Denkmaldatenbank
Jugendfreizeitheim Wannsee (ehem. Rathaus Wannsee)
09075551 | |
Bezirk | Steglitz-Zehlendorf |
Ortsteil | Wannsee |
Adressen | Königstraße 42 Chausseestraße 23 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Rathaus |
Datierung | 1899-1901 |
Entwurf | Stahn, Otto & Metzing, Adalbert |
Bauherr | Gemeinde Wannsee |
Trutzig besetzt eine "Backsteinburg" die Ecke König- und Chausseestraße. Mit dem spitz behelmten Eckturm dominiert der Winkelbau gleich einer Landmarke den offenen Stadtraum. Es ist das frühere Rathaus Wannsee, Königstraße 42, Ecke Chausseestraße, das deutlich der kommunalen Selbstdarstellung dient. (1) Das Amtshaus für die neue Landgemeinde Wannsee, die 1898 unter anderem aus dem Dorf Stolpe und den beiden Villenkolonien Alsen und Wannsee gebildet worden war, entwarf Otto Stahn zusammen mit Adalbert Metzing. Sie waren als Sieger aus einem beschränkten Wettbewerb unter Wannseer Baumeistern hervorgegangen. Beide Architekten hatten sich in der Hugo-Vogel-Straße eigene Villen erbaut und waren mehrfach in Wannsee tätig, wobei Stahn für die Gemeinde bereits das neue Schulhaus in der Charlottenstraße und die evangelische St. Andreas-Kirche in der Lindenstraße geschaffen hatte.
Für das 1899-1901 erbaute Rathaus an der Chaussee von Berlin nach Potsdam, die der neue städtebauliche Schwerpunkt von Wannsee werden sollte, hatten sie ein der märkischen Backsteingotik entlehntes Stilkleid gewählt. Ebenso wie in anderen Vorortgemeinden Berlins (2) war man auch in Wannsee bemüht, mit einer gotisierenden Stilfassung an die Blütezeit märkischer Städte zu erinnern. Ihr von Backsteinbauten - Toren, Kirchen, Rat- und Gerichtshäusern - geprägtes mittelalterliches Stadtbild sollte in den Repräsentationsbauten der zu Wohlstand gekommenen ehemaligen Dörfer Berlins wiederaufleben. So zeigt sich der zweigeschossige Wannseer Repräsentationsbau reich an neogotischen Motiven mit dekorativen Staffel- und Stufengiebeln, Blendspitzbögen und Blendmaßwerk in Formsteinen. An ausgesuchten Bereichen der Fassade setzten die Architekten prägende Zeichen - so mit der Eingangslaube, gebildet aus Halbsäulen und Kreuzgratgewölbe, oder mit dem helmbewehrten Rundturm im Gelenk. Am Turm, der bei der letzten Restaurierung 1987 seine kriegszerstörte oktogonale Spitze wiedererhielt, wenn auch nicht in der ursprünglichen imposanten Höhe, und an anderen Stellen sind bunte Wappen des Reiches und Preußens als Hoheitszeichen eingelassen. Auf die märkische Seenlandschaft Wannsees spielt dagegen ein farbiges Mosaik mit brandenburgischem Adler in der großen Bogenblende des Ratssaales am östlichen Staffelgiebel an.
Einst lagen im hohen Erdgeschoss der Ratssaal und die Büros, darüber die Wohnung des Amtsvorstehers mit einer Terrasse über der Eingangslaube und im Sockelgeschoss gab es einige Arrestzellen. Diese Grundstruktur ist in großen Teilen bewahrt wie auch viele Ausstattungsdetails im Innern überliefert sind. Dazu gehören die kreuzgratüberwölbten Flure, die Holztäfelung des Ratssaales und die schmiedeeisernen Tür- und Fensterbeschläge. Nach der Bildung der Einheitsgemeinde Groß-Berlin verlor der Bau seine Funktion als Verwaltungszentrum. Das alte Rathaus wird heute von Bezirkseinrichtungen genutzt; unter anderem sind hier ein Jugendfreizeitheim mit Werkstätten und Musikübungsräumen und eine Kindertagesstätte untergebracht. (3)
1) Kyllmann, Walter: Zur Einweihung des Rathauses der Gemeinde Wannsee im Jahre 1901, 20 Jahre Gemeindevertretung, Berlin 1901; Der Roland 1 (1902/03), S. 369, 375; Brasch 1926, S. 71; BusB III, S. 56; Pomplun, Kurt: Rathäuser in Berlin (= Berliner Forum 8/76), Berlin 1976, S. 27 f.; Heindel, Ingo: Geschichte des Rathauses Wannsee. In: Zehlendorf, Altes und Neues von Menschen, Landschaften und Bauwerkern (= Jahrbuch des Heimatvereins Zehlendorf 2005), Berlin-Zehlendorf 2004, S. 75-84.
2) Siehe die zur gleichen Zeit entstandenen Rathäuser in Köpenick, Lichtenberg, Schmargendorf und Steglitz.
3) 1913-16 Umbauten im Innern, 1922 Ausbau des Dachgeschosses zu Wohnzwecken, 1947 Behebung der Kriegsschäden, 1950 Instandsetzung, wobei das spitze Helmdach des Eckturmes durch ein Flachdach ersetzt wurde. 1986-87 Grundsanierung mit neuem Spitzdach des Turmes, Umbauten im Inneren für die Einrichtung einer Kindertagesstätte und für ein Jugendfreizeitheim mit Café, Werkstätten und Musikräumen.
Literatur:
- Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 67f.
- Der Roland 1 (1902/1903) / Seite 369, 375
- BusB III 1966 / Seite 56
- Berliner Forum (1976) 8 / Seite 27f.
- Jahrbuch des Heimatvereins Zehlendorf 2005 / Seite 75-84
- Barsch 1926 / Seite 71
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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