Denkmaldatenbank

Zu diesen geräumigen Mietwohnhäusern, die die wirtschaftlichen Verwertungsmöglichkeiten der damaligen Bauordnung voll ausnutzten, zählt das Haus Kahle, Habelschwerdter Allee 12, das der Baumeister Robert Kleinau für den Rentier Oswald Kahle 1905-06 entwarf und ausführte. Kleinau war mit ähnlichen Projekten im nahen Zehlendorf schon erfolgreich gewesen. (1) Dort trat er vor allem als Bauunternehmer auf, der seine Häuser nach Fertigstellung rasch wieder mit Gewinn veräußerte. An der Habelschwerdter Allee entstand eine so genannte Mietvilla, die im Äußeren das Bild einer vornehmen Villa vorspiegelt, im Inneren aber herkömmliche Mietwohnungen anbietet. Auf diese Weise konnten Interessenten geworben werden, die sich kein Privathaus in ländlicher Umgebung leisten konnten, aber zumindest in einem entsprechenden Ambiente wohnen wollten. Hierfür schuf Kleinau eine angemessene Schaufassade zur Habelschwerdter Allee, die traditionelle und moderne zeitgenössische Einflüsse zu einem bizarren Konglomerat verband. Neben den Solidität vorspiegelnden historisierenden Elementen, in Putz nachgeahmte Bruchsteinmauer und Arkadenloggia im Sockel, dem Hufeisenfenster in Jugendstilformen am Mittelbau und dem flächigen floralen Putzornament ist es die bewegte Dachgestaltung des Landhausstils, die dem Haus seine einzigartige Prägung gibt. Um nicht ganz der Symmetrie zu verfallen - die dahinterliegenden Zweispännerwohnungen sind streng spiegelsymmetrisch beiderseits der Längsachse angeordnet -, bildete Baumeister Kleinau noch dazu den Abschluss des rechten Risalits mit einem barockisierend geschwungenen Knickgiebel aus. Im Innern standen den Mietern je Etage - auch im Souterrain - zwei Komfortwohnungen mit viereinhalb Zimmern, Bad, Diele, Küche, Loggia und Zentralheizung zur Verfügung.

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(1) Denkmaltopographie Zehlendorf 1992, S. 85, 87, 111 f., 116 f., 176, 227 f.