Denkmaldatenbank

Das Haus Brandt in der Scabellstraße 13 liegt auf einem bis zum Wannseeufer reichenden, unregelmäßig geschnittenen Grundstück. Von der schmalen Straßenfront führt heute eine seitliche Zufahrt zu dem stattlichen Gebäude, das den Blicken der Öffentlichkeit weitgehend entzogen ist. Es wurde 1913-14 nach einem Entwurf der Architekten Liepe und Gerres für den Geheimen Kommerzienrat Franz Brandt gebaut. (1) Aus einem zum See ausgerichteten Haupthaus und einem entlang der südlichen Grundstücksgrenze sich erstreckenden Seitenflügel bestehend, rahmt es einen kleinen Vorplatz. Typologisch ist es schwer einzuordnen, denn es zeigt eine Mischung verschiedener Baustile. Zum einen ruht es wie ein Landhaus ebenerdig ohne Sockelgeschoss im Garten. Das Motiv des runden Treppenturms, der die beiden Flügel wie ein Gelenk verbindet, entstammt dem Schlossbau der Renaissance, wurde aber auch im Landhausstil des frühen 20. Jahrhunderts gern verwendet. Zum anderen weisen die Ausführung von zwei Vollgeschossen, ein Kupfer gedecktes Walmdach, Sprossenfenster im stehenden Format und die Anordnung von zwei polygonalen Seitenrisaliten an der Gartenfassade auf die Vorbildwirkung barocker Schlossbauten hin. Vom Grundtenor barock ist auch der zwischen den Risaliten angeordnete, dreiachsige ovale Gartensaal mit Altane im Obergeschoss. Im Gegensatz zu den schlichten Glattputzfassaden der anschließenden Bauteile besitzt er eine reiche Gliederung durch Stuckdekorationen, bestehend aus kannelierten Pilastern mit Phantasiekapitellen, Festons, Medaillons und einem an antike Vorbilder erinnernden bukolischen Figurenfries.

1) Die Charlottenburger Architekten Liepe & Gerres bauten Landhäuser, Mietshäuser, die Kraftstation des Elektrizitätswerkes Südwest in Wilmersdorf und das Haus am Zentrum in Berlin-Mitte. Vgl. Berliner Architekturwelt 14 (1912), S. 231-235; 17 (1915), S. 18-21; 18 (1916), S. 435.