vorsichtigen Bauherren hielten sich aber Alternativen offen: "Da es sich um einen ersten Versuch handelt, sind die Grundrissdispositionen derartig, dass die Etagen auch zu herrschaftlichen Wohnungen eingerichtet werden können, falls der Versuch nicht gelingen sollte." (1) Die frei einteilbaren, von den Straßenfronten sowie von zwei Lichthöfen gut belichteten Geschossflächen, die von einem zentralen Treppenhauskern erschlossen werden, ließen beide Möglichkeiten der Nutzung zu. Die Freiheit, das Gebäude ebenso für Büromieter wie als Wohnhaus einrichten zu können, wird auch an den Fassaden deutlich, an deren Gestaltung der Architekt Erich Blunck mitgewirkt hat. Der viergeschossige Baukörper ist klar gegliedert durch eine einfache Bogenstellung im Erdgeschoss und ein regelmäßiges Fensterraster an den Obergeschossen; zweigeschossige Erker rhythmisieren die Fassade an der Universitätsstraße. Dieser schlichte Aufbau wird überzogen von reichem Bauschmuck, der auch einem herrschaftlichen Wohnhaus angemessen gewesen wäre. Die Putzfassaden sind mit Sandsteinfiguren an Portalen, Erkern und Gebäudeecken und einer Mischung aus Renaissance-, Barock- und Jugendstilelementen dekoriert. Auch das repräsentative Haupttreppenhaus mit Fahrstuhl, Handlauf und Fliesenpaneel in Jugendstilformen war auf die mögliche Doppelfunktion des Gebäudes ausgerichtet.

(1) Vgl. o.V., Bürohaus in Berlin, Universitäts-, Ecke Georgenstraße, in: Architektur des 20. Jahrhunderts 5 (1905) 1, S. 8.