Denkmaldatenbank

Behring-Krankenhaus, Haus N/Infektionsgebäude

Obj.-Dok.-Nr. 09075748
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Zehlendorf
Adressen Gimpelsteig 9
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Krankenhaus
Entwurf 1926
Datierung 1927-1928
Entwurf Engelbrecht (Architekt)
Bauherr
Bauherr Bezirksamt Zehlendorf

Unmittelbar östlich der Machnower Straße wurde 1895-96 am Gimpelsteig 3/5 das Erziehungsheim am Urban für sittlich verwahrloste Kinder erbaut; seit 1927 wird es als städtisches Krankenhaus genutzt. Die breitgelagerte Straßenfront des dreigeschossigen Hauptgebäudes ist durch einen mehrachsigen Mittelrisalit und zwei schmale Eckrisalite symmetrisch gegliedert; von den Risaliten verlaufen drei Flügeltrakte nach Süden in die Grundstückstiefe. Die Verbindung mit der Machnower Straße stellte der südliche Abschnitt der Camphausenstraße her; vor der Eingangsachse des Baus erweitert sich die Straße zu einem halbrunden Vorplatz mit einem Blumenrondell im Zentrum. Die städtebauliche Hervorhebung durch die axiale Straßenführung und das vorgeschaltete Platzrondell blieben in der ursprünglichen Form erhalten; der Zugang zum Hauptportal erfolgt allerdings nicht mehr über diese Mittelachse, sondern über einen seitlichen Durchlaß.

Obwohl die Fensterformen während der Instandsetzung nach dem Krieg in den Jahren 1951-54 verändert wurden und vor allem die neogotischen Dachbekrönungen und Zierverbände heute verschwunden sind, ist das ehemalige Erziehungsheim von außerordentlicher Bedeutung für die Orts- und Sozialgeschichte Zehlendorfs. Das ziegelsichtige Gebäude ist der einzige historistische Großbau in Zehlendorf, der in der Zeit vor der Jahrhundertwende errichtet wurde und - wenn auch in veränderter Form - erhalten blieb. Durch seine Mächtigkeit und Repräsentativität dokumentiert er Anspruch und Selbstdarstellung der privaten Wohltätigkeitsorganisation Verein für die Erziehung sittlich verwahrloster Kinder, die sich im kaiserzeitlichen Zehlendorf sozialpflegerisch engagierte. Im Zuge der Umnutzung des Erziehungsheimes zum Krankenhaus wurde die Anlage seit dem Ende der zwanziger Jahre bis in die jüngste Vergangenheit durch zahlreiche Neubauten mit verschiedenen Funktionen - Bettenhäuser, Verwaltungsgebäude, Isolierstationen - erweitert.

Architekturgeschichtlich und baukünstlerisch bemerkenswert ist eine Baugruppe, die 1926-29 auf dem südlich gelegenen Grundstücksabschnitt errichtet wurde.

Das Infektionsgebäude (Haus N) ist als flacher, eingeschossiger Klinkerbau in Nord-Süd-Richtung gestellt. Mit der über die gesamte Längsseite gezogenen Freiterrasse, die von den Krankenzimmern unmittelbar zugänglich ist, entspricht es dem seinerzeit neuen Typus des Terrassenkrankenhauses, der im Zusammenhang mit der Klimatherapie entwickelt wurde. Stereometrische ornamentlose Form und flächige Fassadenstruktur (bündig gesetzte Fenster) zeigen eine moderne Auffassung; durch die Flachbauweise ist die Nähe zum Park gewahrt, den die Kranken ohne Mühe erreichen können.

Zu der Baugruppe gehören außerdem das Gebäude der Pathologie (Haus Q) und der Stall für die Versuchstiere (Haus R, errichtet 1936), die in der gleichen sachlichen Gestaltungsform angelegt sind. Der Eingang in die Pathologie erfolgt auf der Ostseite durch ein profiliertes Rundbogenportal, das fast die ganze Fassadenbreite einnimmt. Durch diese Eingangssituation erhält der Bau den weihevollen Charakter einer Kapelle, seine praktische Funktion innerhalb des Krankenhausbetriebes wird dadurch symbolisch überhöht.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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