Denkmaldatenbank

Wohnhaus, Atelier Bismarckstraße 69

Obj.-Dok.-Nr. 09075533
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Bismarckstraße 69
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Atelier
Datierung 1936-1937
Entwurf Harting, Werner (Architekt)
Bauherr Posner, Else
Ausführung Anhalt (Baugeschäft)

Auf dem Grundstück Bismarckstraße 69 entstand 1936-37 ein herausragendes Wohnhaus mit Atelier. Der Architekt Werner Harting entwarf das drei Wohneinheiten aufnehmende Haus für die Pianistin Prof. Else Posner und sich selbst. Der weiß geschlämmte Backsteinbau mit schlichten, blaugrau gestrichenen Fenstern besitzt eine zeitlose sachliche Formgebung, die an die moderne Architektursprache der 1920er Jahre anschließt. Die Walmdächer mit roter Hohlpfannendeckung sind eine Konzession an die Anforderungen der Baupolizei, die ab 1933 im Wohnhausbau flache Dächer ausschloss. Die Eingänge zu den Wohnungen liegen an der Ostseite des Hauses, der eine hölzerne Pergola vorgestellt ist. An der Straßenseite befindet sich die eingeschossige Wohnung der Pianistin mit einer großzügigen, nach Süden zum Garten orientierten offenen Raumfolge von Wohnraum, halbkreisförmigem Musikzimmer und Essraum. Ein Schlafraum, Bad und Küche liegen an der Nordseite. Darüber ist eine kleine Hausmeisterwohnung angeordnet. Zur Bahntrasse hin erstreckt sich, an der Nordseite leicht vorspringend mit separatem Eingang außerhalb der Pergola, das zweigeschossige Atelier des Architekten mit galerieartigem Sitzplatz im Obergeschoss. Werner Harting fand hier eine ausgezeichnete räumliche Konzeption, die für jeden Bewohner eigene ungestörte Bereiche wahrte. So ist die Erdgeschosswohnung mit einer der Rundung des Musikzimmers folgenden Terrasse nach der südlichen Gartenseite ausgerichtet, während das dorthin fensterlose Atelier sich mit einem zweigeschossigen Fenster und einer halbrunden Terrasse an der Giebelseite nach Osten zu einem von einer Kalksteinmauer gerahmten Gartenteil öffnet. Die Hausmeisterwohnung wiederum ist nur zur Nordseite orientiert. Auch bei der sachlich-gediegenen Innenausstattung mit Böden und Einbaumöbeln aus Mooreiche bewies Harting eine stilsichere Hand. In seiner bemerkenswerten künstlerischen Gestaltung ist das Gebäude insbesondere den Häusern Egon Eiermanns, aber auch Hans Scharouns aus den 1930er Jahren vergleichbar, die in dieser Zeit ebenfalls unkonventionelle Innenräume in konventionellen Hüllen schufen. (1) Werner Harting, der bis zu seinem Tod im Hause wohnte, fügte 1970 einen Aufzug an der Gartenseite hinzu, der sich durch seine Gestaltung wie ein Kamin harmonisch in die Anlage einordnet. (2)


1) Haus Bolle in Dahlem (1934/35), Haus Steingroever in Westend und Haus Matthies in Babelsberg (beide 1936/37) von Egon Eiermann; Häuser Moll (1936/37), Möller (1937), Mohrmann (1939) und Endell (1939/40), Am Kleinen Wannsee 30B von Hans Scharoun.

2) Mündliche Mitteilung von Karola Sperlich. Über Werner Harting (1904-1987) ist nur wenig bekannt, nach 1945 war er kurze Zeit am Bauhaus Weimar tätig, 1949 mit der Wiederaufbauplanung des Berliner Zeughauses befasst. Werkauswahl Berlin: Weißensee, Tassostraße 6-7, Wohnanlage mit Vorgärten, 1937-38; Wedding: Wohnanlagen am Nachtigalplatz, 1937-39 mit Wolfgang Werner; Gemeindehaus der ev. Sühne-Christi-Kirche in Charlottenburg-Nord 1956; Neukölln, Gemeindehaus und Kindertagesstätte Karl-Marx-Straße 197,1957-58.

Literatur:

  • H./ Doppelhaus am Kleinen Wannsee in
    Baumeister 35 (1937) / Seite 286-289
  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 153
  • Zechlin/ Ein Doppelhaus, in dem der Architekt selbst wohnt in
    Bauwelt 28 (1937) / Seite 547-554
  • Ll./ Architekten als Bauherren in
    Monatshefte für Baukunst und Städtebau 21 (1937) / Seite 395
  • Z./ Architekten als Bauherren in
    Monatshefte für Baukunst und Städtebau 21 (1937) / Seite 409-416
  • Schmitz, Frank: Landhäuser, Berlin 2005

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen