Denkmaldatenbank

Als "stattlicher und vornehmer Bau" wurde das 1911 von den Architekten Nentwich & Simon erbaute Handelshaus, Krausenstraße 19-20, in einer zeitgenössischen Architekturzeitschrift charakterisiert. (1) Das Gebäude zeigt darüber hinaus, dass der Trend um 1910 deutlich in Richtung auf eine äußerst zweckmäßige, an Funktion und Konstruktion orientierte Gestaltung ging. Zitate aus dem Fundus der Architekturgeschichte verschwanden immer mehr oder wurden wie hier auf Chiffren reduziert. Die Hierarchie in der Geschäftshausfassade, die zwischen Sockelgeschoss, Belle Etage und Obergeschossen unterschied, wurde aufgegeben. Es ging um ein Höchstmaß an großzügigen und gut belichteten Geschäftsräumen und nicht um die Auszeichnung eines Mieters vor dem anderen. Trotzdem wurde zu Recht von einem vornehmen Haus gesprochen. Das Verkleidungsmaterial der gleichartigen Fronten ist fränkischer Muschelkalkstein, die Wandvorlagen, die die tragenden Pfeiler des Eisenskelettbaus nachzeichnen, besitzen Kanneluren wie antike Pilaster oder Säulen, aber ohne die eigentlich dazugehörigen Basen und Kapitelle. Über jeder dieser Wandvorlagen befand sich auf dem Hauptgesims ursprünglich eine Skulptur des Bildhauers Sufus Madzen. Bauherr war der Blumen- und Federnfabrikant Rudolf Piesbergen, der das Haus an andere Großfirmen vermietete.

(1) Vgl. o.V., Geschäftshaus in Berlin, Krausenstrasse 19-20, in: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 26 (1913), S. 14-15, Taf. 37-38; o.V., Neue Berliner Geschäftsbauten/Neue Berliner Baukunst, in: Deutsche Bauhütte 17 (1913), S. 308, 311.