Denkmaldatenbank

SS-Kameradschaftssiedlung, Waldsiedlung Krumme Lanke

Obj.-Dok.-Nr. 09075600
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Zehlendorf
Adressen Alsbacher Weg
1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23

Altkanzlerstraße 10, 12, 14

Argentinische Allee
51, 53, 55, 57, 59, 61, 63, 65, 67, 69, 71, 73, 75, 77, 79, 81, 83

Bürstadter Weg 1, 2

Grumbacher Weg 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8

Heppenheimer Weg
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22

Himmelsteig 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7

Hirschhorner Weg
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 33, 35, 37, 39

Im Kinderland 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10

Jugenheimer Weg
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20

Lindenfelser Weg 1, 2, 3, 4, 5

Ottmachauer Steig
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30, 32

Quermatenweg
32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 64, 66, 68, 70, 72, 74, 76, 80, 82, 84, 86, 88, 90, 92, 94, 96, 98, 100, 102, 104, 106, 108, 110, 112, 114, 116, 118, 120

Salemer Steig
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28

Selmaplatz 1, 2, 3, 4, 5

Schlawer Straße
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30

Starkenburger Straße
1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 31

Am Vierling
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28

Viernheimer Weg
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22

Zwingenberger Weg
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18

Teschener Weg
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnsiedlung & Siedlung
Datierung 1938-1939
Entwurf Gerlach & Engelberger
Ausführung Ahag
Bauherr Gagfah

Der Quermatenweg, der die Ost-West-Verbindung zwischen Fischerhüttenstraße und Onkel-Tom-Straße herstellt, ist weitestgehend nur an der Südseite bebaut; im Norden erstreckt sich bis zur Krummen Lanke ausgedehntes Waldgelände. Im östlichen Abschnitt bilden die Doppelhäuser der Gagfah-Siedlung, die auf erhöhtem Terrain mit der Traufe zur Straße stehen, die Randbebauung. Im weiteren Verlauf des Quermatenweges trifft man nach einem kurzen unbebauten Straßenstück auf den nördlichen Siedlungsteil der ehemaligen "SS-Kameradschaftssiedlung", der heutigen Waldsiedlung Krumme Lanke. Schon auf den ersten Blick wird deutlich, daß man es mit einem speziellen Siedlungsplan zu tun hat: Obwohl auch hier durchgängig der Typus des sattelgedeckten Kleinhauses als Einzelgebäude, Doppelhaus oder Reihenhaus auftritt, ist die Anordnung aufgelockert; die Bauten sind großzügig in den Landschaftsraum mit hohem dichtem Kiefernbewuchs eingestellt. Die Siedlung wurde für Angehörige der Berliner SS-Hauptämter von der Gagfah in Zusammenarbeit mit dem sogenannten Rasse- und Siedlungshauptamt geplant und 1938-39 ausgeführt. Die Entwurfsplanung stammt vom Technischen Direktor der Gagfah, Hans Gerlach.

Wohnungstypen und -größen richteten sich nach dem Rang der zukünftigen Bewohner: Die unteren Ränge der SS wurden in den Geschoßwohnungen mit einer maximalen Wohnungsgröße von 2½-Zimmern untergebracht, die zur Argentinischen Allee hin angeordnet wurden. Nördlich von einem L-förmig angelegten Wohnblock mit Ladeneinrichtungen führt eine kurvig angelegte Fahrstraße, die im Wechsel von Doppel- und Reihenhäusern gesäumt wird, zum geplanten Gemeinschaftsbau, der Sporteinrichtungen, Kameradschafts- und Festräume und Kinderhort beherbergen, zusätzlich aber auch als Studentenheim dienen sollte. Die wenigen Einzelhäuser, die für die höheren und höchsten Ränge der Berliner SS bestimmt waren, standen im Südwesten und Nordosten der Anlage und waren durch eine spezielle Gruppierung und Straßenführung, die auf frühe deutsche Siedlungsformationen verweisen sollten - die Straßen endeten in einem ovalen Platz, auf den die Häuserfronten ausgerichtet wurden -, hervorgehoben.

In Außengestaltung und Grundrißanlage entsprachen die Bauten den Mustertypen, die die Gagfah für Heimstättensiedlungen entwickelt hatte: Die zu Gruppen zusammengeschlossenen Häuser hatten drei Zimmer, Küche und Bad sowie zwei Kammern, die als Schlafzimmer genutzt werden konnten, die Einzelhäuser zwei zusätzliche Zimmer und eine Wohndiele. (232)

Das zusammenhängende Siedlungsgelände zieht sich vom Quermatenweg bis zur Argentinischen Allee. Damit hat es ungefähr die gleiche Ausdehnung wie die Tautsche Waldsiedlung, ist aber weniger stark durch Erschließungsstraßen gegliedert; abgesehen von Argentinischer Allee und Quermatenweg gibt es nur schmale Fahrwege für den Anliegerverkehr; etwa ein Drittel der Fläche blieb unbebaut.

