Denkmaldatenbank

Siedlung am Poßweg

Obj.-Dok.-Nr. 09075763
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Zehlendorf
Adressen Hartmannsweilerweg 22, 24, 26, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40

Poßweg
3, 5, 7, 9, 11, 11A, 11B, 11C, 13, 13A, 13B, 15, 15A

Sven-Hedin-Straße 53, 53A, 57, 57A, 57B, 63, 63A, 63B, 63C
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Siedlung
Entwurf 1933
Datierung 1934
Entwurf Gehag, Entwurfsabteilung
Ausführung Allgemeine Häuserbau AG (AHAG)
Bauherr Gehag

Die Siedlung am Poßweg nördlich der Sven-Hedin-Straße wurde 1933-34 von der Gehag als dreigeschossige Zeilenbauten mit 2- und 2½-Zimmerwohnungen errichtet. (237) Die Planung umfaßte ursprünglich das gesamte Gelände bis zur Station Krumme Lanke; die Ausführung des Bauplans mußte aber nach der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts abgebrochen werden.

Die Blöcke zwischen Sven-Hedin-Platz und Zinnowweg wurden in Nord-Süd-Richtung entwickelt; die Zeilen werden nach Osten entsprechend der Grundstücksausdehnung immer länger. Auf dem Geländeteil zwischen Zinnowweg und Hartmannsweilerweg sind die Gebäude an den Rand des Grundstücks gerückt; die Eingangsseiten sind zur Straße gerichtet. Das Gelände zwischen den Bauten ist als Grünfläche mit hohen Kiefernbäumen angelegt; der Zinnowweg unterteilt es in zwei Abschnitte und stellt die Verbindung mit der Sven-Hedin-Straße her.

Zeilenbauweise wie auch Grundrißdisposition und Fassadenaufriß erinnern an die Bauten im letzten Planabschnitt der Waldsiedlung zwischen Riemeisterstraße und Onkel-Tom-Straße, die Bruno Taut im Auftrag der Gehag 1932 ausgeführt hatte. Von der verputzten Wand ist ein Ziegelsockel abgesetzt, der auch um die Eingangstüren gezogen wird; der Aufriß spiegelt im Wechsel von Fensterformen und -breiten die Innenaufteilung wider, die farblich akzentuierte Sprossung unterstützt und verstärkt den Fassadenrhythmus. Eine Ziegelrollschicht schließt die Wand zur Traufe ab - auch das ein Motiv, das bei den Einfamilienreihenhäusern in der Waldsiedlung eingesetzt worden war.

Ein entscheidender Unterschied besteht allerdings in der Konstruktion des Daches. Während alle Bauten der Waldsiedlung ein Flachdach erhielten, tragen die Wohnblöcke am Poßweg ein flaches Walmdach, das auf der Traufe aufsitzt. Der Kompromiß zwischen fortschrittlichen und konservativen Gestaltungselementen bestimmt den architekturgeschichtlichen Stellenwert der Siedlung, der durch die Planungsgeschichte bestätigt wird. Sie repräsentiert den für Zehlendorf letzten Versuch, eine fortschrittliche Planung zu verwirklichen. Nachdem die Waldsiedlung noch gegen die starken Widerstände aus dem konservativen Lager durchgesetzt werden konnte, mußten 1933 bereits Zugeständnisse gemacht werden, um wenigstens einen Teil der ursprünglichen Planung verwirklichen zu können.

Auch dieser Siedlungskomplex wurde in letzter Zeit baulich verändert. Zwischen die langgezogenen Zeilen an der Sven-Hedin-Straße wurde ein kürzerer Neubau gestellt. Obwohl man sich offensichtlich bemüht hat, den Baukörper den Altbauten anzugleichen - deutlich wird dies an der Anbringung einer Ziegelrollschicht am Aufeinandertreffen von Wand und Dachtraufe - fehlt aber gerade ein charakteristisches Element: die analog der Waldsiedlung asymmetrisch versproßten Fenster, die den Fassadenrhythmus bestimmen. Der Zusammenhang mit der Grünzone wird zudem durch eine unter Bodenniveau angelegte Garagenzufahrt empfindlich gestört.


237) In BusB IV B, S. 447 wird Bruno Taut als entwerfender Architekt genannt. Diese Zuweisung ist anhand der Bau- und Grundstücksakten nicht nachvollziehbar.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Zehlendorf, 1995 / Seite 49 & 200 & 217
  • Siedlungen der zwanziger Jahre - heute, 1984 / Seite 111ff., 137ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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