Denkmaldatenbank
Wohnhaus Teltower Straße 1
09075569 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Wannsee |
Adressen | Teltower Straße 1 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Wohnhaus |
Datierung | 1921-1922 |
Entwurf | Cramer, Carl |
Bauherr | Heinrich, R. (Kaufmann) |
Seitdem der Gleisübergang im Zuge des Steinstraße nicht mehr existiert, gelangt man zum westlich der Eisenbahngleise liegenden Viertel von Steinstücken nur über die Straßenbrücke der Stahnsdorfer Straße. Die ersten Wohnhäuser wurden an der Stahnsdorfer Straße, dem alten Weg nach Potsdam-Nowawes, erbaut. (1) Dazu zählt das große Wohnhaus des Schöneberger Fabrikanten Hugo Reinhold Heinrich, Teltower Straße 1, das dieser 1921-22 auf dem damals noch weitaus größeren Eckgrundstück nach Plänen des Architekten Carl Cramer errichten ließ. (2) Schräg zur Ecke ausgerichtet, kommt das Gebäude mit seiner strengen klassizistischen Tektonik der Eingangsfront besonders zur Geltung. Das Haus ist ein ausgezeichnetes Beispiel für Adaption und Weiterentwicklung neoklassizistischer Strömungen in der Architektur um 1910, die das moderne Bauen mit vorbereiteten. Merkmale dieser Richtung waren eine klare symmetrische Massengliederung, ein reduzierter Formenkanon mit flächigen ornamentfreien Fassaden sowie ein knapper scharfkantiger Umriss. Wegweisend für viele Architekten der Zeit wurden die Bauten von Peter Behrens. So lassen sich beim Haus Heinrich auch Analogien zum 1909-10 erbauten Hagener Haus Cuno von Behrens erkennen. Neben dem flachen Walmdach, dem knappen Baukubus, dem Materialkontrast zwischen rustikalem Bruchsteinsockel und glatt verputzten oberen Geschossen ist es vor allem die strenge Symmetrie des T-förmigen Aufrisses der Eingangsseite, die dem Haus Cuno ähnelt. Sie zeichnet sich beim Haus Heinrich ab durch hart an die Traufe gelegte Obergeschossfenster und ein mittiges vertikales Fensterband für das Treppenhaus, das, in die Front eingeschnitten, zum Klinkerportal des Hauseingangs überleitet. (3)
Cramer erzielte eine eindrucksvolle Gliederung, die sowohl Repräsentation ausdrückt als auch die Symmetrie des herrschaftlichen Grundrisses widerspiegelt. Die axiale Raumaufteilung wird von einer klaren Trennung in funktionale Raumeinheiten bestimmt. Die Mitte des Hauses nimmt eine große Diele mit dem Treppenhaus und eine angegliederte überdeckte Gartenterrasse ein. Links und rechts schließen sich übersichtlich quadratische Raumbereiche an mit repräsentativen Wohn- und Gesellschaftsräumen im Erdgeschoss sowie Schlaf- und Mädchenzimmern in der oberen Etage. Ein separater Personaleingang führt zu den Wirtschaftsräumen im Souterrain, wo es eine Personalwohnung gab, und direkt zur Kellertreppe der Küche im Erdgeschoss. Cramer schuf ein modernes Haus für den anspruchsvollen Lebensstil, das sich von zeitgenössischen klassizistischen Adaptionen abhebt und trotz aller Ähnlichkeiten mit der Architektursprache von Peter Behrens künstlerische Individualität ausstrahlt.
Ende der 1930er Jahre wurde der Obstgarten des Hauses Heinrich parzelliert - die Grundstücke erschloss man mittels einer Privatstraße mit Wendehammer, der Teltower Straße. Sie endete damals noch vor dem Doppelhaus Teltower Straße 13-14. Die zu der Zeit erbauten Einfamilienhäuser, meist gängige würfelförmige Baukörper mit Walmdächern, konnten dem Wohnquartier kein eigenständiges Gesicht geben. Nach dem Mauerfall verlängerte man die Stichstraße bis zum alten Hubschrauberlandeplatz. Seitdem entstehen neue Wohnhäuser in dem lange abgeschiedenen Teil von Steinstücken.
1) Zum Zeitpunkt der Erbauung der Villa Heinrich hieß auch die Stahnsdorfer Straße Teltower Straße.
2) Carl Cramer (1888-1947) unterhielt im nahen Bergstücken bei Neubabelsberg und in Berlin Büros. Vgl. Nachruf für Carl Cramer. In: Neue Bauwelt 38 (1947), H. 29. S. 450.
3) Zu Haus Cuno siehe: Müller-Wulckow, Walter: Deutsche Baukunst der Gegenwart, Wohnbauten und Siedlungen, Leipzig 1929, S. 13, 122.
Literatur:
- Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 163
- Neue Bauwelt 38 (1947) 29 / Seite 450
- Müller-Wulckow, Walter: Deutsche Baukunst der Gegenwart, Wohnbauten und Siedlungen, Leipzig 1929 / Seite 13, 122
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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