Denkmaldatenbank

Wohnhaus Scabellstraße 12

Obj.-Dok.-Nr. 09075563
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Scabellstraße 12
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1909-1910
Entwurf Schaudt, Johann Emil (Architekt)
Bauherr Drabig, Bruno (Maler)
Ausführung H. Bunning (Baugeschäft)

Das im Wendehammer dicht an der Straße stehende Wohnhaus Scabellstraße 12 präsentiert sich mit einer auffälligen Stabgittereinfriedung mit Kunststeinsockel und hohen Torpfosten. Der Dekorationsmaler Bruno Drabig ließ das Haus 1909-10 von Johann Emil Schaudt, dem Architekten des KaDeWe und weiterer Geschäftshäuser in Berlin und Hamburg, erbauen. (1) Das blockartige zweigeschossige Gebäude mit Mansarddach und zwei hohen Schornsteinen besitzt ockerfarbene Putzfassaden und rote Dachpfannen. Seine symmetrische, dreiteilige Schaufassade ist aufgrund ihrer außergewöhnlichen Gestaltung bemerkenswert. Prägend ist der von einem mächtigen Glockengiebel überfangene, leicht zurückspringende Mittelteil. Er durchstößt die an sich horizontale Linienführung des Gebäudes, die durch Sockel, hohes Stockwerkgesims, Dachgesims, Dachkehle und First bestimmt wird. Mit weitem Abstand, um ein halbes Stockwerk versetzt, wird seine Form in den Giebeln der Hallenfenster wiederholt. Sie führen als Fenstertüren auf eine halbrunde, von kräftigen Rundpfeilern gestützte Altane über dem verhältnismäßig niedrigen Eingang. Auffallend ist auch die reiche Ausstattung der Fassade mit plastischem Bauschmuck. So ist das Mittelfeld des Giebels mit einer von Jünglingen flankierten Goethe-Herme geschmückt, in den Dreiecksgiebeln oberhalb der Erdgeschossfenster sind Skulpturenreliefs eingefügt, am eingeschossigen Anbau rechts ist ein Neptun-Relief appliziert. Die Konzeption der Fassade als Ganzes wie auch die Ausbildung ihrer Details zeigt eine sehr unkonventionelle, freie Gestaltung auf Basis des traditionellen Formenkanons. Als ein Frühwerk von Johann Emil Schaudt und gleichzeitig als einer seiner wenigen privaten Wohnhausentwürfe nimmt das Haus in dessen Gesamtwerk eine besondere Stellung ein. (2) Bautypologisch schließt das Gebäude noch weitgehend an die Tradition der Villa an, wenn auch Küche und Anrichte bereits im Erdgeschoss liegen. Mittelpunkt des ganz auf Repräsentation ausgerichteten Hauses ist eine zweigeschossige Treppenhalle an der Straßenseite mit Austritt auf den Balkon. Über dem Speisesaal an der Seeseite lag einst das Atelier des Bauherrn mit Treppe zu einer nicht einsehbaren Dachterrasse. 1936 wurde das Haus zum Mehrfamilienhaus umgebaut und das Atelier in eine Wohnung umgewandelt.


1) Bruno Drabig und sein Bruder Karl waren Teilhaber der Firma Gebr. Drabig, Atelier für dekorative Malerei mit Sitz in der Levetzowstraße 23 in Moabit. Ihre Werke wurden in verschiedenen Ausgaben der Berliner Architekturwelt publiziert. Karl wohnte in Birkenwerder(Berliner Adressbuch 1913). Emil Schaudt baute ein weiteres Haus Drabig in der Flotowstraße 7 in Tiergarten. Vgl. Janiszewski, Bertram: Das alte Hansaviertel in Berlin, Norderstedt 2008, S. 48.

2) Der Stuttgarter Johann Emil Schaudt (1874-1957) war Schüler von Ernst von Ihne und von Paul Wallot. Vgl. J.E. Schaudt, Architekt BDA, mit einer Einleitung von Max Osborn, Berlin-Leipzig-Wien 1930 (= Reihe Neue Werkkunst).

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 143
  • Janiszewski, Bertram: Das alte Hansaviertel in Berlin, Norderstedt 2008 / Seite 48
  • J.E. Schaudt, Architekt BDA, mit einer Einleitung von Max Osborn in
    Reihe Neue Werkkunst (1930)

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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