Denkmaldatenbank

Wohnhaus Straße zum Löwen 3

Obj.-Dok.-Nr. 09075567
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Straße zum Löwen 3
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung um 1875
Umbau 1880-1881
Entwurf & Bauherr Petzholtz, Ernst
Bauherr Wagner, Albert (Hofjuwelier)
Entwurf Ende und Böckmann (Architekt)

Etwas weiter nördlich ist mit dem Wohnhaus Straße zum Löwen 3 eine der im Kern ältesten Villen der Kolonie Alsen erhalten. Das in seinen originären Grenzen bestehende Grundstück war bereits 1871 aus dem Besitz Wilhelm Conrads an den Potsdamer Hofbaumeister Ernst Petzholtz übergegangen. Dieser bebaute es um 1875 mit einem zweigeschossigen, giebelständigen Sommerhaus, das aus einem hinteren, kleineren Mauerwerksteil und einem vorderen größeren Holzfachwerkbau mit Holzdielenbeplankung und offener Laube im Obergeschoss bestand. 1880 verkaufte er das Grundstück mit bezugsfertigem Sommerhaus an den Hofjuwelier Albert Wagner, Mitinhaber der Silberwarenfabrik Sy & Wagner. Dieser ließ 1881, 1882 und 1899 Erweiterungen vornehmen, für die zumindest im ersten Bauabschnitt wiederum die Architekten Ende & Böckmann verantwortlich zeichneten. (1) Bemerkenswert an der damals vorgenommenen Erweiterung ist ihre gestalterische Angleichung an den ursprünglichen Petzholtz-Bau. Dieser ist als dreiachsiger, giebelständiger Bauteil mit Satteldach rechts zu erkennen. Links schließt der traufständige Erweiterungsbau der 1880er Jahre mit Berliner Dach in Schieferdeckung an. Seine Merkmale sind ein Schabrackengesims, dreiteilige Fenster und eine horizontale Holzbeplankung, die im Obergeschoss durch Pilaster gegliedert ist, sowie an der Schmalseite eine giebelbekrönte hölzerne Loggia nach dem Vorbild der Laube des Ursprungsbaues. Nochmalige Erweiterungen fanden 1934 und 1938-40 statt, als das Haus zum Mehrfamilienhaus umgebaut wurde. Heute ist die Bedeutung der 1990 um einen weiteren Baukörper ergänzten und instand gesetzten Villa ohne Kenntnis der Baugeschichte nur schwer nachvollziehbar. Neben den nahe gelegenen Villen Conradstraße 1 und Straße zum Löwen 1 gehört die Villa Wagner im Kern zu den ältesten baulichen Zeugnissen der Villenkolonie. Gleichzeitig ist sie eines der ältesten Holzhäuser in Berlin und besitzt somit Seltenheitswert. Mit seinen drei Achsen, der Dielenbeplankung und dem geschnitzten Holzzierwerk stand der Ursprungsbau stilistisch den Bauten der russischen Kolonie Alexandrowka in Potsdam und dem Blockhaus Nikolskoe nahe. Eine weitere Wurzel liegt in der um 1870 durch die Bauten des Prinzen Carl von Preußen in Glienicke entwickelten Mode des "Schweizerstil". Hofbaumeister Ernst Petzholtz, von dem vermutlich der Kernbau stammt, war Ende der 1860er Jahre mit der Fertigstellung der von Ferdinand von Arnim entworfenen "Schweizerhäuser" befasst. (2)


1) Ende & Böckmann errichteten zeitgleich auch die nahe gelegene Villa Becker, Conradstraße 13.

2) Bernhard, Andreas: Die Tätigkeit der Architekten v. Arnim und Petzholtz. In: Schloss Glienicke 1987, S. 98 ff. In Alsen war Petzholtz ab 1871, also kurze Zeit später tätig, wo er u.a. gegenüber der Villa Wagner drei Turmvillen für Heinrich Quistorp baute - im so genannten Quistorpschen Dreieck. In der Kolonie Wannsee Am Sandwerder errichtete er 1874 und 1875 ebenfalls mehrere Villen.

Literatur:

  • Heinisch, Tilmann; Schumacher, Horst: Colonie Alsen, Berlin 1988 / Seite 206 (die dort geäußerte Vermutung der Urheberschaft von Ende & Böckmann für den Ursprungsbau muß aus stilistischen Gründen bezweifelt werden, s.u. Begründung)
  • Wolff, Karl, Wannsee, 3. Aufl., Berlin 1972 / Seite 97 (Erwähnung)
  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 90
  • Bernhard, Andreas: Die Tätigkeit der Architekten v. Arnim und Petzholtz in
    Schloss Glienicke 1987 / Seite 98ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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