Denkmaldatenbank

Landarbeiterhaus

Obj.-Dok.-Nr. 09075549
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Johannes-Niemeyer-Weg 12A
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Stall
Datierung 1834-1835
Ausführung Schmidt, Carl Gottfried

Am besten veranschaulicht diese bescheidene ländliche Lebensform noch die Bebauung auf dem Grundstück Johannes-Niemeyer-Weg 12A. (1) Wohnhaus und Stall entstanden im Kern 1834-35 für Carl Gottfried Schmidt, der auch die Ausführung übernahm. Noch deutlich zeichnet sich am Wohnhaus der dreiachsige Ursprungsbau ab, während linksseitig ein um 1875 erfolgter Anbau mit Dachhäuschen erkennbar ist. Mit der Erweiterung von 1900 auf der Hofseite bildete sich der heutige L-förmige Grundriss. Die anfängliche Raumgliederung entsprach mit Stube, Küche und Kammer dem Typ märkischer Landarbeiterhäuser, wie sie zur Zeit Friedrichs II. für Kolonisten an vielen Orten errichtet wurden. Lediglich der Einbau eines Alkovens scheint hier außergewöhnlich zu sein, während die vom Eingangsflur weggerückte Schwarze Küche bereits eine typologische Weiterentwicklung erkennen lässt. Auch von den ehemaligen Lehm-Pisé-Wänden und den zum Teil in Fachwerk ausgeführten Giebeln hat sich ein Großteil bewahrt, was für diese Konstruktionstechnik im Berliner Raum äußerst selten ist. (2) Mit dem parallel zum Wohnhaus aufgestellten Stall, dessen Lehm- und Fachwerkwände durch massive Ausführungen in Ziegel ersetzt wurden, hat sich hier ein Dokument der ersten Siedlungsphase Steinstückens bewahrt.

Im Nachbargebäude Johannes-Niemeyer-Weg 16 ließ sich der Bahnwärter Gottfried Schmidt, wohl der Sohn des Koloniegründers, vom Mauermeister Wilhelm Mangelsdorff 1873 ein neues Wohnhaus erbauen; 1875 kam rückwärtig ein kleines Stallgebäude mit einem Scheunenteil hinzu. Beide Gebäude verkörpern die ab Mitte des 19. Jahrhunderts sich wandelnde Hausform und Konstruktionsweise: Sie sind als verputzte Mauerwerksbauten ausgeführt. (3) Beide Gebäude entsprechen in ihrer bescheidenen dörflichen Erscheinung im Maßstab der ersten Koloniehäuser. (4) Auch auf der ehemals benachbarten Parzelle der Arbeiterfamilie Weiß, Johannes-Niemeyer-Weg 20, standen in Lehm-Pisé-Technik ausgeführte Wohn- und Stallgebäude. Sie wurden sukzessive im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts durch massive Mauerwerksbauten ersetzt. 1892 baute der Maurermeister Hermann Weiss für sich selbst das einzige heute noch auf dem Grundstück vorhandene Wohnhaus.


1) Ehemals Steinstraße 46.

2) Nur der westliche Giebel ist um 1875 massiv unterfangen worden.

3) Das Stallgebäude soll auch Handstrich-Lehmziegel aufweisen.

4) 1878 wurde das Wohnhaus in Längsrichtung - auf der westlichen Giebelseite - um einen Meter auf insgesamt 13 Meter verlängert.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 159

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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