Denkmaldatenbank

Chauffeurshaus zum Landhaus Freudenberg

Obj.-Dok.-Nr. 09075576
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Potsdamer Chaussee 68
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Chauffeurshaus
Datierung 1922
Umbau 1946
Entwurf Muthesius, Hermann (Architekt)
Ausführung Laternser, Otto (Baugeschäft)
Bauherr Freudenberg, Hermann (Kaufmann)

Auf der dem Haus Freudenberg gegenüberliegenden Straßenseite der Potsdamer Chaussee ließ Hermann Freudenberg 1922 ebenfalls von Hermann Muthesius ein ursprünglich als "Autohaus" bezeichnetes Gebäude errichten, das neben der Wohnung für den Chauffeur zwei Autogaragen und eine Werkstatt aufnahm. (1) Für die äußere Form des Chauffeurshauses Potsdamer Chaussee 68 griff Muthesius auf den Entwurf eines Arbeiterwohnhauses zurück, den er zuerst 1910 in einer Kleinhaussiedlung und 1918 als Ausstellungsbau realisiert hatte. (2) Der Zusammenhang des kleinen Hauses mit dem Haus Freudenberg, der heute durch den Ausbau der Potsdamer Chaussee kaum mehr wahrnehmbar ist, lässt sich jedoch noch in der architektonischen Gestaltung ablesen: Das zweigeschossige Haus mit Walmdach in Rohziegelbauweise bezieht sich in Material und Farbigkeit auf das Hauptgebäude. Die Fachwerkverblendung, die das massiv ausgeführte Obergeschoss leicht auskragen lässt, knüpft an den großen Mittelgiebel des Landhauses an, die schräg gesetzte Ziegelausfachung gibt es an beiden Bauten ebenso wie die bündig mit der Außenwand abschließenden weißen Sprossenfenster und das graublaue Pfannendach. (3) Auch die handwerklich sorgfältige Ausführung und das solide Material verdeutlichen die Zugehörigkeit des Autohauses zum herrschaftlichen Landhaus und den Unterschied zum Ausstellungsbau. In seiner Zweckbestimmung als Garagen- und Chauffeurshaus zeugt es zudem von der wachsenden Bedeutung des Autoverkehrs seit Beginn der 1920er Jahre. Das in seiner wohl proportionierten Einfachheit und in durchdachten Detaillösungen ansprechend gestaltete Gebäude vereinte seinerzeit in harmonischer Weise die Funktionen Wohnhaus und Garage.


1) Finger 2009, S. 108, 140; Muthesius 1922, S. 76 f.; de Fries, Heinrich: Moderne Villen und Landhäuser, Berlin 1925, S. 76 f.

2) 1910 in der Siedlung "Zum Lith" in Duisburg in ähnlicher Form und 1918 in der Ausstellung "Sparsame Baustoffe" als Prototyp der Firma Büring & Sohn. Vgl. Dekorative Kunst 23 (1919), S. 125; Wasmuths Monatshefte für Baukunst 4 (1920), S. 155; Hermann Muthesius 1861-1927, Berlin 1978, S. 135; Landsberg, Max: Sparsame Baustoffe in ihrer künstlerischen Bedeutung. In: Innendekoration 30 (1919), S. 168.

3) 1946 Änderung der rechten Garage, Einbau eines größeren Tores mit geradem Sturz. Das Haus, das in seinem äußeren Erscheinungsbild weitgehend unverändert ist, gehört heute zum Gelände der Kliniken im Theodor-Wenzel-Werk. Fenster und Türen sind zum großen Teil erhalten, nur das veränderte Garagentor ist zugemauert, an der Stelle befindet sich heute ein Fenster. An der Ostseite ist ein zusätzlicher Eingang (Erfassung Landesdenkmalamt).

Literatur:

  • Hermann Muthesius, Ausstellungskatalog, 1977 / Seite 135

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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