Denkmaldatenbank

Versuchssiedlung Am Fischtal, Mustersiedlung der Gagfah

Obj.-Dok.-Nr. 09075604
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Zehlendorf
Adressen Am Fischtal
2, 2A, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 22A, 22B, 24, 24A, 24B, 26, 26A, 26B, 28, 28A, 28B, 30, 32, 34, 36, 36A, 36B, 38, 38A, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 56A, 56B, 58, 60, 62, 64, 64A, 66, 66A, 66B, 66C, 66D, 68, 68A, 68B, 70, 70A, 70B, 70C, 70D, 72, 72A, 72C, 74, 74A, 74B, 76, 76A, 76B, 76C, 76D, 78, 80, 82, 84, 84A, 84B, 86, 88, 90

Onkel-Tom-Straße 63, 65, 67

Riemeisterstraße 56A

Wilskistraße 2
Denkmalart Ensembleteil
Sachbegriff Siedlung
Datierung 1928
Entwurf Tessenow, Heinrich (Architekt)
Entwurf Klein, Alexander
Entwurf Gerlach, Hans
Entwurf Poelzig, Hans
Entwurf Steinmetz, Georg
Entwurf Küster, Emil
Entwurf Schmitthenner, Paul
Entwurf Tessenow, Heinrich
Entwurf Jost, Wilhelm
Entwurf Grabbe, Ernst
Entwurf Wolf, Gustav
Entwurf Heller, Fritz
Entwurf Schopohl, Fritz
Entwurf Weishaupt, Karl
Entwurf Knoblauch, Arnold
Entwurf Gagfah
Entwurf Mebes und Emmerich
Bauherr Gagfah

Auf einem schmalen Geländestreifen unmittelbar nördlich des Fischtalgrundes wurde 1928 von der Gagfah die sogenannte Versuchssiedlung Am Fischtal erstellt, die musterhaft Wohnhäuser für Angehörige des Mittelstandes vorführen sollte. Unter Leitung von Heinrich Tessenow entwickelten insgesamt 16 Architekten, unter ihnen Hans Poelzig, Paul Schmitthenner sowie Mebes & Emmerich, jeweils ein oder mehrere Bauten. Sie variierten nach Typus - Einzelhäuser für Familien und Alleinstehende, Doppelhäuser, Einfamilienreihenhäuser und Geschoßwohnblocks - mit entsprechend unterschiedlicher Größe und Ausstattung der Wohnungen je nach Ansprüchen und Einkommen der Bewohner. Verbindlich festgelegt war dagegen die Dachkonstruktion: Alle Bauten tragen ein ziegelgedecktes Satteldach.

Mit Ausnahme von zwei Geschoßwohnblöcken an der Onkel-Tom-Straße (Onkel-Tom-Straße 63/67 und 69/71 von Alexander Klein) und einem Einzelhaus an der Wilskistraße (Wilskistraße 2 von Arnold Knoblauch) stehen alle Bauten an der südlichen Begrenzung der Straße Am Fischtal, die in geschwungener Linie von der Onkel-Tom-Straße bis zur Wilskistraße verläuft. (Das Haus Am Fischtal 72B gehört nicht zur Siedlung.)

Vor dem Parkgelände, dem die Häuser der Fischtalsiedlung wie ein Riegel vorgeschoben sind, treffen traditionell-konservative und fortschrittlich-moderne Wohnhausarchitektur aufeinander. Diese Konfrontation ging als "Zehlendorfer Dächerkrieg" in die Geschichte der Architektur ein. Die im Grundsatz abweichenden gestalterischen Konzepte lassen sich jedoch nicht nur am Gegensatz Flachdach/Steildach ablesen. Die Musterhäuser am Fischtal, die an den programmatischen Vorstellungen von Paul Mebes ("Bauen um 1800") und Heinrich Tessenow ("Lehre vom Hausbau") orientiert sind, haben einen einfachen Grundriß und einen regelmäßigen axialen Wandaufriß. Die Außenwände sind in vielen Fällen mit einer Schlämmschicht verkleidet; der Backstein bleibt dahinter als Baumaterial sichtbar. Die Betonung der handwerklichen Solidität richtete sich gegen die Technisierung des Siedlungsbaus, gegen den Einsatz seriell gefertigter Normteile. Im Unterschied zu der spannungsvollen Gegenüberstellung von Architektur und Naturraum, die die Waldsiedlungskonzeption auszeichnet, wollten die konservativen Architekten der Gagfah-Siedlung mit Hilfe von Laubenanbauten, Holzbalkonen, -spalieren und -fensterläden Übergänge von der Architektur in die Natur schaffen. Die Gestaltung des Außenraumes hatte bei der Fischtalsiedlung nur eine untergeordnete Bedeutung. Die Bauten sind entlang der Straßen nebeneinandergestellt, ohne ihre Bewegung aufzunehmen. Eine räumliche Strukturierung ergibt sich nur durch die versetzte Anordnung der Häuser zwischen Riemeisterstraße und Onkel-Tom-Straße: Hier ist jeweils ein Einzel- oder Doppelhaus von der Straße auf den Park zugerückt und über einen zwischen den straßenseitigen Bauten verlaufenden Weg zugänglich. An der Kreuzung der Straßen Am Fischtal und Riemeisterstraße ist ein Flügel des Geschoßwohnblocks von Mebes & Emmerich im Osten und ein längsgerichtetes Mehrfamilienhaus von Tessenow ebenfalls von der Straßenfluchtlinie zurückversetzt, so daß eine platzartige Straßenerweiterung entsteht.

Literatur:

  • Vier Berliner Siedlungen, 1987 / Seite S. 143 ff.
  • Topographie Zehlendorf/Zehlendorf, 1995 / Seite S. 48, 207-211

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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