Denkmaldatenbank

Wirtschaftsgebäude Glienicker Straße 17A

Obj.-Dok.-Nr. 09075540
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Glienicker Straße 17A
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wirtschaftsgebäude
Datierung 1920-1921
Entwurf Imberg, Paul
Bauherr Baumann, Gustav
Ausführung Emil Heinicke AG

Noch in Sichtweite des Dorfkerns liegt auf dem hinteren Teil des Grundstücks Glienicker Straße 17A eines wegen seiner außergewöhnlichen Gestaltung und besonderen Nutzungsgeschichte originellsten Häuser von Stolpe. Der heute als Wohnhaus genutzte Bau entstand 1920-21 als Wirtschaftsgebäude mit Wagenremise, Stallungen, Waschküche und Kutscherwohnung. Bauherr war der Fabrikant Gustav Baumann, der in Stolpe einen ländlichen Sommerwohnsitz besaß. (1) Für seine Fahrten zum Wannseer Bahnhof benötigte er eine Remise zur Unterbringung von Pferd und Wagen, die auch eine Kutscherwohnung im Obergeschoss aufnehmen sollte. Baumann beauftragte den Dahlemer Architekten Paul Imberg mit dem Entwurf eines entsprechenden Gebäudes, das längs der westlichen Grundstücksgrenze zur Aufstellung kam. Da kurz nach dem Ersten Weltkrieg viele Baustoffe wie Eisen und Ziegel kontingentiert waren, musste der Bau vollständig aus "nicht beschlagnahmten Materialien ausgeführt" werden. (2) So erklären sich wohl auch die verwendeten verschiedenen Baustoffe und die unterschiedliche Konstruktionsweise des Gebäudes: der Haussockel aus Kalkbruchsteinen - nur die Umfassungswände des früheren Pferdestalles und der Giebel an der Nachbargrenze aus Ziegeln und Putz -, die übrigen Teile in Fachwerk mit einer Verkleidung aus Schiefer und Bretterschalung, die Felder des Fachwerks in Wickelstaken ausgefüllt, passend dazu das Dach Schiefer gedeckt. Damit gelang es Imberg, trotz oder vielleicht gerade wegen der Baustoffknappheit zu einer unkonventionellen Baulösung zu kommen, die einer Einbindung des Hauses in das dörfliche Umfeld gerecht wird und die auch die vielfältige Nutzung des Wirtschaftsgebäudes vermittelt. Sie ist nicht zuletzt wegen der verschachtelten Baukörpergliederung mit vorgezogenen, giebelständigen Hausteilen bis heute ablesbar, obwohl es Ende der 1920er Jahre zu einem Umbau in ein Wohnhaus kam. Der damalige Ausbau beließ das äußere Erscheinungsbild, das zwischen Landhaus und dörflichem Gebäude zu vermitteln sucht. So fügt sich der Bau noch heute in das ländlich geprägte Umfeld ein, ohne vordergründig dörfliche Bauformen zu übernehmen.


1) Das Sommerhaus von Gustav Baumann lag vermutlich nicht weit entfernt auf den Grundstück Seeweg 5 (heute Stölpchenweg) am Stölpchensee.

2) Bauschreibung von Gustav Baumann vom 7. Mai 1920. In: Bauakte Glienicker Straße 15/17, Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, Stadtplanungsamt.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 74

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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