Denkmaldatenbank

Magnushaus

Obj.-Dok.-Nr. 09080408
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Am Kupfergraben 7

Bauhofstraße 13
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Bürgerhaus
Fertigstellung 1756
Umbau um 1761
Umbau vor 1772
Umbau 1822
Umbau nach 1860
Entwurf Boumann d. J., Georg Friedrich & Naumann, August Gotthilf
Bauherr Westphal, Johann Friedrich

Das Magnushaus, Am Kupfergraben 7, entstand während der ersten Bebauungsphase nach dem Schleifen der Festungsanlagen. Das Grundstück lag um 1750 isoliert am nordöstlichen Rand der Dorotheenstadt, lediglich die Parzelle Am Kupfergraben 6-6a war bereits bebaut. Eigentümer und Bauherr des Grundstücks Nr. 7 war der Geheime Kriegsrat Johann Friedrich Westphal. Die Fertigstellung seines Wohnhauses kann bis 1761 angenommen werden. (1) Friedrich Nicolai schrieb 1786: "Das Westphalsche Haus (...) ist nach gemeinschaftlichen Rissen Boumanns des Sohnes und Naumanns, von letzterem erbaut." (2) Das frei stehende Palais mit einer Fassadengestaltung von hoher künstlerischer Qualität ist ein bedeutendes Werk friderizianischer Baukunst. Der Hauptbau mit hohem Sockelgeschoss wird betont durch einen dreiachsigen Mittelrisalit mit vier korinthischen Kolossalpilastern und einer doppelläufigen Freitreppe zum Nischenportal des Haupteingangs. Über dem profilierten Hauptgesims bekrönt ein Walmdach das Palais. Eine 1761 angefügte Erweiterung des Vorderhauses wurde um 1822 aufgestockt und erhielt eine klassizistische Fassade in der von Karl Friedrich Schinkel beeinflussten zeittypischen Bauweise. Im Inneren dokumentiert die großzügige, oval geführte Treppe mit schmiedeeisernem Geländer die Ausstattung um 1760.

Im Jahre 1840 erwarb der Physiker Heinrich Gustav Magnus das Gebäude und richtete dort einen Hörsaal, ein Laboratorium und seine private Sammlung physikalischer Instrumente ein. 1911-34 hatten der Regisseur Max Reinhardt und seine Familie das Haus gemietet. Ab 1927 erfolgten Umbauten durch das Preußische Finanzministerium zur Nutzung des Erdgeschosses und der nördlichen Räume des Obergeschosses für Universitäts-Institute. Von den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont, konnte das Magnushaus nach Instandsetzungen bereits 1949 als Sitz der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft eingerichtet werden. Anlässlich des 100. Geburtstages von Max Planck bekam die Physikalische Gesellschaft der DDR das Magnushaus im Jahr 1958 übereignet. 1993-96 wurde es als Begegnungsstätte der Deutschen Physikalischen Gesellschaft umfassend restauriert.


(1) Im Berliner Adreßkalender ist J. F. Westphal seit 1761 als Bewohner des Hauses Am Kupfergraben 7 eingetragen, Vgl. Adres-Calender Berlin 1758-1761; Aus der Zeit um 1760-70 sind Grundrißzeichnungen für Keller, Erd- und erstes Obergeschoß überliefert (Plansammlung der Technischen Universität Berlin). Dendrochronologische Untersuchungen in Vorbereitung der Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten 1992-94 erbrachten für das Vorderhaus und den Westfügel ein Fälldatum der Dachbalken für das Jahr 1755.

(2) Vgl. Nicolai 1786, S. 936. Georg Friedrich Boumann war der Sohn Johann Boumanns, der ausführende Architekt war August Gotthilf Naumann. Ein Beweis für die Angaben Nicolais konnte bisher nicht erbracht werden, auch für die in der Literatur genannte Planung durch Knobelsdorff gibt es bislang keine Bestätigung. Vgl. Das Magnus-Haus 1994.

Literatur:

  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 190
  • Becker, Christine: Die Geschichte des Hauses. In: Siemens AG (Hg.): Das Magnus-Haus in Berlin-Mitte: Geschichte, Wandel und Wiederherstellung eines barocken Palais. Berlin und München 1994 / Seite 33-72
  • Becker, Christine: Zur Geschichte des Magnus-Hauses. In: Hoffmann, Dieter (Hg.): Gustav Magnus und sein Haus. Stuttgart 1995 / Seite 99-121
  • Wendland, Folkwin: Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden neunzehnten Jahrhundert. Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1979Gut: Wohnhaus, 1984 / Seite 146, 255,
  • Kohte: Wohnhäuser, 1923 / Seite 68
  • Kühn, Fritz: Eisen und Stahl, Leipzig 1957 / Seite 67
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 289 f.
  • Heuler, Norbert; Schmidt, Franziska: Magnus-Haus, Am Kupfergraben 7, in: Reparieren, Renovieren, Restaurieren. Vorbildliche Denkmalpflege in Berlin, Berlin 1998 / Seite 9

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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