Denkmaldatenbank

Wohnhaus Conradstraße 1 Potsdamer Straße 5

Obj.-Dok.-Nr. 09075535
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Conradstraße 1

Potsdamer Straße 5
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Entwurf 1870
Fertigstellung 1871
Umbau 1886, 1889
Entwurf Stegmüller, Paul (Architekt)
Bauherr Conrad, Wilhelm (Bankier)
Bauherr Koch, Rudolf (Bankier)
Bauherr Pringsheim, Rudolf
Entwurf Ende und Böckmann (Architekt)

(...). Wilhelm Conrad ließ sie 1871 als Sommerhaus für Kaufinteressenten aus Berlin errichten. Das Wohnhaus Conradstraße 1 befand sich ursprünglich in der Mitte eines großen, von der Straße Am kleinen Wannsee bis zur Königstraße reichenden Grundstücks, das ferner mit Remise, Wirtschaftsgebäude, Schuppen und Treibhaus bebaut war. (1) Es entstand nach einem Entwurf von Ende & Böckmann aus dem Jahr 1870 und zählt wie die Villa Becker in der Conradstraße 13 zu den sehr wenigen heute noch erhaltenen Villen der renommierten Architektengemeinschaft. Wilhelm Conrad veräußerte die Villa 1881 an den Bankier Rudolf Koch. 1889 wurde sie von Rudolf und Paula Pringsheim, den Großeltern von Katia Mann erworben, die lange Zeit Namen gebend für die Villa waren ("Pringsheimsches Grundstück"). Unter den neuen Eigentümern erfolgten 1886 und 1889 Um- und Erweiterungsbauten durch Hermann Endes Schwiegersohn Paul Stegmüller, der von 1878-88 eine Ateliergemeinschaft mit Ernst von Ihne, einem weiteren bedeutenden Architekten des Kaiserreiches, unterhielt (Ihne & Stegmüller). Stegmüller gelang es, einen vielgliedrigen, malerischen Baukörper mit bewegter, in Schiefer gedeckter Dachlandschaft zu schaffen, der eine harmonische Einheit mit dem Ursprungsbau bildet. Die roten Backsteinfassaden sind durch gelbe Backsteinornamente sowie Fachwerkelemente und reiches Holzzierwerk an Erkern, Balkonbrüstungen und Loggien geschmückt. Die feingliedrigen Fenster werden mitunter von Holzsäulchen eingefasst oder besitzen farbige Rahmungen. Auch im Gebäudeinneren sind noch originale Ausstattungsstücke erhalten. Trotz des 1936 erfolgten Umbaus zum Mehrfamilienhaus und der 1961 durchgeführten Grundstücksparzellierung zeigt die Villa Pringsheim immer noch ein harmonisches Erscheinungsbild. Sie ist ein wichtiger Vertreter des von Hermann Ende aus dem Grundriss entwickelten malerischen Wohnhauses, in dessen Gestaltung Einflüsse englischer Cottages ebenso zu spüren sind wie die der Fachwerkarchitektur des 16. Jahrhunderts. Dies belegt nicht zuletzt ihre Ähnlichkeit zu Hermann Endes eigener Villa in Berlin-Tiergarten von 1865, deren Erscheinungsbild in der Potsdamer Villa Gericke - einer reichlich mit Spolien und vielen Details versehenen Kopie des Tiergartener Wohnhauses - erhalten ist. (2) Auf dem seeseitig gegenüberliegenden Grundstück Am Kleinen Wannsee 6-6A hatten der Architekt Hermann Ende und seine Frau Auguste sich 1871 ein eigenes Sommerhaus gebaut, eine malerische Neorenaissance-Villa, die sie nach Erweiterung 1884 als ständigen Wohnsitz bezogen. (3) Auch dieses zweite Wohnhaus Endes ist nicht mehr vorhanden, wodurch der Villa Pringsheim eine noch größere Bedeutung zukommt.


1) Heinisch/Schumacher 1988, S. 181 f.; Brönner 2009, S. 136 f., 295, 298.

2) Zur Villa Gericke siehe: Brönner, Wolfgang/Strauss, Jürgen: Bürgerliche Villen in Potsdam, Potsdam 2000, S. 27 ff.

3) Heinisch/Schumacher 1988, S. 166 ff. Eine Beschreibung des Hauses gibt Brasch 1926, S. 63 f.; Bauakten, Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, Bau- und Wohnungsaufsicht.

Literatur:

  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 79
  • Heinisch/Schumacher: Colonie Alsen, Berlin 1988 / Seite 166ff, 181 f
  • Brönner, Wolfgang: Die bürglerliche Villa in Deutschland 1830-1890, Worms 2009 / Seite 136 f., 295, 298
  • Brönner, Wolfgang; Strauss, Jürgen: Bürgerliche Villen in Potsdam, Potsdam 2000 / Seite 27 ff

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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