Geschoßwohnbauten begrenzen die Anlage zur Argentinischen Allee; im Erdgeschoß des L-förmigen Blocks am Selmaplatz befinden sich Ladeneinbauten, die der Versorgung der Siedlungsbewohner dienen. Von den Geschoßwohnblocks verlaufen die Wege ungerichtet in Bögen und Verästelungen nach Norden und Nordosten. Die Reihen- und Doppelhäuser und die wenigen Einzelhäuser für höherrangige SS-Leute sind ohne strengen Schematismus mit Traufe oder Giebel an diesen Wegen angeordnet. Mit dem Teschener Weg ist eine Achse angedeutet, die aber ins Leere läuft, da die für das angrenzende Waldstück geplanten Gemeinschaftsbauten nicht realisiert werden konnten. Durch die Anpassung der Wegeführung an die landschaftlichen Formationen und die gelockerte Anordnung der Bauten wird die Uniformität, die sich durch die Festlegung auf einen Haustyp ergibt, relativiert.

Für die Außenanlagen lieferte der Gartenarchitekt Somborn die fachlichen Grundlagen. Von Bedeutung ist der Verzicht auf private Gartenanlagen. Die Häuser stehen hierarchisch geordnet in der heimatlichen Grunewaldlandschaft, die hier eine gemeinsam nutzbare, behutsam gestaltete Grünanlage bildet. Für die Erhaltung des äußeren Erscheinungsbildes wurden zahlreiche Vorschriften erlassen. (233) Eine geplante Gemeinschaftsanlage am Ende des als "geschwungene Achse" geführten und zentral liegenden Teschener Weges wurde nicht mehr ausgeführt.

Die Waldsiedlung Krumme Lanke repräsentiert eine besonders für Berlin außergewöhnliche und einzigartige Form der Siedlungsplanung, bei der in zweifacher Hinsicht ideologische Positionen des NS-Staates, die Vorstellung von der idealen Volksgemeinschaft und der Blut- und Boden-Gedanke zum Ausdruck kommen: Eine als Elite verstandene Bevölkerungsgruppe lebt auf einem großen, gemeinsamen Terrain ohne signifikante Abteilung von Privatbereichen zusammen. Die Wohnhäuser sind in eine scheinbar ungeordnete Naturlandschaft eingestellt; die Natur dominiert die von Menschen geschaffene Architektur.

Leider wird seit 1991 in die nahezu unverändert erhaltene Bausubstanz der Waldsiedlung Krumme Lanke massiv eingegriffen. Die neugeschaffenen Dachausbauten der Geschoßbauten erscheinen im Verhältnis zu den überkommenen Baukörpern und Fassadenaufrissen unproportioniert und nicht materialgerecht. Noch viel entscheidender beeinträchtigt aber die mehrgeschossige Überbauung der Zufahrt von der Argentinischen Allee die ehemals offene, in die Landschaft eingebettete Siedlungsanlage.


232) In einer Publikation der Zeitschrift "Siedlung und Wirtschaft" stellte Hans Gerlach die einzelnen Haustypen in Grundrissen und Ansichten vor. Die Baukörper waren grundsätzlich über einfachster Grundform, Quadrat oder Rechteck, entwickelt, das Äußere wurde "in schlichtester Weise behandelt. Ein heller Putz und freundliche Fensterläden sollen den Charakter der Waldsiedlung betonen helfen." Vgl. Gerlach, S. 699 ff.

233) "(...) Das Betreten der Grünanlagen außerhalb der Grundstücke ist nicht gestattet; die vorhandenen Wege müssen unbedingt eingehalten werden.(...) Den größten Ärger haben die Mieter mit den Gartenvorschriften.(...) Mit dem Verbot selbstbestimmter Gartenaktivität - was, wenn auch nicht mehr ganz so rigide gehandhabt, grundsätzlich noch heute gilt - unterscheidet sich die Siedlung von den sonstigen Gagfah-Anlagen. Auch ist dies der auffallende Benutzungs-Unterschied gegenüber der benachbarten "Onkel-Tom-Siedlung" etwa oder zur 1986 fertiggewordenen "Gartenstadt Düppel", wo derzeit alles das zu beobachten ist, was damals im Wald die Mieter auch taten bzw. tun wollten. Die Gagfah legt Mustergärtchen an, in Rundschreiben wird immer wieder auf die Verstöße gegen die Richtlinien hingewiesen, Begehungskommissionen (...) rügen kleine Beete, Knüppelzäune, Feldsteinterrassen, falsche Pflanzen und falsche Blumen. Einzelne Gärten müssen wieder umgebaut werden." Machule 1986, S. 1030 ff.

Literatur:

  • BusB IV A 1970 / Seite S. 92, 312.
  • Machule, Dittmar, Waldsiedlung "Krumme Lanke" =Bauwelt 77 (1986) / Seite S. 1030 ff.
  • Untere Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf und Landesdenkmalamt Berlin (Hg.)/ Willen, Susanne, Waldsiedlung Krumme Lanke, Berlin 2006

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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