Denkmaldatenbank

Kirche St. Peter und Paul

Obj.-Dok.-Nr. 09075547
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Nikolskoer Weg 17
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kirche
Entwurf 1834
Fertigstellung 1837
Entwurf Stüler, Friedrich August (Architekt)
Ausführung Schadow, Albert Dietrich

Als Aussichtspunkt auf die Havellandschaft und zugleich als Point de vue vom Wasser und von der Pfaueninsel wurde auch der Standort für die Kirche St. Peter und Paul, Nikolskoer Weg 17, östlich des Blockhauses ausgewählt. (1) Wie dieses gab Friedrich Wilhelm III. den Kirchenbau 1832 als Geschenk für seine Tochter Charlotte und als Reverenz an ihren Ehemann, den Zaren Nikolaus I., in Auftrag. Der mit russischen Stilelementen wie Zwiebelturm und holzgeschnitzter Vorhalle geschmückte Rohziegelbau wurde nach Entwurf von Friedrich August Stüler und unter Einflussnahme des Kronprinzen Friedrich Wilhelm 1834-37 von Albert Dietrich Schadow ausgeführt. (2) Mit einem weithin hörbaren Glockenspiel verbreitet die Kirche wechselnde Melodien und Geläut als "Klangstaffage" in die Umgebung. (3) In Verbindung mit Friedhof und Schule am Nikolskoer Weg diente St. Peter und Paul zudem als Pfarrkirche für die Bewohner der Pfaueninsel und des Dorfes Klein-Glienicke. (4) Mit ihrer einzigartigen Lage und ihrer gekonnt in die Landschaft eingepassten architektonischen Gestaltung gilt die weitgehend unverändert erhaltene Kirche als eines der bedeutendsten Beispiele in der Nachfolge von Karl Friedrich Schinkels 1828-32 entworfenen Vorstadtkirchen. (5)

Der schlichte helle Ziegelbau, eine einschiffige Saalkirche mit halbrunder Apsis, erhielt an der dem Wasser zugewandten Schauseite einen flachen Vorbau für das Eingangsportal, die Klangarkaden des Glockenspiels und den achteckigen Turmaufsatz mit Zwiebelkuppel. Die geschnitzte hölzerne Vorhalle für das rundbogige Portal und eine Fensterrose mit Uhr sind die einzigen Unterbrechungen der ansonsten bis zu den sechs Rundbögen der Schallöffnungen ungegliederten Wandfläche. Bis auf die Zitate russischer Architekturdetails zeigt das Bauwerk mit seinen kubischen Formen, den Rundbogenfenstern und einfachen roten Ziegelornamenten eine eher italienisch inspirierte Gestaltung. Der Innenraum ist mit dreiseitigen Holzemporen und flacher Holzbalkendecke sowie mit Wandgliederungen in lichten Weiß-, Grau- und Violetttönen ausgestattet. Auch hier erzeugen Symmetrie und geometrische Grundformen wie die Tonnengewölbe für Altarraum und Orgelempore, die Kreisfenster, die quadratischen Wandfelder oder die achteckigen Emporenstützen eine klare Gliederung. Malereien an Wandflächen und Emporenstützen stammen vom Maler Bernhard Wilhelm Rosendahl, zwei römische Mosaikmedaillons an der Kanzel, die im 18. Jahrhundert in den Besitz Friedrichs I. kamen, stellen Petrus und Paulus dar. (6) In der von Ludwig Persius entworfenen und von Franz Haeberlin 1877 ausgeführten Gruft unter dem Kirchenraum sind neben anderen Prinz Carl, seine Frau Marie und ihr Sohn Prinz Friedrich Karl beigesetzt. (7)


1) BusB VI, S. 53 ff., 361; Ribbe, Wolfgang: St. Peter und Paul auf Nikolskoe, Passau 2004; Mielke 1991, S. 119 f., 467; Heidemann 1987; Behrend, Horst: St. Peter und Paul auf Nikolskoe, Berlin 1976, S. 28 ff.; Schmidt, Fritz: 100 Jahre St. Peter und Paul auf Nikolskoe, Berlin 1937; Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, vollständige Ausgabe in 5 Bdn., Bd. 5: Fünf Schlösser (1889), München 1977, S. 392 ff. Die Kirche St. Peter und Paul und die Sacrower Heilandskirche sind die einzigen protestantischen Kirchen Berlin-Brandenburgs, die nicht in einer dörflichen oder städtischen Umgebung, sondern mitten in der Landschaft stehen.

2) Albert Dietrich Schadow (1797-1869) baute auch das Pfarrhaus in Klein-Glienicke. Friedrich August Stüler (1800-1865), Nachfolger von Schinkel und Persius in der Oberbaudeputation, baute in Berlin u.a. das Neue Museum und mehrere Kirchen. Vgl. Bohle-Heintzenberg 1997, S. 74 f.

3) Das verlorene Glockenspiel war in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ersetzt durch eine Tonbandaufnahme des Glockenspiels der zerstörten Potsdamer Garnisonkirche mit der Melodie "Üb immer Treu und Redlichkeit". Seit 1985 gibt es neue Glocken, seit 1994 eine neue Steuerungsanlage. Jeden Tag um 12 Uhr werden "Üb immer Treu und Redlichkeit" sowie "Lobet den Herrn", zu jeder vollen Stunde zwischen 10 Uhr und Sonnenuntergang wechselnde Choräle gespielt. Vgl. Ribbe, Wolfgang: St. Peter und Paul auf Nikolskoe, Passau 2004, S. 17 f.

4) Kritzinger, Wilhelm: Geschichte der Parochie Klein-Glienicke 1837-1887. In: Heidemann 1987, S. 9 ff.; Henning, Eckart: Vom Königshaus zum Kirchenkreis. Patronat und parochiale Zuordnung der Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe. In: Heidemann 1987, S. 207 ff.

5) Für Küsterei und Gemeinderaum wurde 1957 ein schlichter eingeschossiger Anbau an der Westseite der Kirche vom Architekten Alexander Hunecke angefügt. Vgl. Kitschke, Andreas: Planungs- und Baugeschichte der Kirche. In: Heidemann 1987, S. 34; historische Ansichtskarte mit Angaben zu Architekt und Baudatum (Archiv Eberhard Finger).

6) Die Glasfenster, im Zweiten Weltkrieg zerstört und zunächst nur provisorisch wiederhergestellt, sind 1988 in ihrer alten Farbigkeit erneuert worden. Zur Ausstattung siehe: Heidemann, Wilfried M.: St. Peter und Paul auf Nikolskoe, Führungsbroschüre, Berlin o. J. (auch unter www.kirche-nikolskoe.de, zuletzt geprüft am 01.03.2013).

7) Heidemann 1987, S. 31 f.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 184
  • BusB VI 1997 / Seite 53 ff., 361
  • Ribbe, Wolfgang: St. Peter und Paul auf Nikolskoe, Passau 2004 / Seite 17
  • Mielke, Friedrich: Potsdamer Baukunst, Berlin 1991 / Seite 119 f., 467
  • Behrend, Horst: St. Peter und Paul auf Nikolskoe, Berlin 1976 / Seite 28 ff.
  • Schmidt, Fritz: 100 Jahre St. Peter und Paul auf Nikolskoe, Berlin 1937Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Bd. 5: Fünf Schlösser (1889), München 1977 / Seite 392 ff
  • Bohle-Heintzenberg: Architektur und Schönheit, Berlin 1997 / Seite 74 f
  • Kritzinger, Wilhelm: Geschichte der Parochie Klein-Glienicke 1837-1887, in: Heidemann, Wilfried, Berlin 1987 / Seite 9 ff
  • Henning, Eckart: Vom Königshaus zum Kirchenkreis. Patronat und parochiale Zuordnung der Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe, in: Heidemann, Wilfried, Berlin 1987 / Seite 207 ff
  • Kitschke, Andreas: Planungs- und Baugeschichte der Kirche, in: Heidemann, Wilfried, Berlin 1987 / Seite 34
  • Evangelische Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe: St. Peter und Paul auf Nikolskoe - UNESCO Weltkulturerbe / Seite https://www.kirche-nikolskoe.de/startseite.html

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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